ADFC-Radsternfahrt lockte 15.000 TeilnehmerInnen auf die Straßen

ADFC-Radsternfahrt lockte 15.000 TeilnehmerInnen auf die Straßen
Foto: © Tobias Hase / ADFC

Die Radlfans sind von mehr als 60 Startpunkten aus – bis von Ingolstadt oder Landsberg – zum Königsplatz gekommen, um für umweltverträgliche Mobilität und mehr Radlkomfort in die Pedale zu treten. Mit der kilometerlangen bunten Radlkarawane unterstreicht die Initiative „Radentscheid München“, der inzwischen rund 40 Bündnispartner angehören, die Forderung nach dem Vorrang des Radverkehrs vor dem Kfz-Verkehr. Gleich zwei parallellaufende Bürgerbegehren sollen die Landeshauptstadt München unter Zugzwang setzen: Zum einen eine attraktive und leistungsfähige Radverkehrsinfrastruktur zügig auszubauen und zum anderen einen lückenlosen, sicheren Altstadt-Radlring zu errichten.

Kundgebung mit zentralen Forderungen

Bei bestem Radlwetter und toller Stimmung bekräftigen die RednerInnen bei der Kundgebung auf dem Königsplatz die zentralen Forderungen an die Stadt: breite Radwege, stressfreie Kreuzungen, ein stadtweites, gut ausgebautes Radverkehrsnetz und ausreichend Fahrradabstellanlagen – sowie als ein konkretes Projekt den Bau eines Altstadt-Radlrings. Die Maßnahmen sollen dabei keine Grünflächen und Fußgängerbereiche verkleinern, sondern zu Lasten von Autospuren und Parkplätzen gehen.

Auf der Bühne am Königsplatz führt Moderatorin Julia von Miller souverän durch das Programm. Das Familienquartett Die Wellbappn, das die bayerische Kabarettlegende Hans Well mit seinen Kindern bildet, spielt eigens für die Sternfahrt geschaffene Songs zum Radeln und legten einen furiosen Auftritt hin. Auch die Unterbiberger Hofmusik sorgt kräftig für Stimmung und der Musikkabarettist Roland Hefter gibt sein extra komponiertes „Radlliad“ zum Besten. Sie alle unterstützten die RednerInnen des Bündnisses, die für ihre Beiträge viel Zustimmung ernteten.

Die Botschaften der RednerInnen (in Reihenfolge des Auftretens)

Martin Glöckner, Geschäftsführer Green City e.V., erklärt: „In der mit Abstand dichtbesiedeltsten Stadt Deutschlands brauchen wir zukunftsfähige Lösungen und keine Dauerstaus. 13 qm Abstellfläche für ein Privatfahrzeug ist weder sozial gerecht noch zeitgemäß. Platzsparende, umweltfreundliche und menschengerechte Mobilität passt zum weltoffenen München sehr viel besser als egozentrische Protzkisten.“

Bernadette Felsch, Landesvorsitzende des ADFC Bayern, stellt klar: „Der ADFC Bayern unterstützt die kommunale Radentscheide, denn das Rad ist auf kurzen bis mittleren Strecken das schnellste, praktischste und kostengünstigste Verkehrsmittel. Weil die Radinfrastruktur aber zu schmal, lückenhaft und sehr oft schlecht geplant ist, und weil immer mehr immer schwerere und größere Kraftfahrzeuge unterwegs sind, haben ausgerechnet diejenigen, die leise, sauber und gesund mit dem Rad unterwegs sind, das größte Unfall- und Gesundheitsrisiko. Das ist nicht fair! Deshalb müssen gute und sichere Radwege her.“

Katrin Habenschaden, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Münchener Stadtrat, führt aus: „Radfahren in München ist nichts für schwache Nerven – deswegen braucht München endlich mehr Sicherheit für die Radfahrer, ein stadtweites Radverkehrsnetz, und – als Grundvoraussetzung für all das – eine gerechte Aufteilung unseres öffentlichen Raumes. Und da das alles mit den aktuellen Mehrheiten im Münchner Stadtrat nicht möglich ist, engagiere ich mich für den Radentscheid.“

Sonja Haider, Stadträtin der ÖDP, unterstreicht: „Die riesige Nachfrage nach Unterschriftenlisten und die große Beteiligung an der Radl-Sternfahrt zeigt: Wir sind viele und wir wollen endlich bessere Radlbedingungen in der Stadt. Wir lassen uns nicht mehr mit Prüfaufträgen und Machbarkeitsstudien abspeisen, wir wollen endlich ausreichend Platz im Straßenraum.“

Benedikt Heyl, Fridays for Future, erklärt: „Wir müssen mit einer neuen Selbstverständlichkeit die Vergötterung der vierrädrigen Fortbewegung aus unserer Mitte abdrängen. Wenn mir daran liegt, dass meine Mitmenschen und ich eine langfristige unzerstörte Existenz haben, dann sollte ich eher nicht Autofahren.“

Eric Bourguignon, Europa-Kandidat Die Linke, fordert: „München benötigt eine dringende Verkehrswende weg vom Auto und hin zu einem sozialen, ökologischen und sicheren Nahverkehr für alle. Besonderes Augenmerk muss auf die Breite der Radwege und Fahrradschnellwege sowie die Sperrung bestimmter Straßen für PKWs gelegt werden. Es darf auch nicht vergessen werden, neue Fahrradstellplätze auszuweisen.“

Dr. Thorsten Kellermann, stellvertretender Vorsitzender vom Bund Naturschutz, betont: „Wir bieten mit dem Radentscheid eine gute politische Alternative zu handwerklich schlecht gemachten Fahrverbotszonen an. Für saubere Luft muss man arbeiten, nicht nur reden.“

Zeichen setzen für einen Altstadt-Radlring
Zwischen dem ersten und zweiten Teil der Kundgebung geht’s auf die polizeigesicherte Innenstadttour, die unter anderem auch zwei Runden auf dem autofreien Altstadtring umfasst: Sie setzen ein Zeichen für die im Bürgerbegehren geforderte Einrichtung eines komfortablen Altstadt-Radlrings. „Wir haben ein Ziel schon erreicht, wir haben den gesamten Altstadtring mit TeilnehmerInnen gefüllt und so demonstriert, wie schön Radfahren sein kann, wenn Radlerinnen und Radler jeden Alters hier geschützt und entspannt unterwegs sein können“, erklärt Andreas Groh, 1. Vorsitzender des ADFC München.

Erfolgreich bei dem Event im Einsatz waren auch Hunderte von „RadlbotschafterInnen“: Sie haben massenhaft Unterschriften und noch ungezählte Spenden gesammelt.

Die Forderungen des Radentscheid München können auf der Aktionsseite www.radentscheid-muenchen.de nachgelesen werden.