ADFC München: Radfahren darf kein Risiko sein!

ADFC München: Radfahren darf kein Risiko sein!
Bildquelle: ADFC

Entgegen dem Trend zunehmend mehr verletzte Radfahrende

> Die Zahl der im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen in München verletzten Personen ist gesunken, die der verletzten Radfahrer:innen deutlich gestiegen.

> Die Zahl der Radunfälle ist um 8,2 Prozent auf 3420 und die Zahl der verletzten Radfahrer:innen um 8,5 Prozent auf 3089 gestiegen. 373 Radfahrende wurden schwer verletzt. Das ist ein Zuwachs von 13 Prozent.

> 2020 kamen auf Straßen in München und dem Landkreis 21 Menschen ums Leben, 7 davon auf dem Rad. 

> Der ADFC München fordert die Stadt auf, die Radinfrastruktur mit deutlich höherem Tempo und dem gestiegenen Bedarf entsprechend auszubauen.

Die Sicherheit für Radfahrende hat sich im Jahr 2020 laut heute Mittag veröffentlichten Zahlen des Polizeipräsidiums München weiter verschlechtert. Die Zahl der verletzten Radfahrer:innen stieg erneut stark an. Ein Drittel der Verkehrstoten war mit dem Fahrrad unterwegs, bayernweit war es nur ein Siebtel. Pandemiebedingt waren im vergangenen Jahr allerdings auch gut 20 Prozent mehr Radfahrer:innen in München unterwegs. Insgesamt nahm 2020 die Zahl der Verkehrsunfälle ab. Die Zahl der Radunfälle stieg jedoch um 8,2 Prozent auf 3420 und die Zahl der dabei verletzten Radfahrer:innen um 8,5 Prozent auf 3089. 373 Radfahrende wurden schwer verletzt, ein Zuwachs von 13 Prozent! Für 7 Radfahrer:innen endete der Unfall tödlich, mehr als die Hälfte davon waren über 65 Jahre, 3 sogar älter als 80 Jahre alt. 222 der Verunfallten waren mit einem Pedelec unterwegs, 25 Prozent mehr als 2019, 77 davon waren Senioren. Der ADFC München fordert seit langem ein für Radfahrende jeden Alters gefahrlos befahrbares Radwegenetz.

Andreas Schön (geb. Groh), 1. Vorsitzender des ADFC München und Sprecher des Radentscheid sagt: „Die seit der Pandemie gestiegene Begeisterung für das Radfahren darf nicht in Rekord-Unfallzahlen münden. Radfahren darf kein Risiko sein, Radfahren muss komfortabel und sicher für Menschen aller Altersgruppen und Fitnesslevel sein. Der Ausbau der Radinfrastruktur geht jedoch quälend langsam voran. Wir können nicht noch Jahrzehnte auf zeitgemäße Radwegenetze warten – wir brauchen den schnellen Ausbau jetzt!“

Hauptunfallgegner: Auto
Bei einer Kollision von einem Auto mit Radfahrer:innen und einem Personenschaden liegt die Hauptschuld in 78,6 Prozent der Fälle bei den Autofahrer:innen. LKW-Fahrer tragen sogar in 82,7 Prozent der Fälle die Schuld, und Fußgänger:innen verursachen 64,6 Prozent der Unfälle mit Radfahrenden. Bei jedem 4. Unfall hat ein rechtsabbiegender Lkw oder Pkw dem Radfahrenden die Vorfahrt genommen. Bei den Alleinunfällen, 759 im vergangenen Jahr, kommen Radfahrende auch beispielsweise durch mangelhafte Infrastruktur zu Fall – also durch Schlaglöcher, Baumwurzelaufbrüche, Abbruchkanten oder Hindernisse auf dem Radweg.

Lösungen für mehr Verkehrssicherheit
Helme und Warnwesten können zwar Unfallfolgen abmildern und Risiken verringern, sind aus Sicht des ADFC aber keine echten Lösungen für mehr Verkehrssicherheit. Denn sie tragen nicht dazu bei, die eigentlichen Unfallursachen zu bekämpfen. Um Unfallrisiken zu minimieren und Leben zu schützen sind geschützte Radwege, sichere Kreuzungen mit getrennten Ampelschaltungen und guten Sichtbeziehungen, verpflichtende LWK-Abbiegeassistenten und das konsequente Ahnden von Rad- und Gehwegparken notwendig. Auch das Schulen der Kfz-Lenker:innen wäre wichtig, das zeigen insbesondere die 135 „Dooring”-Unfälle, bei denen Autofahrer:innen ohne Schulterblick die Tür öffnen und Radfahrende dabei vom Rad stoßen.