Bayern baut Frühwarnsystem gegen Corona aus

Bayern baut Frühwarnsystem gegen Corona aus
Symbolbild

Bayern baut zum Schutz der Menschen vor einer möglichen neuen Corona-Welle im Herbst die virologische Überwachung deutlich aus. Auf diese Weise sollen besorgniserregende SARS-CoV-2-Virusvarianten künftig noch schneller erkannt werden. Ein breit aufgestelltes Frühwarnsystem leistet einen zentralen Beitrag für eine vorausschauende Risikobewertung und die daraus folgenden Maßnahmen. Sie ist Teil des Fünf-Punkte-Plans des Bayerischen Gesundheitsministeriums, mit dem der Freistaat schon jetzt Vorsorge für den Herbst trifft.

Das Frühwarnsystem wird durch drei Module gestärkt, zu deren Finanzierung insgesamt Haushaltsmittel in Höhe von 12,6 Mio. Euro zur Verfügung gestellt werden:

1. Verbundprojekt „Bay-VOC“ wird ausgebaut

Die Wissens- und Laborinfrastruktur des Verbundprojekts Bay-VOC zur Erkennung und Eingrenzung neuer Virusvarianten wird erweitert. Bay-VOC ist das bayerische Netzwerk, in dem die Expertise der gesamten bayerischen Universitätsmedizin sowie des Öffentlichem Gesundheitsdienstes zu besorgniserregenden Virusvarianten („Variants of Concern“, VOC) gebündelt wird. Mit diesem Netzwerk konnte bereits das Auftreten der Delta-Variante im April 2021 und der Omikron-Variante im November 2021 frühzeitig und zuverlässig erkannt werden. Auf dieser Grundlage konnten unmittelbar Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ergriffen werden. Bay-VOC wird mit dem Projekt zur Stärkung der Sentinel-Praxen (siehe 2.) und dem Abwassermonitoring (siehe 3.) eng verzahnt, um u.a. eine gemeinsame Datenplattform zu etablieren.

2. Bayerisches Netzwerk der „Sentinel“-Praxen

Die „Sentinel“-Überwachung zur Erfassung des Infektionsgeschehens in Bayern wird gestärkt. Hierfür soll die Zahl der teilnehmenden Praxen von aktuell 58 auf ca.150 Sentinel-Praxen in ganz Bayern erhöht werden. Zudem sollen Abstriche ganzjährig untersucht werden und die Probeneinsendungen von bislang zwei auf vier Proben pro Woche je Praxis erhöht werden.

Durch Sentinel-Erhebungen wird eine möglichst repräsentative Stichprobe zur Erfassung des gesamten Infektionsgeschehens untersucht. Die teilnehmenden Praxen entnehmen dabei zufällig von den ersten beiden Patienten mit Symptomen für akute Atemwegsinfekte Abstriche des Nasen-Rachenraums. Die Proben werden in den Laboren des LGL untersucht. Dort erfolgt die Diagnostik auf Influenza, SARS-CoV-2 und RSV sowie bei Bedarf kurzfristig auch auf andere Erreger von akuten Atemwegsinfekten.

3. Ausbau des Abwassermonitorings in Bayern

Das Abwassermonitoring in Bayern wird ausgebaut. Es beruht auf dem Nachweis mehrerer Gensequenzen von SARS-CoV-2 mittels PCR in Abwasserproben. Auch andere Erreger von akuten Atemwegsinfektionen können so nachgewiesen werden.

Das Abwassermonitoring ermöglicht eine Prognose des Infektionsgeschehens von bis zu 10 Tagen vor Anstieg oder Abfall der gemeldeten SARS-CoV-2-Neuinfektionen. Zudem ermöglicht es den Nachweis von Mutationen. Damit kann die Dunkelziffer von Infektionen abgeschätzt werden, da der Nachweis unabhängig von Testbereitschaft und Testkapazitäten erfolgt. Zudem kann es die Clusternachverfolgung zur Lokalisierung von Infektionen unterstützen.
Derzeit werden mit Mitteln des Bundes und der Europäischen Union Projekte zum Abwassermonitoring auf SARS-CoV-2 an neun Standorten in Bayern gefördert. Die Laufzeit der Projekte ist bis Anfang 2023 begrenzt. Die Betreuung der bayerischen Projekte soll anschließend vom LGL übernommen werden. Um eine bessere regionale Abdeckung zu gewährleisten, sollen mindestens sieben weitere Standorte in Bayern gewonnen werden, so dass in jedem Regierungsbezirk mindestens zwei Standorte beprobt werden.

Das LGL wird ertüchtigt, künftig die Untersuchung von Abwasserproben auf SARS-Co-2, Influenza und bei Bedarf weiterer gefährlicher Infektionserreger für ganz Bayern durchzuführen. Eine vollständige Analyse der Proben am LGL soll ab dem Frühjahr 2023 erfolgen.