DEICHKIND Niveau, Weshalb, Warum – Tour 2015 am 26.4. 2015 im Zenith München

Diese Bandwerbetexte sind das Grauen!

Ich glaube, dass sich die Wenigsten eine Karte für eine Band kaufen, nur weil sie diesen Text hier lesen.

Habt ihr schon mal „Die feinen Unterschiede“ von Pierre Bourdieu gelesen?

Wo willst du eigentlich hin? Na ja, diesen Text hat bestimmt jemand geschrieben, der schon zur Oberschicht gehört.

Aber nicht jeder will nach oben!

Und auch sie sollen sich frei entscheiden dürfen, ob sie diese Musikgruppe lieber mit Tomaten bewerfen möchten (oder ob sich diese Mühe überhaupt lohnt).

And now something completely different:

Suchten bislang Deichkinds selbstgebastelte Shows verzweifelt ihresgleichen, und war die Musik vollkommen unabhängig von Trends, Mode und Zeitgeist, so in etwa wie Butterbrot mit Salz, und daher schon Jahre vor Ihrer Zeit Avantgarde, kann der kulturelle Abstand zum Mainstream nunmehr nur noch in Lichtjahren gemessen werden. BÄM!!!

Ich, der Autor dieser vor Ehrfurcht nahezu starren Zeilen und staunender Beobachter dieses außerweltlichen Phänomens, durfte die letzten Monate  eine hochspezialisierte Truppe bei ihrer Präzisionsarbeit in ihren diversen  Produktionsstätten begleiten. So bekam ich zumindest eine Ahnung davon, unter welchen Bedingungen die  Kunst von Deichkind und wohl auch Kunst im Allgemeinen entstehen kann, meiner Meinung nach auch entstehen sollte.

Hier an dieser Stelle muss noch mal was Peppiges rein!

Die Entwicklungsteams für Musik und Show arbeiten auf einem solch erdabgehobenem Niveau, welches nur noch als buntes, gleißendes Lichtertreiben, einem genialischen Polarlicht gleich, am ansonsten dunklen  Kulturhimmel erscheinen kann.

Meine Texte sind von dieser Kritik natürlich ausgenommen. (Ich bin übrigens sehr gut aussehend.)

Während das Musikteam von Deichkind in  luftreinen Höhen der chilenischen Anden auf ingeniöse Weise Panflöte und Punk, Gitarre und Gabba, Drumbeats und  Dosenbier zu bis dato unerhörten Klängen verschmilzt, wird in einem Höhlenlabyrinth, mehrere Kilometer tief unter dem Jinping-Staudamm, fernab jeder kosmischen Hintergrundstrahlung, von einer Hundertschaft höchstbegabter Bastler eine Bühnenshow kreiert, welche der Beantwortung der Frage nach der Existenz einer Weltformel näher gekommen ist, als alle halbherzigen Experimente ein paar ideenloser Nobelpreisträger im Genfer CERN-Forschungskomplex zusammen genommen.

Sind sie schon eingeschlafen? Geht noch weiter. Vielleicht noch was mit Hilfeschrei ausm Schnapslabyrinth?

Mittlerweile sind die  im kollektiven Gedächtnis fest verankerten Deichkind-Symbole „Pyramide“, „Müllsack“, „LED“, „Zitze“ und „Fass“  die semiotischen Eckpfeiler eines kulturellen Kosmos, welcher allen narzisstischen Individualisierungstendenzen aufs  Angenehmste Einhalt gebietet. Zeitgleich spannt der Text einen intellektuellen Horizont auf, der der verängstigten Generation Y gütig übers Gemüt gelegt werden kann, wie eine herzenswarme Decke. Busen. Äußerst sublim werden dann noch durch die auf feinstoffliche Schwingungen perfekt abgestimmte Musik ansonsten nahezu sinnfreie Zellhaufen mit der allwissenden Weltenseele synchronisiert, so dass sie ein Gefühl zu erleben, auch wenn von Milliarden durch Werbung versprochen und von den Staaten erlassen gesucht, nur die wenigsten der Auserwählten können den inneren erreicht werden: Frieden.

Kleiner Tipp am Rande: Sie können sich auch das Lesen sparen und direkt das Ticket kaufen!

Wo also Physik an ihre Grenzen stößt und Psychologie im Dunklen tappt, wo Kunst nur raten kann und Religion zu stottern beginnt, hat Deichkind eine Antwort auf unsere Fragen  gefunden, welche präzise und einfach, ernüchternd und erhellend ist, die uns staunend macht wie es sonst nur Kindern vorbehalten ist  und  die einen heilsamen Gefühlsstrom aus gütiger Glückseligkeit und tiefster Trauer, wirren Psychosen und transpersonalen Halluzinationen, unbändigem Vertrauen und alles verschlingenden  Ängsten entstehen lässt, welcher den stechenden Schmerz der unendlichen Einsamkeit  im grausam zufällig Hinein-Geworfen-Sein in unsere Existenz von unseren aufs Äußerste geschundenen Seelen wäscht.

Englische Übersetzung des letzten Satzabschnittes: irrepressible confidence and all-consuming fears that the stabbing pain of the infinite loneliness in cruel random Hineingeworfensein in our existence of our utmost tortured souls washes.

Tickets: www.muenchenticket.de