Alle Kliniken müssen bei Covid zusammenhelfen

Alle Kliniken müssen bei Covid zusammenhelfen
Michael Nagy/Presse- und Informationsamt Muenchen

Oberbürgermeister Dieter Reiter besucht München Klinik Neuperlach

Aktuell behandelt die München Klinik an ihren vier großen Standorten insgesamt 107 Covid Patient*innen (76 auf Normal-, 31 auf Intensivstationen) – allein 9 Intensivpatienten, die alle invasiv oder nicht-invasiv beatmet werden müssen, liegen in der München Klinik Neuperlach. Über die schwierige Covid-Versorgung informierte sich Oberbürgermeister Dieter Reiter am Donnerstag, 18. November bei einem Besuch vor Ort in der München Klinik Neuperlach.

Die Herausforderung des Teams auf Intensivstation: „Bei uns kämpfen 40 bis 50-jährige Covid-Patienten 10 Wochen und mehr an der Lungenmaschine um ihr Leben. Es ist ein Highlight für alle im Team, wenn sie es schaffen, aber diese Patienten, binden über lange Wochen viele Kapazitäten“, schilderte PD Dr. Thomas Felbinger, als Chefarzt verantwortlich für die Neuperlacher Covid-Intensivstation. Während die Neuperlacher und andere München Klinik-Standorte verzweifelt versuchen, zusätzliche Covid-Betten zu schaffen, bleiben andere, mehrheitlich private Kliniken in der Landeshauptstadt München außerhalb der Verantwortung. „Wir müssen als Münchner Kliniken alle zusammenhelfen“, appellierte die Pflegerische Bereichsleitung Alexandra Huber angesichts der Notlage ihres Teams und fügte hinzu. „Nur gemeinsam können wir diese Krise bewältigen.“

Wenige Münchner Kliniken tragen die Hauptlast

Oberbürgermeister Dieter Reiter zeigte sich besorgt, dass zwei Drittel der Münchner Kliniken aktuell an der Covid-Versorgung nicht teilnehmen – während wenige große Versorger in München die Hauptlast tragen. Aktuell sind nur diese wenigen Covid-Akutversorger per Anweisung verpflichtet, Operationen abzusagen, um mehr Kapazitäten für die Covid-Versorgung zu schaffen

Operationen müssen aufgeschoben werden

Die hohen, weiter steigenden Covid-Patientenzahlen und die aufwändige Medizin und Pflege binden die Kräfte in der München Klinik so sehr, dass im Krankenhaus der Maximalversorgung aktuell nur noch wenige andere, sehr dringende Operationen und Eingriffe etwa nach Unfällen möglich sind. Die Pflegerische Klinikleitung Christa Gottwald berichtete, dass allein in Neuperlach 2 Operationssäle geschlossen sind, weil die OP- und Anästhesie-Pflegekräfte auf den Covid-Stationen unterstützen müssen „Das geht zu Lasten der Regelversorgung und wir müssen geplante Eingriffe verschieben. Darunter leiden Patienten, die auf ihre Krebsoperation oder ihren Eingriff am Herzen warten. Das sind schwere Entscheidungen, die unsere Ärztinnen und Ärzte täglich treffen müssen“, berichtete Dr. Axel Fischer, Vorsitzender der Geschäftsführung.

Unterstützung für die Klinikbeschäftigten zugesichert

In seinen Gesprächen auf der Covid-Intensivstation und der Covid-Pandemiestation sicherte Oberbürgermeister Dieter Reiter den Pflegekräften, Ärztinnen und Ärzten seine Unterstützung und die Solidarität der Münchnerinnen und Münchner zu.

Dabei geht es auch um eine finanzielle Aufwertung des wichtigen Pflegeberufs: „In meiner Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender der München Klinik will ich alles in Bewegung setzen, um weitere städtische Zulagen für besonders belastete Bereiche der Pflege möglich zu machen. Hier geht es für mich nicht mehr um das „ob“, sondern darum, wie eine solche Zulage möglichst schnell realisiert werden kann“, so Oberbürgermeister Dieter Reiter. „Wir sind alle den Klinikmitarbeiter*innen für ihre Arbeit sehr dankbar. Aber es braucht mehr als Dankesworte – es braucht Taten.“

Deshalb plant die Landeshauptstadt München den Ausbau und die Schaffung von 132 bezahlbaren Wohnungen für Pflegekräfte der München Klinik und des Münchenstift auf dem Gelände der München Klinik Schwabing. Darüber hinaus soll kurzfristig geprüft werden, an welchen weiteren Klinik- oder alternativen Standorten Dienstwohnungen für Pflegepersonal geschaffen werden könnten.

München Klinik: bisher mehr als 3000 Covid-Patienten behandelt

Die München Klinik hat hierzulande die längste Erfahrung in der Behandlung von Covid-19-Patienten – hier wurden Ende Januar 2020 die ersten bestätigten Fälle Deutschlands und seitdem mehr als 3000 Covid-19-Patienten klinisch versorgt.

Die schwererkrankten und invasiv beatmeten Patientinnen und Patienten sind bis auf wenige Ausnahmen ungeimpft. Angesichts der hohen Inzidenz in München und im restlichen Oberbayern appellieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der München Klinik an alle Menschen in der Landeshauptstadt sich und die eigene Familie mit einer Impfung bzw. einer Booster-Impfung vor einem schweren Corona-Verlauf zu schützen. Denn das Problem aktuell ist nicht nur eine Covid-Erkrankung – auch Patienten mit einer Krebserkrankung, nach einem Schlaganfall oder Autounfall brauchen ein Intensivbett. „Gegen Schlaganfall und die meisten Krebsarten gibt es keine Impfung – aber gegen Corona. Deshalb sollten die Menschen solidarisch handeln, sich selbst, ihre Mitmenschen und die Gesundheitsversorgung vor einer Überlastung schützen“, so Dr. Axel Fischer.