ADFC kommentiert bayerische Verkehrsunfallstatistik

Rettungsdienst
Symbolbild

Der ADFC Bayern reagiert bestürzt auf die Halbjahresbilanz der bayerischen Verkehrsunfallstatistik, die Innenminister Joachim Herrmann heute vorstellte. Im ersten Halbjahr 2022 sind 32 Radfahrende in Bayern tödlich verunglückt, was einen Anstieg von 45,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Auch bei den 22 verunglückten Zufußgehenden ist mit 29,4 Prozent ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.

Bernadette Felsch, Vorsitzende des ADFC Bayern kommentiert: „Man kann nicht oft genug darauf hinweisen, dass Radfahren an sich nicht sonderlich gefährlich ist. Gefährlich sind die schlechten Rahmenbedingungen. Der erschreckende Anstieg der verunfallten Radfahrenden bestätigt leider, wie berechtigt unsere Forderungen sind, die Fahrradinfrastruktur in Bayern rasch zu verbessern.

Viele sog. „Alleinunfälle“ sind z.B. auf schlecht sichtbare Hindernisse, zu hohe Bordsteinkanten, Schlaglöcher oder Verschmutzungen zurückzuführen. Viele Abbiegeunfälle treffen gerade die Radfahrenden, die sich ganz genau an die Regeln gehalten haben und wer unter einen LKW gerät, dem helfen auch Helm und Warnweste meist nicht mehr. Trotzdem ist kaum ein LKW mit Technik ausgestattet, die solch schlimme Unfälle verhindert und trotzdem wird bis in den Kreuzungsbereich hinein geparkt und somit die Sicht versperrt.

Radverkehr wird in allen Sonntagsreden gelobt, getan wird für die Sicherheit beim Radfahren aber viel zu wenig. Die Verbesserung der Infrastruktur macht viel zu geringe Fortschritte, weil Ressourcen fehlen und Zuständigkeiten, Verfahren und Standards nicht klar geregelt sind. Deshalb ziehen sich die Planungsprozesse ewig in die Länge. Damit sich das ändert, haben wir mit unseren Bündnispartnern das Volksbegehren „Radentscheid Bayern“ initiiert. Der dafür eingereichte Gesetzentwurf soll die fehlenden Regelungen für eine beschleunigte Verbesserung der Sicherheit des Rad- und Fußverkehrs ermöglichen.”

Zu den kritisierten und gefährlichen Rahmenbedingungen gehören u.a.:

  • immer mehr Verkehr durch immer größere und schwerere Kraftfahrzeuge,
  • eine immer größere Differenz der gefahrenen Geschwindigkeiten,
  • fehlende, zugeparkte oder schlecht instand gehaltene und zu schmale Radwege, die allzu oft an Gefahrenstellen enden,
  • unübersichtliche Kreuzungen, an denen Rad- und KFZ-Verkehr zeitgleich Grün bekommen, so dass es oft zu Abbiegeunfällen kommt.

216 tödlich verunglückten Personen auf Bayerns Straßen allein im 1. Halbjahr sind 1,2 Tote in Bayern pro Tag. Auch wenn die bayerische Staatsregierung nicht mehr in der Bundesregierung ist, erwartet der ADFC Bayern, dass das Ziel der Vision Zero (d.h. keine Getöteten und Verletzten im Straßenverkehr), die im Ampelkoalitionsvertrag festgeschrieben ist, konsequent verfolgt wird. Folglich müssen besonders die ungeschützten Verkehrsteilnehmenden, also die Radfahrenden und Zufußgehenden besser geschützt werden. Die Vision Zero ist auch ein Kernziel des Volksbegehrens “Radentscheid Bayern”, für das der ADFC Bayern gemeinsam mit Verbänden und Parteien derzeit Zulassungs-Unterschriften sammelt. 

Gemeinsam mit dem bayerischen Innen- und Verkehrsministerium und dem ADAC hat der ADFC Bayern zudem kürzlich darauf aufmerksam gemacht, dass der gesetzliche Mindestabstand von 1,5 Metern innerorts bzw. 2 Metern außerorts beim Überholen von Radfahrenden eine wichtige Maßnahme für mehr Sicherheit im Mischverkehr ist. Diese Aufklärungsarbeit möchte der ADFC Bayern mit seinen Partnern gerne fortsetzen und wünscht sich, dass dieser auch kontrolliert wird.