39. Filmschoolfest Munich vom 17. – 23. November 2019

39. Filmschoolfest Munich vom 17. - 23. November 2019

Das diesjährige Motto des Festivals lautet „Framing the Future“ und stellt die Frage(n): Wie schauen wir in die Zukunft? Und wie können (Kurz-)Filme dazu beitragen, die Chancen und Gefahren der Zukunft aufzuzeigen? Dabei greifen die Werke der jungen Regisseur*innen auf unterschiedlichste Themen, Ansätze und Gestaltungsmöglichkeiten zurück.
 
42 Filme aus 23 Ländern und von 34 Filmhochschulen schickt die Auswahl-Jury (bestehend aus Leonie Stade, Neven Samardžić und Egle Cepaite) dieses Jahr in den Wettbewerb, darunter 28 Spielfilme, neun Dokumentarfilme und fünf Animationsfilme. Sie stammen aus Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Ecuador, Finnland, Frankreich, Hongkong, Indien, Israel, Kanada, Myanmar, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz, Singapur, Slowakei, Spanien, Türkei, Ungarn und USA. So breit wie das geografische ist dabei auch das thematische Spektrum, das die kurzen und mittellangen Filme abdecken.
 
„Die Jugend ist in Bewegung, insbesondere auf den Plätzen und in den Straßen der Großstädte bei den „Fridays for Future“-Demonstrationen. Aber auch im Kino werden vermehrt junge, frische Stimmen laut, die nicht auf bloßes Entertainment aus sind, sondern auf globale gesellschaftliche Themen klug und aufschlussreich Bezug nehmen. In ihren Kurzfilmen setzen sich Filmstudent*innen aus aller Welt verstärkt mit unserer konfliktreichen Zeit auseinander und finden dabei oft das Politische im Privaten. Ich freue mich sehr, dass wir viele der jungen Regisseur*innen nach München einladen konnten. So können sie ihre Filme persönlich vorstellen und mit dem Publikum in direktem Austausch diskutieren“, so Festivalleiterin Diana Iljine.
 
ZU DEN FILMEN IM WETTBEWERB
 
Weibliches Selbstbewusstsein
In einer Hinsicht scheinen sich viele der Kurzfilme einig zu sein: „The future is female“. Alte Normen und Verhaltensmuster werden aufgebrochen; neue Selbstverständlichkeiten bilden sich allmählich heraus. Das fängt schon im Kindesalter an, wie etwa „Wedding Night“ aus Finnland zeigt, wo die Hochzeit zwischen zwei Puppen nicht gerade traditionell abläuft. „Früh übt sich“ ist auch das Motto der Mädchenbande, die im norwegischen „She-Pack“ ein Hallenbad – und die Männer darin – in Angst und Schrecken versetzt. Sich Ungerechtigkeiten und Übergriffen entschlossen entgegenzustellen, dafür plädieren nicht wenige Filme. Ganz konkret beispielweise in Gestalt der Protagonistin von „Grey Zone“, die auf offener Straße sexuell belästigt wird und sich entscheidet, nicht einfach zur Normalität überzugehen, sondern den Täter zur Rede zu stellen. Doch auch subtilere gesellschaftliche Unterdrückungsmechanismen werden beleuchtet. „Inside Me“ thematisiert poetisch aber unsentimental das Thema Schwangerschaftsabbruch, „Upper Lip“ und „Sara’s Intimate Confessions“ behandeln derweil äußerst humorvoll den selbstbewussten und kreativen Umgang junger Frauen mit hartnäckigen Schönheitsidealen und gesellschaftlichen Erwartungshaltungen.
 
Die lieben Eltern
Unsere Eltern prägen uns, im Guten wie im Schlechten. Das Verhältnis zu den Eltern im Hier und Jetzt, aber auch der Umgang mit abwesenden Müttern oder Vätern im späteren Erwachsenenleben geben Anlass zu unterschiedlichsten Erzählungen. Der Tod eines Elternteils stellt dabei natürlich einen radikalen Einschnitt dar und stellt die Kinder vor völlig neue Herausforderungen – so etwa in „Rock Out“ aus Belgien oder „Distance“ aus China, in dem die verstorbene Mutter als Geist zurückkehrt. In „The Opposite of Love is Not Hate“ verarbeiten drei Geschwister nach dem Tod der Mutter gemeinsam die Traumata ihrer Kindheit. „Jupiter“ von der HFF München zeigt, dass man sich auch zu Lebzeiten schon von der Familie emanzipieren kann – und es manchmal sogar muss, um zu überleben. Doch auch das, was uns mit unseren Eltern verbindet, kommt zum Ausdruck. In „Blackwood“ etwa sind es die indigenen Wurzeln, die ein Band zwischen Mutter und Sohn entstehen lassen; Vater und Tochter in „Paper Bird“ helfen sich gegenseitig durch den schwierigen Alltag. Und während sich die alleinerziehende Pepa in „Ama“ liebevoll für ihre kleine Tochter Leila aufopfert, übernimmt in „All That’s Left“ der erwachsene Sohn die Pflege seiner psychisch erkrankten Mutter. Zwei Dokumentarfilme aus Fernost beschreiben komplexe Generationenkonflikte, die mitunter stellvertretend für gesamtgesellschaftliche Entwicklungen stehen: „Ships Outside My Window“ aus Indien und „The Hongkongers“. Eine humoristische Variante eines Generationenkonflikts präsentiert der israelische Kurzspielfilm „Fine“. Der Dokumentarfilm „Seeds of Deceit“ aus den Niederlanden schließlich beleuchtet das Verhältnis von Müttern und ihren Kindern unter besonders extremen Verhältnissen. Ein Fortpflanzungsmediziner hatte viele Frauen ohne deren Wissen mit seinem eigenen Samen befruchtet, was erst viele Jahre später ans Licht kam.
 
Zurück in die Gegenwart
Die Filme im diesjährigen Programm verschließen nicht die Augen vor der Realität. „Armed Lullaby“ und „A Siege“ setzen sich mit der Flucht aus bzw. dem Leben in Bürgerkriegsregionen auseinander. „Ghazaal“ erzählt vom Aufwachsen eines afghanischen Mädchens in einem türkischen Flüchtlingscamp. In Myanmar muss sich derweil der minderjährige Thant Zin als „Lost Boy“ allein in der Metropole Rangun durchschlagen. Und auch Privilegierten wird der Spiegel vorgehalten – bzw. das Smartphone: „24’58 on The Way to Dulpokanova“ konfrontiert einen mit der fatalen Gleichgültigkeit angesichts globaler Katastrophen. Der deutsche Spielfilm „Kippah“ lässt eine Schule zum Mikrokosmos einer ganzen Gesellschaft werden, die Antisemitismus duldet oder ignoriert.

DIE PREISE

Insgesamt 56.500 Euro gibt es zu gewinnen, dank der langjährigen Preisstifter – VFF Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten mbH, ARRI Arnold & Richter Cine Technik, die Familie des Produzenten Luggi Waldleitner, Film & TV Kamera, zweiB GmbH, arte, Interfilm Akademie, Freundeskreis Filmfest München und Freundeskreis Wolfgang Längsfeld e.V.. Die Preise werden am 23. November im Rahmen der Abschlussveranstaltung verliehen.
Lange Tradition haben auch die beiden Sonderwettbewerbe, „Hofbräu Trophy“ (Staatliches Hofbräuhaus in München) und „Climate Clips Award“ (Nagelschneider Stiftung). Diese Preise werden am 17. November im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung verliehen.
Weitere Informationen zu den Preisen: Preise und Preisträger.

 
 
HFF FILMSCHOOL LECTURES

An zwei Vormittagen finden in der HFF München (Bernd-Eichinger-Platz 1, Rotes Kino) jeweils um 11 Uhr die FILMSCHOOL LECTURES in Zusammenarbeit mit der HFF statt. Der Eintritt zu diesen Rahmenveranstaltungen ist frei, sie finden auf Englisch statt. Am 19.11. stellt Anja Metzger, Head of FilmCommission Bayern unter dem Titel „Bavaria! Film! Producing!“ den Filmstandort Bayern vor und beantwortet auch die Frage, welche Fördermöglichkeiten es für internationale Produktionen gibt. Am 21.11. gehen die Filmproduzenten Oliver Simon & Oda Schaefer von K5 Film / International unter dem Titel “Drinks with Don Draper. The Art of World Building.” der Frage nach, wie man einen eigenen Kosmos kreieren kann, ohne dass dieser zwei Tage später schon wieder in sich zusammenfällt.
 

HFF-SPECIALS (out of competition)

Eingerahmt wir das Programm des internationalen Wettbewerbs des FILMSCHOOLFEST MUNICH von den HFF-Specials. In diesen Programmblöcken werden aktuelle Produktionen der Hochschule für Fernsehen und Film München präsentiert.

  • HFF-Special 1: Montag, 18.11.2019, 12:00 Uhr, Filmmuseum
  • HFF-Special 2: Samstag, 23.11.2019, 12:00 Uhr, Filmmuseum

DIE ECKDATEN

Die Eröffnung des 39. FILMSCHOOLFEST MUNICH am 17. November findet in der Hochschule für Fernsehen und Film München statt. Anschließend werden die Festivalfilme in zehn Programmblöcken vom 18. bis 23. November im Filmmuseum München, St. Jakobs-Platz 1, gezeigt.
 
Das komplette Festivalprogramm finden Sie online unter filmschoolfest-munich.de. Das ausführliche Programmheft ist als E-paper verfügbar und liegt ab dem 6. November auch der aktuellen In München (Ausgabe #22/2019) bei. Tickets sind ab dem 17. November an der Festivalkasse im Filmmuseum (1. OG) erhältlich. Ausführliche Informationen: Tickets.