ADAC testet Park+Ride-Angebot: So schneidet München ab

ADAC testet Park+Ride-Angebot: So schneidet München ab
Quelle: ADAC

Park+Ride-Anlagen können dazu beitragen, das Verkehrsaufkommen in den Innenstädten zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund hat der ADAC 60 P+R-Anlagen in zehn deutschen Großstädten mit hohem Pendleraufkommen getestet. Vor allem München schneidet dabei sehr gut ab.

Sieger im ADAC Test ist das gebührenpflichtige Parkhaus Österfeld in Stuttgart, dicht gefolgt von den Münchner Anlagen Messestadt Ost und Fröttmaning (beide sehr gut) sowie Haus Borsigallee in Frankfurt. Schlechteste Anlage im Test ist der P+R-Platz Plovdiver Straße in Leipzig mit dem Gesamturteil sehr mangelhaft. Ein Drittel der getesteten P+R-Anlagen erhielt die Wertung gut oder sehr gut, 26 Anlagen schnitten noch mit ausreichend ab. 13 waren mangelhaft, eine sogar sehr mangelhaft. Parkhäuser wurden im Test insgesamt besser bewertet als Parkplätze. In München wurden ferner getestet (siehe Tabelle unten): Fürstenried West und Klinikum Großhadern (beide gut) sowie Karlsfeld und Neuperlach Süd (beide ausreichend).

Alexander Kreipl, verkehrs- und umweltpolitischer Sprecher des ADAC Südbayern, sieht in dem Abschneiden der Landeshauptstadt Münchens das Ergebnis durchdachter Konzepte seitens der Verantwortlichen: „P+R-Anlagen sind gerade ein Ballungsräumen wichtig, um Pendlern die Möglichkeit zu geben, ihr Fahrzeug außerhalb der hoch belasteten Innenstädte stehen zu lassen. Das Ergebnis für München ist sehr erfreulich und bestätigt die gute Arbeit der P&R GmbH – sogar das Provisorium in Neuperlach Süd hat noch eine ausreichende Bewertung erzielt.“ Kreipl sieht in dem Ergebnis Ansporn, das Angebot weiter auszubauen: „Wir fordern die Landeshauptstadt und alle Beteiligten auf, diesen Weg weiterzugehen und den Ausbau von P+R Anlagen voranzutreiben und die Vernetzung mit den Fahrplänen der öffentlichen Verkehrsmittel zu optimieren. Pendlern raten wir ihre tägliche Strecke zu prüfen, ob dort ein sinnvoller Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel an einer P+R Anlage möglich ist. Wichtig ist auch, dass die Anlagen nur benutzt werden, wenn man tatsächlich auf Bus oder Bahn umsteigt.“

In Neuperlach Süd wird nachgebessert
Wolfgang Großmann, Geschäftsführer der P&R GmbH in München, zeigt sich erfreut über das Ergebnis und versichert, weiter nachzubessern: „Wir freuen uns, dass die von uns betreuten Anlagen in München so gut abgeschnitten haben. Dies ist eine Bestätigung unserer Arbeit, die wir in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut und verbessert haben. Bei der Anlage in Neuperlach Süd ist es schade, dass hier nur die Bewertung ausreichend vergeben wurde.“ Denn auch dort sei man auf einem guten Weg: „Für diesen Standort hat der Stadtrat München den Neubau einer modernen Anlage beschlossen, der vermutlich Ende 2020 abgeschlossen sein wird. Wir sind froh, dass es dort erstmals gelungen ist, ein Provisorium umzusetzen, das für die Zwischenzeit das P+R-Angebot aufrecht erhält.

Deutschlandweit sind Autofahrer, Betreiber, Kommunen und ÖPNV gleichermaßen gefordert. Dazu sagt Gerhard Hillebrand, ADAC Vizepräsident für Verkehr: „P+R-Anlagen können Menschen, die in die Zentren von Großstädten einfahren wollen, bereits im Umland zu einem Umstieg auf den ÖPNV bewegen. Das ist sinnvoll, funktioniert aber nur, wenn die Anbindung an den ÖPNV stimmt. Takt und Kapazitäten können oft noch deutlich verbessert werden. Die Bedeutung von P+R-Anlagen wird in Zukunft noch steigen, wenn insbesondere in den Großstädten bezahlbarer Wohnraum fehlt.“

So könnte es noch besser klappen: Das fordert der ADAC
Ganz generell fordert der ADAC, beim Thema P+R dieses Thema in den Kommunen noch mehr in den Fokus zu rücken:
• P+R-Anlagen sind umso attraktiver, je besser sie an den ÖPNV angebunden sind. Hier sieht der ADAC Optimierungsbedarf vor allem hinsichtlich des Taktes, der Fahrzeugkapazität und der Festlegung der Tarifgrenzen.
• Die Anlagen sollten ausreichend bemessen sein und die Verfügbarkeit von freien Stellplätzen verbessert werden, z. B. durch eine Befristung der Parkdauer oder durch die Kopplung der Nutzungsberechtigung mit einem ÖPNV-Fahrschein um Dauerparker fernzuhalten.
• Für gut ausgelastete P+R-Anlagen am Stadtrand sollten höhere Nutzungsgebühren gelten als für Anlagen im weiter entfernten Umland. Dadurch lässt sich verhindern, dass Nutzer vielfach bis zum Stadtrand fahren. Gleichzeitig sollten die ÖPNV-Tarife so angepasst werden, dass durch das Anfahren entfernterer Anlagen keine größeren Tarifsprünge entstehen.
• Den Nutzern sollten im Internet Informationen über die P+R-Angebote sowie den ÖPNV zur Verfügung stehen (idealerweise Informationen über die Stellplatzbelegung und aktuelle Abfahrzeiten des ÖPNV).
• P+R sollte stets Baustein kommunaler Parkraumkonzepte sein und nach Möglichkeit auch das Umland mit einbeziehen.
• P+R-Anlagen müssen befestigt sein, markierte Bereiche für das Parken und Gehen aufweisen und beleuchtet sein.
• Elektromobilität gewinnt zunehmend an Bedeutung. Bei der Um- und Neuplanung von P+R- Anlagen sind daher bedarfsgerechte Lademöglichkeiten vorzusehen.
• Über Fahrgemeinschaften nachdenken: Sie sparen Geld und helfen, die knappen P+R-Plätze effizienter zu nutzen. Prüfen, ob die ÖPNV-Haltestelle an der P+R-Anlage auch zu Fuß oder per Rad bequem erreicht werden kann.

 Das sind die Ergebnisse für die 60 getesteten Anlagen im Detail.
Quelle: ADAC