Anonyme Bestattung: Stille Beisetzung kann drastische Folgen haben

Stirbt ein nahe stehender Mensch, müssen in einer an sich schon belastenden Situation weitreichende Entscheidungen getroffen werden. Gerade ältere Menschen haben oft das Anliegen, nach dem Tod Niemandem zur Last fallen zu wollen und entscheiden sich schon zu Lebzeiten für eine anonyme Bestattung.

„Doch was als entlastend gemeint ist, kann für viele Angehörige belastend sein. Ein konkreter Ort für die Trauer fehlt“, sagt Kriemhild Pöllath-Schwarz , Leiterin der Städtischen Friedhöfe München. Bei einer Pressekonferenz auf dem Waldfriedhof am Freitag, 17. Oktober, informierte Pöllath-Schwarz über die anonyme Bestattung sowie die Alternativen.

Wer anonym bestattet wird, wird im Stillen beigesetzt. Keine Angehörigen, Freunde und Bekannte sind dabei. Kein Anhaltspunkt verrät, wo der oder die Verstorbene ihre letzte Ruhe gefunden hat. Mit manchmal drastischen Folgen: „Wir erleben immer wieder die Versuche von Angehörigen, den genauen Bestattungsort ausfindig zu machen“, sagt Pöllath-Schwarz. „Sie rufen in der Verwaltung an, gehen die Wiese im Waldfriedhof auf und ab, suchen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Ort und Stelle das Gespräch. Fast täglich, insbesondere aber an Tagen wie Allerheiligen ist dies der Fall. Dies zeigt wie groß das Bedürfnis vieler Hinterbliebenen nach einem konkreten Ort der Trauer sein kann.“

Wiese im Waldfriedhof
Als anonyme Urnengrabstätte dient eine große Wiese im Waldfriedhof. Die hier beizusetzenden Urnen werden gesammelt und an einigen Tagen im Jahr ohne Publikum frühmorgens vor Öffnung des Friedhofs beigesetzt. Die einzelnen Grabplätze bleiben anonym. Niemand erfährt, wann die Beisetzung stattfindet und wo in der Wiese sich der jeweilige Grabplatz befindet. Auch wenn dies von Hinterbliebenen oft eingefordert wird; es ist der letzte Wille des oder der Verstorbenen, der respektiert werden muss. „Gerade deshalb sollte diese Entscheidung sorgfältig abgewogen und am besten mit der Familien und Bezugspersonen besprochen werden“, sagt Pöllath-Schwarz.

Persönliche schriftliche Anordnung
Der Wunsch einer anonymen Bestattung muss zu Lebzeiten persönlich mit eigenhändiger Unterschrift erklärt werden. Die Gebühr für eine anonyme Urnengrabstätte mit einem Bestattungsplatz beträgt einmalig 450 Euro. Sicherlich spielen auch finanzielle Erwägungen eine Rolle. „Es gibt aber günstigere Alternativen. Ohnehin lässt sich Trauerbewältigung mit monetären Aspekten nicht aufwiegen“, meint Pöllath-Schwarz. Unter den knapp 11.000 Beisetzungen waren im Jahr 2013 etwa 500 anonyme Beisetzungen. Die Zahl der anonymen Beisetzungen ist seit Jahren rückläufig. Im Jahr 2008 fanden in München noch fast 980 anonyme Beisetzungen statt. „Wir sind mobiler. Das spiegelt sich auch in der Trauerkultur wider – die Grabpflege kann aufgrund der hohen Mobilität sicherlich für Angehörige zeitlich aufwändig sein. Das Gefühl, keinen Ort der Trauer zu haben, ist jedoch für viele Menschen ungleich belastender“, sagt Pöllath-Schwarz. „Oftmals wird übersehen, dass Aktivitäten, wie Blumen an ein Grab zu bringen und dort eine Kerze anzünden zu können für viele Menschen bei der Trauerbewältigung helfen kann. An Gedenktagen wie Allerheiligen wird dies oft besonders deutlich.“ Den Rückgang der anonymen Bestattungen führt Pöllath-Schwarz auch auf die Aufklärungsarbeit der Städtischen Friedhöfe München zurück.

Bestattung unter Bäumen
Eine Alternative ist die Bestattung unter Bäumen. In München ist diese Form der Beisetzung auf dem Waldfriedhof möglich. Für weitere Friedhöfe ist diese Bestattungsart in Planung. Pro Baum können bis zu acht Urnen beigesetzt werden. Die Beisetzung erfolgt in biologisch abbaubaren Urnen. „Auf Wunsch wird eine Namenstafel der verstorbenen Person am Baum angebracht – für viele Trauende ist dies wichtig und unverzichtbar beim Verlust eines geliebten Menschen“, sagt Pöllath-Schwarz. Um den naturnahen Charakter der Bereiche zu bewahren, können an den Grabplätzen und in den betreffenden Sektionen keinerlei Grabschmuck und Kerzen abgelegt werden. Ein Bestattungsplatz unter Bäumen muss für mindestens 25 Jahre übernommen werden.

Urnenplätze mit Rahmenbepflanzung
Sogenannte Urnenplätze mit Rahmenbepflanzung stehen den Münchnerinnen und Münchnern im Nord- , West- und Waldfriedhof, im Neuen Südfriedhof, dem Friedhof am Perlacher Forst sowie den Friedhöfen Obermenzing und Riem zur Verfügung. Namensplatten über jeder beigesetzten Urne erinnern an die Verstorbenen. Gärtnerisch unterhalten wird die Urnenanlage durch die Städtischen Friedhöfe München. Mit dieser neuen Anlage für Urnengräber mit Rahmenbepflanzung haben die Angehörigen eine persönliche Grabstätte und einen schön gestalteten Ort, den sie besuchen können. Die Ruhefrist beträgt in der Regel 10 Jahre.

Weitere Alternativen
Eine Urne kann darüber hinaus in einer Urnennische, einem Urnenerdgrab und auch in einem „normalen“ Erdgrab beigesetzt werden. Für eine Urnenerdgrabstätte ab der zweiten Reihe fallen jährliche Gebühren von 25 Euro an. Normale Erdgrabstätten sind auch geeignet für Familien, in denen sich manche Familienmitglieder für eine Feuerbestattung und andere für eine Erdbestattung entscheiden. „Es gibt sehr viele individuelle Möglichkeiten. Beispielsweise werden Erdgräber auf Wunsch gegen eine geringe Gebühr von den Städtischen Friedhöfen München mit Rasen angesät, so dass keine weitere Grabpflege notwendig ist, dennoch aber ein persönlicher Grabplatz zur Verfügung steht, sagt Pöllath-Schwarz. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Städtischen Friedhöfe München beraten in all diesen Fragen gerne.“ Eine neue ansprechende und abwechslungsreich gestaltete Anlage, bei der die Grabpflege für Angehörige entfällt, entsteht derzeit auf dem Westfriedhof. Die sogenannten Mosaikgärten werden voraussichtlich im Frühjahr 2015 eröffnet.