Das Tor zur Zukunft

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Im Zuge des größten Umbaus in der Geschichte des Deutschen Museums wird 2020 der Eingang des Hauses verlegt. Das Tor zur Zukunft an der Corneliusbrücke soll ein einmaliges Leuchtturm-Projekt werden – mit einer innovativen Fassade aus dem 3D-Drucker. Am 22. Januar diskutiert die Stadtgestaltungskommission über die Pläne.

Die Generalsanierung des Deutschen Museums läuft auf Hochtouren. Im Oktober 2020 wird der erste Abschnitt fertig und mit 19 neuen Dauerausstellungen auf der Museumsinsel eröffnen. Weil die Großbaustelle dann auf die andere Seite des Gebäudes umzieht, wird zum ersten Mal seit 1925 der Eingang des Museums verlegt. Die Besucher sollen dann bis zum Abschluss der Modernisierung über die Corneliusbrücke in die neuen und erneuerten Ausstellungen gelangen. Das Tor zur Zukunft soll ein schillerndes, einmaliges und weithin sichtbares Leuchtturm-Projekt sein – mit einer Fassade aus dem 3D-Drucker.

„Als Generaldirektor des Deutschen Museums bin ich natürlich begeistert von neuen Technologien – und diese hat es wirklich in sich“, sagt Wolfgang M. Heckl. Es handelt sich um eine multifunktionale und lichtdurchlässige Fassade aus recycelbarem Material, die von 3F Studio entworfen und geplant wird. Das Münchner Start-up-Unternehmen, gegründet von Moritz Mungenast, Oliver Tessin und Luc Morroni, ist aus dem Projekt Fluid Morphology entstanden, das am Lehrstuhl für Entwerfen und Gebäudehülle der Technischen Universität München (TUM) entwickelt wurde, und hat sich auf 3D gedruckte Architektur und Gestaltung spezialisiert.

Bei den Fassadenelementen aus dem 3D-Drucker sorgen Zellen im Inneren für die Stabilität und schaffen gleichzeitig luftgefüllte Hohlräume für eine optimale Dämmung. Wölbungen spenden im Sommer Schatten. Außerdem ist es möglich dünne Lüftungskanäle zu integrieren, die die Luft in den Kunststoffbauteilen für eine optimale natürliche Belüftung zirkulieren lassen. „Das macht teure Sensoren, Steuerungsprogramme und Motoren für die Verschattung überflüssig“, erklärt Mungenast.

„Der 3D-Druck hat mich persönlich immer sehr fasziniert. Auch deshalb, weil man damit völlig neue, überraschende Formen und Teile herstellen kann“, sagt Generaldirektor Heckl. Für den Interimseingang hat das Team von 3F einen Entwurf vorgelegt, der sich konzeptionell mit seinen welligen Formen auf die Struktur von Wasseroberflächen bezieht. „Ein gestalterisches Highlight, das sich hervorragend in die Umgebung einfügt“, so Heckl, denn das geplante Tor zur Zukunft liegt ja direkt an der Isar.

Hinter der gewellten Fassade erstreckt sich der provisorische Eingangsbau über drei Geschosse, die an die westliche Fassade des Zentrums Neue Technologien angeschlossen werden. Ebenerdig betritt man durch Eingänge im Norden und im Süden das Foyer mit Kassen und Zugängen zu den Ausstellungen. Im ersten Obergeschoss befinden sich Toiletten, Technik- und Serviceräume. Eine Ebene höher ist unter anderem die Leitzentrale untergebracht, von wo aus der Ausstellungsdienst koordiniert wird. Außerdem gibt es hier einen weiteren Zugang ins Museum, wo zunächst eine große Fläche für Garderoben und Schließfächer reserviert ist, bevor es in die Ausstellungen geht.

Weil das Eingangsprovisorium die gesamte Breite der Uferstraße einnimmt, wird ein über vier Meter breiter Fußgängersteg über dem Fluss daran angebaut. „Damit könnten die Münchner und ihre Gäste hier zum ersten Mal ungehindert die komplette Museumsinsel von der Cornelius- bis zur Ludwigsbrücke durchqueren und im Prinzip mitten in der Isar bis zur Praterinsel spazieren“, sagt Wolfgang Heckl. Noch lieber wäre dem Generaldirektor allerdings, wenn die Spaziergänger gleich durch das Tor zur Zukunft gehen und die neuen Ausstellungen des Museums über vergangene und zukünftige Technologien entdecken. „Mit der ersten 3D-gedruckten Fassade der Erde könnten wir dazu sogar noch neueste Technologien weithin sichtbar machen“, sagt Generaldirektor Heckl und ergänzt: „Vorausgesetzt, wir bekommen die Genehmigung und finden dann Sponsoren, um das Projekt zu finanzieren.“ Ein Leuchtturm-Projekt für das Deutsche Museum und für ganz München, über das die Stadtgestaltungskommission am 22. Januar diskutiert.

Daten zum geplanten Interimseingang des Deutschen Museums
– Standort: Uferstraße, Westseite des Zentrums Neue Technologien
– Ab Oktober 2020
– Außenabmessungen Gebäude: ca. 39,9 Meter Länge, 10 Meter Breite, 14,7 Meter Höhe
– Konstruktion Gebäude: Kombination Stahlbau/Massivbau
– Besucherauslegung: 400 Besucher verteilt auf drei Geschosse
– Auslegung auf eine Nutzungsdauer von maximal 15 Jahren (geplant 4,5 Jahre)
– Fassadenfläche: ca. 600 bis 700 Quadratmeter
– Fassadenabmessung: ca. 45 Meter Länge, 15 Meter Höhe
– Elementabmessung: ca. 1 Meter Höhe mal 1 Meter Länge, 6 bis 8 Zentimeter Dicke
– Elementgewicht: 10 bis 15 Kilogramm
– Gesamtgewicht Fassade: 8000 bis 12.000 Kilogramm
– Material: recycelbarer Kunststoff (PETG)
– Entwurf und Planung Fassade: 3F Studio
– Entwurf und Planung Gebäude: SSP/ Architekten Schmidt-Schicketanz und Partner GmbH