„Deggendorf“-Cockpit landet im Deutschen Museum

Das 2,7 Tonnen schwere Cockpit hängt an Tragegurten - Foto: Deutsches Museum, Christian Illing

Das Deutsche Museum ist seit heute um eine Attraktion reicher: Nach knapp 2000 Kilometern kommt der Tieflader aus dem spanischen Teruel am frühen Morgen an der Museumsinsel in München an – mit dem Cockpit einer A320. Das Airbus-Cockpit wird Teil der großen, neuen Luftfahrtausstellung des Museums. „Wir wollten neben unserem historischen Cockpit einer Boeing 707 auch ein aktuelles Cockpit zeigen. Etwas Modernes – die Ausstellung heißt ja auch Moderne Luftfahrt“, sagt Kurator Robert Kluge. „Wir freuen uns, dass das Exponat heute wohlbehalten bei uns angekommen ist.“ Um 8.30 Uhr wird das Cockpit von einem Kran ins Ausstellungsgebäude gehoben – es findet seinen Platz an der Galerie gleich neben dem Cockpit der Boeing 707.

Das neue Cockpit stammt von einer Lufthansa-Maschine mit einer langen und bewegten Geschichte. Ihren Erstflug hatte die Maschine vom Typ Airbus A320 am 18. Oktober 1989. 1990 wurde sie an die Lufthansa ausgeliefert und dann als erstes Flugzeug der Lufthansa auf den Namen einer ostdeutschen Stadt getauft – „Leipzig“ hieß sie zu Anfang. Am 9. Mai 2000 wurde sie auf den Namen Deggendorf „umgetauft“. Insgesamt hatte sie mehr als 72 000 Flugstunden auf dem Buckel, als sie während der Corona-Krise ausgemustert wurde und am 16. März 2020 ihren letzten Linienflug von Hamburg nach München absolvierte. Der allerletzte Flug führte dann am 20. Mai ins spanische Teruel – dort ist einer der größten Parkplätze für stillgelegte und ausgemusterte Flieger. Dort wurde sie im Sommer 2021 für das Deutsche Museum fachgerecht zerlegt – Kurator Kluge war selbst dabei vor Ort. „Das Abtrennen des Cockpits vom Rumpf hat rund vier Stunden gedauert“, erzählt er.

Bald wird das Cockpit im Deutschen Museum zu sehen sein – ab Ende 2021, Anfang 2022. Dann soll der erste Teil des von Grund auf sanierten Museums eröffnet sein – samt 19 komplett neuen Dauerausstellungen auf einer Fläche von mehr als 20.000 Quadratmetern. Die Sicherheitstür des Cockpits bleibt erhalten, ansonsten kann man durch Plexiglas-Scheiben ins originale Cockpit eines langgedienten Lufthansa-Airbus schauen. Eine komplette A320 hätte man kaum in der Ausstellung untergebracht – die hätte eine Länge von 37,57 Metern und eine Spannweite von 35,80 Metern. Das Cockpit hat dagegen „nur“ einen Durchmesser von 3,80 Meter und ist ungefähr 4,50 Meter lang.

Das Schwester-Cockpit, das nebenan in der Ausstellung steht, ist eine Boeing 707 von 1959 – es ist also genau 30 Jahre älter. Es kam 1985 in die Ausstellung auf der Museumsinsel – und hat das Gebäude während der Bauarbeiten nie verlassen, sondern „überwinterte“ in einer geschlossenen „Einhausung“. Es war schlicht zu groß, um es aus dem Gebäude zu holen. Ebenso wie der riesige Rumpfquerschnitt einer Airbus A300 von 1972 samt Tragfläche und Triebwerk.

In der Ausstellung Moderne Luftfahrt werden Fluggeräte von 1945 bis heute gezeigt. Sieben Themenbereiche – von den Grundlagen des Fliegens und der Flugsicherheit über die Hubschrauber bis zum „Mythos Starfighter“ – erzählen die Geschichte und die permanente Entwicklung der Luftfahrt auf gut 3100 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Ein besonderes Highlight ist der Flugsimulator. Bei regelmäßigen Vorführungen zeigen flugtechnisch erfahrene Mitarbeiter des Deutschen Museums hier verschiedene Manöver. Mit Blick auf die gewölbte Projektionsfläche und den großen Bildschirm, auf dem live alle Anzeigen aus dem Cockpit zu sehen sind, kommt man hier dem Traum vom Fliegen sehr nahe. Wie’s in einem echten Cockpit aussieht, können Besucherinnen und Besucher dann bald am Beispiel der „Deggendorf“ erleben.