19. Münchner Feuerwehrsymposium – Ausverkauftes Haus und Gänsehaut bei den Vorträgen

Foto: Branddirektion München

Mit mehr als 300 Besuchern war das diesjährige Feuerwehrsymposium des Stadtfeuerwehrverbandes München bis auf den letzten Platz ausverkauft. Die jährliche Fachtagung erlangt immer mehr an Bedeutung in Fachkreisen, so ist es auch nicht verwunderlich, dass die Besucher weit über die bayerischen Grenzen hinaus zur Versicherungskammer Bayern strömten. Am Samstag den 5. November 2016 war es wieder so weit und die Tagesordnung ließ auf eine gute Mischung aus Fachthemen und Einsatzschilderungen hoffen.

Feuerwehrbedarfsplanung, Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen und das Verhalten von Druckgasbehältern im Feuer stellten Teil 1 der Tagung dar. Oberbranddirektor Wolfgang Schäuble, Dienstellenleiter der Berufsfeuerwehr München und Vorsitzender des Stadtfeuerwehrverbands sowie der Vertreter der Versicherungskammer Bayern, Herrn Ramsl eröffneten die Veranstaltung mit einer kurzen Begrüßung. Den Tag moderierte Herr Oliver Bendixen vom Bayerischen Rundfunk. Er eröffnete mit der lateinischen Übersetzung des Wortes Symposium – „Reden über gemeinsam erlebte Abenteuer“.

Feuerwehrbedarfsplanung
Holger Müller von der Berufsfeuerwehr München ist der Projektleiter für Feuerwehrbedarfsplanung bei der Landeshauptstadt München. Er erläuterte dem Publikum die Möglichkeiten zur Aufstellung eines Feuerwehrbedarfsplan, welche Einflüsse eine Rollen spielen, aber auch mit welchen Schwierigkeiten die Sachbearbeiter damit in der Planung und Umsetzung zu kämpfen haben.

Die Frage, ob in Bayern die Rauchmelderpflicht in die Bedarfsplanung der Feuerwehren mit ein berechnet wird, beantwortete der Abteilungsleiter der Abteilung Vorbeugender Brandschutz bei der Berufsfeuerwehr München, Peter Bachmeier. Dieser bestätigte den, nicht zur Diskussion stehenden Nutzen von Rauchmeldern, stellte aber deutlich heraus, dass Rauchmelder keine Feuerwehrkräfte, keine Feuerwehrfahrzeuge und auch keine Feuerwachen ersetzen können.

Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen
Einen sehr lebhaften und durchaus unterhaltsamen Vortrag bekamen die Tagungsteilnehmer von Günther Pinkenburg, Fachanwalt für IT- und Vergaberecht präsentiert. Der Referent, welcher mit Leib und Seele auch Feuerwehrmann ist, erklärte den Teilnehmern die Grundlagen bei Beschaffungen im Feuerwehrwesen. Er gab den Feuerwehrleuten zusätzlich einige Kniffe für ihre Beschaffung mit auf den Weg. Die Struktur des Vergaberechts, das Leistungsbestimmungsrecht, aber auch ein transparentes Bewertungsvorgehen wurden thematisiert. „Cooles Aussehen oder eine sortenreine Ausrichtung des Fuhrparks ist nicht empfehlenswert und zweckdienlich als Begründung einer Beschaffung“ – Zitat Pinkenberg.

Verhalten von Druckgasflaschen im Feuer
Dieses für Feuerwehren überaus wichtige Thema, wurde von zwei Referenten der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), in persona Herrn Dr. Kai Holtappels und Herrn Dr. Rico Tschirschwitz bearbeitet. Die beiden Spezialisten im Umgang mit Gasen, erklärten den Zuhörern die Aufgaben ihrer Dienststelle und erläuterten ihre tägliche Arbeit. Dr. Holtappels referierte über Acetylen, die Lagerung solcher Gasflaschen und erklärte in der Theorie die Reaktion einer Gasflasche welche mit Feuer beaufschlagt wird. Dr. Tschirschwitz wiederum zeigte auf beeindruckende Art und Weise mit Hilfe von etlichen Videos, wie Druckgasbehälter auf Feuer reagieren und welche Sicherheitszonen, aufgrund von Trümmerwurf, unbedingt eingehalten werden müssen. Aufgrund der detaillierten Aufarbeitung dieses Themas durch die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, konnten die beiden Referenten den Zuhörern sehr eindrucksvolle Videos und verlässliche Daten liefern.

Terroranschläge von Paris
Eingeladen war Oberst Gilles Malié, welcher von Oberbanddirektor Schäuble als ein „Freund des Hauses“ angekündigt wurde. Der Oberst setzt sich schon seit langem für eine gute Zusammenarbeit der Pariser Feuerwehr und der Feuerwehr München ein. „Es gibt viel zu Tun in der Stadt, schon ohne Terroranschläge“ referierte Maliè und wies auf etwa 1250 Einsätze der „Brigade de sapeurs-pompiers de Paris“ (BSPP) pro Tag hin. Dann ging der Oberst auf die Anschläge vom 13. November 2015 ein. Die Aufmerksamkeit des Publikums war spürbar. Sprichwörtlich hätte man eine Stecknadel fallen hören, als Oberst Malié über die 7 Terroranschläge in Paris und der näheren Umgebung zu erzählen begann.

Oberst Malié nannte die Terroristen „den Wolf im Schafspelz“. Er bezog diese Aussage darauf, dass die französischen Behörden nicht wussten, ob die anfänglich „kleinen“ Anschläge im Umfeld von Paris nur eine Ablenkung der Einsatzkräfte von den danach folgenden, schweren Angriffen im Herzen der französischen Hauptstadt waren. Er legte sehr deutlich dar, dass die Feuerwehr Paris sich seit längerer Zeit schon mit dem Thema Terrorangriffe beschäftigt hat, aber für so ein Szenario niemals eine Musterlösung entworfen werden kann.

Amoklage in München 2016
Für eine Schilderung der Einsatzmaßnahmen welche aufgrund des Amoklaufs vom Freitag den 22. Juli 2016 eingeleitet wurden, waren die Brandoberräte Stephan Rudolph und Florian Petz sowie der Brandamtmann Michael Storz auf die Bühne gekommen. Diese drei Feuerwehrbeamten besetzen am besagten Abend die Führungsdienstgrade der Branddirektion München.

Anfangs gab Florian Petz, an diesem Tag Lagedienstführer in der Integrierten Leitstelle, einen Eindruck über die Geschehnisse. Er schilderte seine Eindrücke und Gedanken und verdeutlichte den Tagungsteilnehmer die Tragik mit einem Amateurvideo des Amoklaufs. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war das vollbesetzte Casino der Versicherungskammer München in absolute Stille gehüllt. Petz erläuterte seine Maßnahmen, die er als diensthabender Lagedienstführer getroffen hatte. Als nächster referierte Brandoberrat Stephan Rudolf, der Direktionsdienst des 22. Juli. Rudolph machte die Tagungsteilnehmer mit den Örtlichkeiten um das Olympia Einkaufszentrum und das betroffene Schnellrestaurant vertraut.

Der Direktionsleiter der Direktion Nord der BF München, erklärte die Aufgaben des Einsatzführungsdienstes bei einem Massenanfall von Verletzten. Dieses Konzept ist ähnlich zu bewerten, wie der „Alpha Rote Plan“ der Feuerwehr Paris, den die Kollegen bei der Abarbeitung der Terroranschlägen von Paris zu Grunde legten. Rudolph zeigte beeindruckende aber gleichzeitig auch schockierende Bilder, welche die Besucher in die Situation seiner Ankunft an der Einsatzstelle am OEZ versetzen sollten. Ein eingespielter Telefonmitschnitt des ersten an der Einsatzstelle eingetroffenen Rettungsassistenten der BF bereitete den Zuhörern Gänsehaut.

Im weiteren Vortrag ging der Brandoberrat auf die sofort eingeleitete Presse- und Medienarbeit und die Vorbereitungen für die Nachsorge der Einsatzkräfte ein. Abschließend wurde der Organisatorische Leiter Rettungsdienst (OrgL) , Herr Storz, ebenfalls von der Berufsfeuerwehr München, auf die Bühne gebeten.
Dieser legte seine Eindrücke, aus der Sicht als OrgL dar und versuchte seine eingeleiteten Maßnahmen Schritt für Schritt zu erklären. Herr Storz lobte die großartige Leistung der Kollegen aus dem Rettungsdienst. Um diesem Lob noch mehr Gewicht zu verleihen, zählte er ein paar Zahlen seiner Einsatzmittel die im Dienst waren auf.

Mit diesen Eindrücken sowie einem Schlusswort von Oberbranddirektor Schäuble wurde das Feuerwehrsymposium 2016 geschlossen.

Der Stadtfeuerwehrverband würde sich freuen Sie beim 20. Münchner Feuerwehrsymposium im November 2017 begrüßen zu dürfen.