Die ersten beiden Elektrobusse für München sind da!

Buschef Ralf Willrett (li.) und Ingo Wortmann zeigen, wie das Auftanken funktioniert. © SWM/MVG

München, 06.09.2017. Die beiden ersten Elektrobusse für München sind da! Die zwei 12-Meter-Fahrzeuge des Herstellers Ebusco wurden jetzt per Tieflader in den Bus-Betriebshof Ost der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) geliefert. Es handelt sich dabei um die ersten rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge für die eigene Busflotte. Die sieben bisher eingesetzten Elektrobusse waren Leihfahrzeuge von anderen Unternehmen bzw. Herstellern, die jeweils nur für einen begrenzten Zeitraum testweise in München unterwegs waren. Gefördert wurde der Kauf der Busse nebst der notwendigen Ladeinfra-struktur durch die Landeshauptstadt München im Rahmen des Integrierten Handlungsprogramms zur Förderung von Elektromobilität (IHFEM).

China – Rotterdam – München
Der niederländische Hersteller Ebusco ließ die beiden MVG-Busse in ei-nem Werk in China bauen. Per Schiff wurden sie anschließend nach Rotterdam gebracht und in den Niederlanden soweit überarbeitet und fer-tiggestellt, dass sie nun per Tieflader nach München transportiert werden konnten. Bis die Fahrzeuge in den Fahrgastbetrieb gehen, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen, in denen die Busse u.a. bezüglich Optik und Ausstattung finalisiert und abschließend technisch in Betrieb gesetzt werden. Außerdem müssen die Fahrerinnen und Fahrer sowie die Mitarbeiter in der Werkstatt an den Fahrzeugen geschult werden.

Einsatz ab Oktober
Die MVG plant, die beiden Busse Ende September/Anfang Oktober erstmals öffentlich vorzustellen. Anschließend sollen die Busse zunächst intern, also noch ohne Fahrgäste, im Stadtgebiet erprobt werden. Die breite Öffentlichkeit kann die beiden Fahrzeuge erstmals am Wochenende 21./22. Oktober in Augenschein nehmen und eine Probefahrt unternehmen. Sie werden dann im Rahmen eines Tages der offenen Tür im MVG Museum gezeigt. Anschließend beginnt der Betriebsalltag im MVG-Busnetz. Dort sollen die beiden Elektrobusse zunächst freizügig, also nicht auf einer bestimmten Linie, eingesetzt werden.

250 Kilometer Reichweite
Die zwölf Meter langen Solobusse nutzen Lithium-Eisen-Phosphat-Akkumulatoren mit einer Kapazität von rund 300 Kilowattstunden als Energiespeicher. Die Ladung der Batterien erfolgt über Nacht im Betriebshof. Die Reichweite der Busse soll bei vollem Energiespeicher rund 250 Kilometer betragen. Unterwegs wandelt der Motor – wie auch vom Hybridbus bekannt – Bremsenergie in elektrische Energie um, die in den Akkumulatoren gespeichert wird und somit für den Betrieb des Busses zur Verfügung steht.

Unabhängig werden vom Öl
MVG-Chef Ingo Wortmann: „Die Umstellung unseres kompletten Netzes auf Elektrobusse beginnt jetzt! Die beiden Fahrzeuge bilden den Auftakt für eine Reihe weiterer Bestellungen, die wir in den nächsten Jahren geplant haben. Wir wollen unsere gesamte Flotte auf Elektrobusse umstellen, um in Zukunft unabhängig vom Öl zu sein. Wir sind gespannt, wie sich unsere beiden ersten eigenen Elektrobusse im Betriebsalltag bewähren.“

Die technischen Komponenten der Ebusco-Fahrzeuge:
• Akkumulatorentyp: Lithium-Eisen-Phosphat
• Akkumulatorenkapazität: 311 kWh, 90 % (= 280 kWh) nutzbar
• Akkumulatorentausch: voraussichtlich 1 x in 12 Jahren
• Reichweite: mindestens 250 km
• Motorisierung: Elektromotor mit 150 kW Leistung
• Ladetechnik: Ladestation mit 75 kW Leistung
• Dauer der Ladung: max. 4 Std.
• Fahrgastkapazität: 28 Sitzplätze, 39 Stehplätze
• Länge: 12 Meter

Um den E-Busfuhrpark zu erweitern, soll noch in diesem Jahr die Ausschreibung für zwei 18 Meter lange Elektro-Gelenkbusse erfolgen. 2018 sollen außerdem weitere Elektro-Solobusse geordert werden. Somit stünden Ende 2019 genügend Fahrzeuge zur Verfügung, um einerseits eine erste Elektrobus-Linie zu betreiben und anderseits die Fahrzeuge netzweit auf unterschiedlichen Linien zu testen. Beschaffungsgemeinschaft mit anderen Verkehrsunternehmen Um dem Elektrobus zum Durchbruch zu verhelfen, ist die MVG auch Partner in einer deutschlandweiten E-Bus-Beschaffungsgemeinschaft. Gemeinsam mit anderen Verkehrsunternehmen, wie z. B. der Hamburger Hochbahn und den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), wird derzeit intensiv daran gearbeitet, gemeinsame Standards für Elektrobusse und für die erforderliche Lade-Infrastruktur zu definieren. Damit entsteht die Basis für die künftig geplanten gemeinsamen Beschaffungen zusätzlicher E-Busse. Zur Finanzierung weiterer Fahrzeuge sowie der Ladeinfrastruktur setzt die MVG auch auf Fördergelder, etwa der Landeshauptstadt München sowie des Freistaats.

Innovationspartnerschaffen mit Herstellern
Falls sich die Fahrzeuge bewähren und der technologische Fortschritt bei den Batteriesystemen anhält, könnten ab ca. 2020 zumindest Solobusse sukzessive durch E-Busse abgelöst werden. Die MVG benötigt für diesen Schritt, wie alle anderen ÖPNV-Betreiber auch, zuverlässige und ausgereifte Fahrzeuge zu vertretbaren Preisen. Die für die Beschaffung in größeren Stückenzahlen notwendigen Produktionskapazitäten müssen von der Fahrzeugindustrie sukzessive geschaffen werden. Beispielsweise streben deutsche Hersteller an, 2018 oder 2019 mit Vorserienfahrzeugen auf den Markt zu kommen. Diese Entwicklung treiben die MVG und ihre Muttergesellschaft SWM unter anderem mit Innovationspartnerschaften, aktuell mit MAN, gezielt voran. Die MVG hält außerdem an ihrem Kurs fest, möglichst viele Elektrobusse im Rahmen von Testeinsätzen zu erproben.