Boulder-Weltcup 2018: Slowenischer Vierfachsieg in München

Einen packenden Wettkampf erlebte das großartige Publikum beim Finale der Boulderweltcup-Serie 2018 in München. Die deutschen Athletinnen und Athleten lagen lange auf gutem Kurs, schieden jedoch im Halbfinale aus. Das slowenische Team räumte groß ab, holte die zwei Tagessiege, einen zweiten Platz und mit Jernej Kruder auch den Boulderweltcup-Gesamtsieg.

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Finaltag: Starke Teams und ein überragendes Publikum

Bereits zu Beginn des Halbfinales waren die beiden Tribünen und der Zuschauerraum voll besetzt. „Wir hatten sogar schon in der ersten Runde des Finaltags rund 3000 Besucherinnen und Besucher“, so Julia Zschiesche, Cheforganisatorin des BWC München. Und weiter: „Das Publikum war unglaublich motiviert und jubelte für die einheimischen Starterinnen und Starter genauso wie für unsere Gäste aus anderen Nationen, einfach genial!“

Auch die rund 250 Sporterlinnen und Sportler aus 38 Nationen gaben ihr Bestes. Allen voran das japanische Team, das sich gleich mit neun Herren und sechs Frauen für den Kreis der jeweils besten 20 qualifizierte. Doch auch aus den anderen starken Kletternationen boulderten sich mehrere Stars in die vorletzte Runde. So stellte Österreich zwei Männer und vier Damen, Frankreich zwei Männer und drei Damen und Slowenien zwei Herren und zwei Frauen. Für Deutschland qualifizierten sich Alma Bestvater (DAV Weimar), Alex Averdunk (DAV München-Oberland), Yannick Flohé (DAV Aachen) sowie Jan Hojer (DAV Frankfurt/Main).

Damen-Halbfinale: Flash-Zeit!

Bei den Damen waren die Boulder sehr unterschiedlich geschraubt: Während die meisten Athletinnen Problem Nummer 1 sogar flashen konnten und Boulder Nummer 2 ebenfalls von etwa zwei Dritteln geklettert wurde – rund die Hälfte von ihnen im 1. Versuch –, sah das Publikum niemandem am Top des dritten Problems. Den vierten Boulder konnten nur die besten vier Athletinnen durchsteigen, die so jeweils drei Boulder toppten: Janja Garnbret (SLO), Fanny Gibert (FRA), Miho Nonaka (JPN) und Akiyo Noguchi (JPN). Die beiden restlichen Finalplätze gingen an Katja Kadic (SLO) und Ekaterina Kipriianova (RUS), die sich zwei Flashs und zwei Zonen holten.

Für die DAV-Damen startete Alma Bestvater in die Wände. Nach einem gelungenen Beginn an Boulder 1 (Flash), benötigte sie nur zwei Versuche in der 2. Route. Bei Boulder drei erreichte sie noch die Zone. Ein insgesamt toller Wettkampf für die 22-Jährige, die derzeit noch mit Handgelenksproblemen zu kämpfen hat. Am Ende wurde Alma Bestvater Zwölfte. „Natürlich ist es schade, dass es nichts mit dem Finale wurde, aber ich bin trotzdem zufrieden mit meiner Leistung.“ Auch Bundestrainer Urs Stöcker zeigte sich zufrieden: „Der Auftritt von Alma nach ihrer Verletzung war überzeugend und zeigt ihre starke Form Richtung Weltmeisterschaft in Innsbruck.“

Halbfinale der Herren: Entscheidung am letzten Boulder

Die Herren hatten mit teils sehr akrobatischen Routen zu kämpfen. Boulder Nummer 1 sah mit 14 Tops die meisten Begehungen, Boulder Nummer 2 dafür nur zwei. Das dritte Problem, eine stark überhängende Linie, konnten hingegen wieder fast alle Teilnehmer klettern. Damit entschied sich die Platzierung der meisten Finalisten am letzten Problem.

Alex Averdunk und Jan Hojer starteten sehr souverän in den Wettkampf: Den ersten Boulder schafften sie in nur wenigen Versuchen, beim zweiten erreichten sie immerhin die Zone. Den dritten Topgriff konnten sie – wie viele im Teilnehmerfeld – im zweiten (Averdunk) und dritten (Hojer) Versuch erreichen. Yannick Flohé, der noch am Mittwoch an der Jugend-Kletter-WM teilnahm und Jugend-Vizeweltmeister im Bouldern wurde, verpasste am ersten Boulder den Topgriff und hatte aufgrund des starken Teilnehmerfeldes nur noch geringe Chancen auf einen Einzug ins Finale.

Averdunk und Hojer lagen hingegen bis zum letzten Boulder auf Finalkurs. Das vierte Problem forderte schon zu Beginn einen weiten Dynamo nach rechts und eine ausgefeilte Hook-Technik. Hatte man dieses Problem überstanden und die Zone erreicht, folgten großvolumige Griffe in der stark überhängenden Wand. Alle drei DAV-Athleten konnten den Zwischengriff erreichen, danach aber nicht mehr bis zum Ende klettern.

Andere Halbfinalisten wie die Japaner Yoshiyuki Ogata und Yuji Fujiwaki, der Franzose Mickael Mawem, und Jakob Schubert (AUT) schafften den Boulder hingegen. Da nur die sechs Besten aus dieser Runde weiterkamen, blieb es für die DAV-Athleten beim Halbfinale.

„Natürlich ist es schade, dass wir keinen Athleten im Finale sehen“, sagt Bundestrainer Urs Stöcker, „allerdings muss man die Leistung des gesamten Teams hoch anrechnen: Vier Leute im Halbfinale zu sehen, ist toll.“ Und gerade die Leistung von Alex Averdunk sei sehr gut gewesen, so der Bundestrainer. Der Münchner bringt sein bestes internationales Ergebnis in diesem Jahr mit nach Hause.

Die Platzierungen:

11. Alexander Averdunk
12. Jan Hojer
20. Yannick Flohé

Damen-Finale: Japanisches Duell um den Gesamtsieg

Für die Athletinnen und Athleten aus aller Welt ging es heute nicht nur um den Tagessieg, sondern auch um die letzten Punkte für das Gesamtranking. Bei den Damen sah das Publikum ein spannendes Stechen: Miho Nonaka (JPN), vor dem letzten Stopp die Erstplatzierte, führte nur fünf Punkte vor ihrer Teamkollegin Akiyo Noguchi. Wer von den beiden am Ende des Finales den besseren Platz belegte, gewann den Gesamtweltcup. Die Drittplatzierte, Fanny Gibert (FRA), sowie Janja Garnbret (SLO), waren bereits nach dem vorletzten Weltcup zu weit abgeschlagen, um noch um Platz 1 oder 2 im Gesamtranking mitzumischen.

Die Leistungen im Damenfinale hätten unterschiedlicher nicht sein können: Während die späteren drei Gewinnerinnen und Favoritinnen Janja Garnbret (SLO), Akiyo Noguchi (JPN) und Miho Nonaka (JPN) alle vier Boulder toppten und teilweise sogar flashen konnten, taten sich die übrigen Konkurentinnen schwer: Fanny Gibert (FRAU) konnte noch einen Boulder flashen und erreichte drei Zonen, Katja Kadic (SLO) einen Top und eine Zone. Die Russin Ekaterina Kipriianova konnte drei Zonengriffe erreichen.

Das wichtigste Duell trugen die beiden Japanerinnen aus: Wer am Ende höher platziert war, gewann den Gesamtweltcup. Akiyo Noguchi musste aufgrund ihrer Platzierung im Halbfinale immer vorlegen, Miho Nonaka konnte nachziehen. Am Ende war es eine Entscheidung nach der Anzahl der Versuche: Akiyo Noguchi brauchte zwei Versuche mehr, Miho blieb mit drei Flashs fast fehlerfrei und sicherte sich so den Titel der Gesamtweltcupsiegerin im Bouldern.

Bei diesem Boulder-Krimi ging die Leistung von Janja Garnbret fast ein wenig unter: Sie blieb bei allen vier Routen fehlerfrei und toppte jeden Boulder im ersten Versuch – und das in einem internationalen Finale! München scheint der jungen Slowenin offensichtlich zu liegen: Wie 2017 holte sie den Tagessieg in der bayerischen Landeshauptstadt auch dieses Jahr!

Herren-Finale: Die große Show der Slowenen

Bei den Herren sah das Gesamtranking anders aus: Zwischen dem Erstplatzierten, Jernej Kruder (SLO), Tomoa Nagasaki (JPN) auf Platz 2 und Rei Sugimoto (JPN) auf dem dritten Platz lagen nur rund 80 Punkte. Allerdings: Nagasaki und Sugimoto qualifizierten sich beide nicht für das Finale. Damit stand Kruder schon nach dem Halbfinale als Sieger fest: Die übrigen Finalteilnehmer lagen im Gesamtranking so weit hinter Kruder, dass sie ihn nicht mehr einholen konnten.

Trotzdem wurde es ein spannender Wettbewerb, der sich erst am letzten Boulder entschied: Für Route Nummer 1 hatte sich das Routesetter-Team um den Briten Jammie Cassidy einen kleingriffigen Boulder überlegt, dessen Crux schon beim Aufstehen aus der Startposition wartete. Nur Gregor Vezonik (SLO) konnte diesen Boulder toppen, er flashte ihn sogar. Die übrigen Finalisten, Jernej Kruder (SLO), Jakob Schubert (AUT), Yoshiyuki Ogata (JPN), Yuji Fujiwaki (JPN) und Mickael Mawem (FRA) hoben nicht einmal richtig ab. Damit hatte Vezonik schon am Anfang eine Marke gesetzt. In Boulder Nummer 2, einem extrem koordinativen Kantenboulder patzte er allerdings: Als einer der wenigen erreichte er nicht den Topgriff. Damit war an Boulder drei wieder alles offen! Die Krux bestand hier aus einer Mini-Leiste, die von einem anderen Griff ohne Textur abgedeckt wurde. Dadurch wurde die Leiste noch kleiner. Diesen konnte nur Yuji Fujiwaki toppen, alle anderen mussten sich mit der Zone begnügen. Der letzte Boulder, eine überhängende, lange Route an großen Volumes war eher als Geschenk geschraubt: Sowohl Vezonik, als auch Schubert, Kruder, Mawem und Ogata konnten ihn flashen. Trotzdem war Gregor Vezonik der Sieg aufgrund seines Flashs im ersten Boulder nicht mehr zunehmen! Gesamtweltcup-Sieger Kruder wurder Zweiter.

Damit belegte das slowenische Team bei den Damen den ersten Platz, bei den Herren sogar die Plätze eins und zwei. Rechnet man Kruders Gesamtweltcupsieg noch mit ein, war der Boulderweltcup München ein Vierfachsieg für das Team aus Osteuropa.

Die Ergebnisse des BWC München

Damen (alle Ergebnisse finden Sie hier):

  1. Janja Garnbret (SLO)
  2. Miho Nonaka (JPN)
  3. Akiyo Noguchi (JPN)

12. Alma Bestvater (DAV Weimar)
27. Afra Hönig (DAV Landshut)
29. Lilli Kiesgen (DAV Darmstadt-Starkenburg)
41. Frederike Fell (DAV Freising)
43. Isabell Adolph (DAV München-Oberland)
43. Romy Fuchs (DAV München-Oberland)
50. Johanna Holfeld (Sächsicher Bergsteigerbund)
51. Hannah Meul (DAV Rheinland-Köln)
71. Lucia Dörffel (DAV Chemnitz)

Herren (alle Ergebnisse finden Sie hier):

  1. Gregor Vezonik (SLO)
  2. Jernej Kruder (SLO)
  3. Jakob Schubert (AUT)

11. Alexander Averdunk (DAV München-Oberland)
12. Jan Hojer (DAV Frankfurt/Main)
20. Yannick Flohé (DAV Aachen)
23. Max Kleesattel (DAV Schwäbisch Gmünd)
23. Alexander Megos (DAV Erlangen)
29. David Firnenburg (DAV Rheinland-Köln)
33. Stefan Schmieg (DAV Heilbronn)
33. Stephan Vogt (DAV Berlin)
43. Kim Marschner (DAV Stuttgart)
47. Simon Unger (DAV Augsburg)
50. Ruben Firnenburg (DAV Rheinland-Köln)
57. Philipp Martin (DAV Allgäu-Kempten)
73. Max Prinz (AlpinClub Hannover)
73. Christoph Schweiger (DAV Ingolstadt)
85. Moritz Hans (DAV Schwaben)
92. Florian Wientjes (DAV München-Oberland)