Corona-Update: Aktuelle Tipps und Infos für den Bergsport

Foto: © DAV/Thomas Bucher

Seit einer knappen Woche dürfen Berghütten in Bayern wieder Übernachtungsgäste empfangen. Ebenfalls seit einer Woche laufen die Pfingstferien. Und seit ein paar Wochen sind die Menschen wieder in nahezu normalem Umfang in den Bergen unterwegs. Alle Beteiligten haben inzwischen ihre Erfahrungen mit Bergsport unter Corona-Bedingungen gemacht. Der DAV hat sie gesammelt und gibt Tipps und Infos für gelungene Touren.

Bergsport: Planung und Rücksicht sind wichtiger denn je!

Die Erfahrung der letzten Wochen hat gezeigt: Bei gutem Wetter sind die bayerischen Alpen gebietsweise sehr voll. Staus bei der An- und Abreise, überfüllte Parkplätze, kein Platz auf Hütten und übervolle Wege sind die Folge. Diese Empfehlungen können helfen, den Andrang in den Bergen zu reduzieren:

  • Plan haben: Im Idealfall meidet man derzeit die Hotspots und wählt Gipfel mit breitem Plateau. Oft reicht es auch, andere Anstiege auf den Berg zu nehmen. Doch Vorsicht: Um Menschen aus dem Weg zu gehen, sollte man kein höheres Unfallrisiko in Kauf nehmen (siehe Punkt „Defensiv agieren“). Wer kann, weicht am besten aus: Touren unter der Woche statt am Wochenende gehen. Frühmorgens statt vormittags aufbrechen. Bekannte „Modeberge“ derzeit meiden. Die Zeit für Traumziele kommt wieder!
  • Rücksicht nehmen: Corona verändert derzeit das Leben aller. Trotzdem sollte man sich nicht so verhalten, als gäbe es kein Morgen. Das betrifft vor allem den Naturschutz (siehe unten), aber auch das Miteinander: bitte darum nur erlaubte Parkplätze nutzen, platzsparend einparken, keine Einfahrten oder Privatgelände zustellen und fair und freundlich zueinander sein.
  • Defensiv agieren: Wenn viele Menschen unterwegs sind, passiert mehr. Gleichzeitig arbeitet die Bergrettung unter Coronabedingungen, die Einsätze sind deshalb aufwändiger. Im Idealfall bleibt man deshalb bei der Tourenauswahl beim eigenen Leistungsvermögen und reduziert dadurch das Risiko eines Notfalls.
  • Abstand halten: Abstand zueinander zu halten ist derzeit das Gebot der Stunde. Beim Sport gilt aktuell ein Mindestabstand von zwei Metern – auch in den Bergen. Allerdings sollte man sich deshalb nicht selbst in Gefahr bringen (Absturzgelände) oder den Untergrund schädigen, indem man zum Beispiel einen eigenen Weg über die Bergwiese anlegt (siehe dazu auch Naturschutz). Besser: Vorausschauend den Weg begehen und vor Engstellen warten, um entgegenkommende Wanderer passieren zu lassen. Mit etwas Geduld kommt man auch ans Ziel – und bei der kurzen Pause kann man auch wunderbar die Natur genießen.

Detaillierte Empfehlungen des DAV zum Bergsport unter Coronabedingungen gibt es hier. In diesem Artikel sind auch spezielle Tipps für einzelne Sportarten aufgelistet, unter anderem Klettersteiggehen und Mountainbiken. Zudem gibt es eigene Artikel zum Klettern in Coronazeiten und zum Wandern in Coronazeiten.

Naturschutz: Keine Ausnahme wegen Corona!

„Wir verstehen, dass Wanderer in dieser Zeit anderen Wanderern aus dem Weg gehen wollen. Das darf aber nicht dazu führen, dass Pfade künstlich verbreitert oder Abkürzungen zur Standardmaßnahme beim Ausweichen vor Gegenverkehr werden“, so Manfred Sailer, Vizepräsident des DAV. Gleiches gelte für Pausen: „Bergwiesen sind keine großflächigen Picknick-Areale, sondern sensible Natur.“

Der Vizepräsident appelliert daher an alle, die in den Bergen unterwegs sind: „Um diesen einzigartigen Naturraum zu bewahren, müssen wir ihn auch während der Coronazeit schützen!“ Diese sechs Regeln helfen dabei:

  • keine Abfälle oder Müll zurücklassen
  • Lärm vermeiden
  • auf den Wegen bleiben
  • Wild- und Weidetiere nicht beunruhigen
  • Pflanzen unberührt lassen
  • Schutzgebiete respektieren
Foto: © DAV/Hauke Bendt

Hütten: Einkehr und Übernachtungen eingeschränkt

Viele Hütten haben die Sommersaison bereits eingeläutet und für den Tagesbetrieb geöffnet. Anders sieht es bei den Übernachtungen aus: Vor allem in Bayern sind die gesetzlichen Hürden für viele Hüttenwirtsleute und Sektionen zu hoch. Aktuell geht der DAV davon aus, dass in diesem Jahr nur ein Bruchteil der Hütten in Bayern für den Übernachtungsbetrieb öffnet. Eine Liste mit Hüttenöffnungszeiten gibt es hier. Sicherheitshalber sollten Besucherinnen und Besucher allerdings vor dem Aufstieg oder einer Reservierung mit der Hütte Kontakt aufnehmen. Was Gäste sonst noch wissen müssen, hat der Deutsche Alpenverein zusammengefasst:

Biwakschachteln sind kein Ersatz für geschlossene Hütten

Biwakschachteln sind für Notfälle gedacht. Touren sollten immer so geplant werden, dass eine Übernachtung in Biwakschachteln nicht nötig ist.

Winterräume geschlossen

Winterräume stehen derzeit nicht für Übernachtungen zur Verfügung: Alle Schlafplätze müssen reserviert werden, die gesetzlichen Vorschriften bei Lagern und Zimmern gelten auch für Winterräume. Da man diese allerdings nicht reservieren kann, ist eine Übernachtung dort derzeit nicht möglich.

Regelungen zum Übernachten im Freien

In den Bayerischen Alpen ist es nicht erlaubt, geplant im Freien zu übernachten. Beim näheren Hinschauen ist es allerdings etwas komplizierter, denn man muss zwischen campen und biwakieren unterscheiden. Die ausführlichen Regeln für die bayerischen Alpen und die angrenzenden Regionen gibt es hier. Alle Regeln laufen auf ein ähnliches Grundprinzip hinaus: Übernachten im Freien ist in einer alpinistisch bedingten Zwangslage erlaubt und wird deshalb oft als „Notbiwak“ bezeichnet. Ansonsten ist es nur in Ausnahmefällen gestattet, die von Region zu Region unterschiedlich geregelt sind. Auch die Corona-bedingt eingeschränkten Übernachtungskapazitäten auf Alpenvereinshütten berechtigen nicht dazu, rund um die Hütten zu biwakieren, zu zelten oder zu campen.

Gebiets- oder Alpenüberquerung bedingt möglich

Touren von Hütte zu Hütte sind beliebt, das gilt insbesondere bei Alpenüberquerungen. Die Schwierigkeiten in Coronazeiten sind allerdings offensichtlich: Auf den Hütten gibt es nur wenige freie Plätze und eingeschränkte Reservierungsmöglichkeiten. Gebietsdurchquerungen muss man deshalb aber nicht von vorneherein ausschließen. Diese Maßnahmen helfen ein Stück weiter:

  • Alternative Routen planen: Am E5 stapeln sich die Aspiranten bekanntlich. Es gibt aber viele andere Mehrtagesrouten mit Hütten am Weg, die nicht überlaufen sind – zum Beispiel diese hier. Auf alpenvereinaktiv.com finden Interessierte außerdem eine Vielzahl an Hüttentrekkings. Auf allen Wegen gilt die Reservierungspflicht! Und: Für Österreich und Italien bestehen derzeit noch Reisewarnungen.
  • Im Tal übernachten: Sind die Hütten ausgebucht, muss das noch kein KO-Kriterium für die Tour sein. Mit etwas Planungsgeschick lassen sich Etappen oft so legen, dass sie in einer Pension oder in einem Hotel im Tal enden.

Das müssen Gäste beim Übernachten auf Alpenvereinshütten beachten

Für Österreich besteht derzeit noch eine Reisewarnung. Wir stellen deshalb hier die Regeln für Hütten in den bayerischen Alpen dar.

  • Zimmer reservieren: Es gilt eine uneingeschränkte Reservierungspflicht! Ohne vorherige Anmeldung gibt es keinen Schlafplatz.
  • Reservierung bestätigen lassen: die Übernachtungskapazitäten auf den Hütten sind deutlich eingeschränkt. Es kann sein, dass auch Reservierungen, die vor einiger Zeit von der Hütte bestätigt wurden, so nicht mehr aufrecht erhalten werden können.
  • Rucksack packen: Neben einem Mund-Nasen-Schutz werden die Gäste je nach Hütte auch einen eigenen wärmenden Schlafsack (keinen Hüttenschlafsack) sowie ein eigenes Kissen und ein eigenes Laken mitnehmen müssen. Details dazu sind vorab mit den Hüttenwirtsleuten abzustimmen. 
  • Abläufe beachten: Jede alpine Unterkunft hat andere bauliche Voraussetzungen und muss die Vorgaben der Behörden anders umsetzen. Allen gemein ist: Gäste werden an der Hütte in Empfang genommen und dort über die Laufwege, Zeitpläne und Vorsichtsmaßnahmen aufgeklärt.
  • Abstand halten: In einem Raum dürfen maximal zwei Hausstände übernachten – unabhängig davon, ob es sich um ein Lager oder ein Zimmer handelt. Für die Nutzung der öffentlichen Waschräume wird es vorgegebene Zeiten pro Raumbelegung geben. Eine ähnliche Prozedur kann es je nach Hütte beim Frühstück und Abendessen geben.

Regeln für die Hütteneinkehr

Auf Hütten in den bayerischen Alpen gelten grundsätzlich die gleichen Regeln wie beim Besuch der Gastronomie im Tal. Die wichtigsten:

  • In Bayern gilt in der Gastronomie ein Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Gästen.
  • Ein Mund-Nasen-Schutz ist überall Pflicht, selbst auf der Terrasse muss der Schutz getragen werden. Einzige Ausnahme: am Tisch.
  • Kontaktdaten hinterlassen
  • Gelassen bleiben und auf Wartezeiten einstellen

Detaillierte Infos für Tages- und Übernachtungsgäste: