Außergewöhnliche Notoperation der Gefäßchirurgie am LMU-Klinikum München

Die Prothese wird minimal-invasiv über die Leiste in den Patienten eingebracht - Foto: Klinikum der Universität München / Bert Woodward

Am Klinikum der Universität München ist in der Abteilung für Gefäßchirurgie am Campus Großhadern eine einzigartige Operation durchgeführt worden: Prof. Dr. Nikolaos Tsilimparis, seit September 2018 Direktor der neu gegründeten Abteilung, hat einem Patienten mit Aortenruptur eine individuell angefertigte Stentprothese eingesetzt. Diese Operation wurde erstmals überhaupt in München durchgeführt.

Der Patient kam mit starken Rückenschmerzen in die Klinik. Die Diagnose war lebensbedrohlich: akute Aortenruptur, Durchbruch der Hauptschlagader. Nur eine schnelle operative Versorgung konnte das Leben des 79-jährigen retten. Eine große Operation mit Öffnung des Brustkorbs und der Bauchhöhle wäre in diesem Fall mit zu hohen Risiken verbunden gewesen. Die Bestellung und Produktion einer speziell in Australien angefertigten Aortenprothese hätte mindestens 6 Wochen gedauert. Zeit, die der Patient nicht hatte.

Hier kam die Expertise von Prof. Dr. Tsilimparis zum Einsatz: Ein für den Patienten individualisierter Prothesenplan wurde mit einem speziellen Computerprogram ausgemessen. Die sog. „surgeon-modified“-Prothese wurde dann direkt im OP-Saal modifiziert. Zwei Stunden dauerte es, bis die Prothese auf den Patienten genau zugeschnitten war. Dabei war es entscheidend, die Löcher für die Abgänge der Nieren-, Leber- und Darmarterie an den richtigen Stellen in der Prothese anzubringen. Anschließend wurde die Prothese minimal-invasiv über die Leiste in den Patienten eingebracht. Insgesamt dauerte die Operation fünf Stunden. Der Patient hat sie ohne Komplikationen überstanden und konnte nach zwei Wochen entlassen werden.

Das Aortenaneurysma, eine Aussackung oder Erweiterung der Hauptschlagader (Aorta), ist eine der häufigsten Erkrankungen in der Gefäßchirurgie, vor allem bei Männern. Es ist allerdings nicht einfach zu erkennen, da es nur selten konkrete Symptome verursacht und es in diesen Fällen meistens schon zu spät ist. Der Fokus lag deshalb zuletzt darauf, diese Pathologie durch Screening-Programme so früh wie möglich zu erkennen.

Die Versorgung der Notfälle bleibt allerdings immer noch problematisch, vor allem durch den Zeitdruck. Die neuen endovaskulären Techniken ermöglichen neue minimal-invasive Verfahren mit ausreichender Zeit zur Planung und Anfertigung der passenden Prothese. In kritischen Situationen allerdings sind nur wenige Experten weltweit mit dem technischen und praktischen Knowhow ausgestattet. Prof. Tsilimparis ist einer der wenigen Spezialisten, der Stentprothesen mit Öffnungen und Seitenarmen im Notfall selbst modifizieren kann. Diese Spezialtechnik hat er sich während seines Fellowships an der Emory University in Atlanta/USA angeeignet.

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