Die Wiesn 2022 – friedlich, fröhlich, verregnet

Die Wiesn 2022 – friedlich, fröhlich, verregnet

Das 187. Oktoberfest zog ein entspanntes, gut gelauntes und junges Volksfestpublikum an, trotz des fast durchgehend nass-kalten Wetters. Dennoch herrschte auf dem Festgelände gute Stimmung. Die Gäste steuerten überwiegend die Indoor-Betriebe an, allen voran die gastronomischen. Sobald sich das Wetter nur ein bisschen besserte, herrschte sofort deutlich mehr Betrieb auf den Straßen und bei den Schaustellergeschäften.

Nach Schätzung der Festleitung kamen bis einschließlich Montag, 3. Oktober, 5,7 Millionen Gäste (2019: 6,3 Millionen) auf die Theresienwiese. Davon wurden auf der Oidn Wiesn rund 230.000 Besucher gezählt (2019: 500.000). Der Referent für Arbeit und Wirtschaft, Wiesnchef Clemens Baumgärtner: „Die Wiesn ist wieder da. Gäste im siebenstelligen Bereich haben ihre Wiesn gefeiert und gezeigt, wie stark sie ihnen am Herzen liegt. Die Menschen wollen aller schlechten Nachrichten zum Trotz ihre Freiheit und ihren Spaß zurück haben. Dafür war die Wiesn eine machtvolle Demonstration.“
.

Auf den Straßen des Festgeländes war viel Englisch zu hören, vor allem von Touristinnen und Touristen aus den USA, aber auch aus Schottland und England. Gäste aus Italien, Frankreich, Spanien, Portugal, Argentinien und osteuropäischen Ländern wie Kroatien oder der Ukraine bummelten ebenfalls über das Gelände, testeten die Fahrgeschäfte und natürlich das Wiesn-Bier. Eine Auswertung der Mobilfunkdaten untermauert die Zahlen der Festleitung, die die Wiesn als ein bayerisches Fest ausweisen. Ebenso bestätigt sie die Einschätzung von Behörden sowie der Beschickerinnen und Beschicker, dass das Publikum auf der Wiesn deutlich jünger geworden ist. 
.

Das Logistik des Oktoberfests, das zwei Mal wegen der Corona-Pandemie pausieren musste, wurde von Covid-19 nicht beeinträchtigt. Das Infektionsgeschehen hat nicht zu den befürchteten Personalausfällen geführt.

Insgesamt sind Festleitung, Schaustellerinnen und Schausteller, Marktkaufleute sowie Wirtinnen und Wirte sehr froh, dass die Wiesn 2022 stattfinden konnte. Mit dem Verlauf des Festes sind sie zufrieden.

Essen und Trinken
Der Trend zu qualitätsvollem Genuss hielt bis zum Schluss an. Die Wirtinnen und Wirte stellten fest, dass ihre Gäste gezielt wegen der guten Küche ins Zelt kommen. Dabei legen sie Wert auf Qualität und sind bereit, dafür auch tiefer in die Tasche zu greifen. Bio-Food, regionale Produkte, vegetarische und vegane Spezialitäten werden immer mehr nachgefragt. Die Kässpätzle sind dabei, dem Schweinsbraten den Rang abzulaufen.

Der Straßenverkauf lief nur an den nicht ganz verregneten Tagen zufriedenstellend. Besonders beliebt waren Klassiker, wie Bratwürste und gebrannte Mandeln.

Wegen der kalten und nassen Witterung durfte in der zweiten Wiesn-Hälfte zum ersten Mal seit 2008 an den Eisstandln wieder Glühwein ausgeschenkt werden.

Die Oktoberfest-Gäste tranken nach Angabe der Brauereien insgesamt 5,6 Millionen Maß Bier (2019: 7,3 Millionen). In den Biergärten konnten aufgrund des schlechten Wetters kaum Gäste bewirtet werden.

Her mit den Krügen
Das aufmerksame Ordnerpersonal nahm Andenkenjägern 112.551 Bierkrüge (2019: 96.912) an den Ausgängen der Zelte sowie des Festgeländes ab.

Schaustellerei
Das miserable Wetter trübte die Wiesn-Bilanz der Schaustellerinnen und Schausteller, auch wenn sie glücklich waren, wieder auf der Wiesn stehen zu können. Sobald sich allerdings das Wetter ein bisschen besserte, zog auch sofort das Geschäft an und es kamen viele Familien, auch mit kleinen Kindern, auf die Wiesn. Die drei Jahrgänge Jugendlicher, die zum ersten Mal ohne Eltern auf dem Festgelände unterwegs waren, hatten sehr viel Spaß daran, die wilden Fahrgeschäfte auszuprobieren.

Souvenirs, Souvenirs
Bei den Souvenirs zeigt sich, ähnlich wie beim Essen, dass die WiesnGäste auf hochwertige Qualität Wert legen und auch bereit sind, dafür mehr Geld auszugeben. Sowohl der offizielle Sammlerkrug mit dem diesjährigen Plakatmotiv als auch der Maßkrug mit dem neuen WiesnLogo wurden sehr gut verkauft. Ansonsten fand vor allem Wärmendes wie Schals, Hoodies oder Socken großen Anklang.

Der Wiesn-Hit
Der Wiesn-Hit 2022 war das Lied „Layla“ von DJ Robin & Schürze. Allerdings bleibt „Prosit der Gemütlichkeit!“ nach wie vor ungeschlagen.

Hotels und Reisebranche
Während der gesamten Wiesn-Zeit gab es genügend Unterkünfte im gesamten Stadtgebiet in allen Preislagen und Kategorien. Ein Ausweichen ins Umland, erst recht ins weiter entfernte Umland, wie noch 2019, war nicht notwendig. Dies hängt auch mit dem gewachsenen Angebot an Hotelzimmern gegenüber früheren Wiesn-Jahren zusammen. Insgesamt lag die Zimmerauslastung mit knapp 79 Prozent zirka zehn Prozent über der Zimmerauslastung in der ersten Septemberhälfte.

An den Tourist Informationen und im Call Center von München Tourismus drehten sich die meisten Fragen um das Oktoberfest. Auch die Außenstelle auf dem Oktoberfest, die 2022 erstmals eingerichtet wurde vor allem von ausländischen Gästen gut frequentiert.

Die Reisebranche war sehr erfreut über den Oktoberfest-Restart. Dennoch war die Buchungssituation der internationalen Anbieterinnen und Anbieter von Reisen zum Oktoberfest wegen der Planungsunsicherheiten (Covid, Urkraine-Krieg, Flugverkehr) noch deutlich verhaltener als 2019.

Aus dem Servicezentrum
Sicherheit ist ein klares Qualitätsmerkmal der Wiesn. Polizei, Feuerwehr, Sanitätsstation und alle weiteren beteiligten Behörden lobten die hervorragende Zusammenarbeit und die Sicherheitspartnerschaft mit den privaten Bewachungsunternehmen sowie der Aktion „Sichere Wiesn für Mädchen & Frauen“, die den „Safe Space“ im Servicezentrum anbietet.

Polizei
Die Polizei ist mit dem Verlauf des Festes zufrieden. (Mündlicher Bericht)

Feuerwehr
Für die Branddirektion war es „eine ruhige Wiesn“. (Mündlicher Bericht)

Sanitätsstation
Die Aicher Ambulanz spricht von einem ruhigen Verlauf. Die Einsatzzahlen gingen im Vergleich zu 2019 um rund 30 Prozent zurück. (Mündlicher Bericht)

Jugendschutzbüro
Im Jugendschutzbüro ergaben sich nur wenige Betreuungen von Minderjährigen auf der Wiesn: elf Kinder (0-13 Jahre) und elf Jugendliche (14-17 Jahre). Darüber hinaus wurden mehrere junge Erwachsene (18-21 Uhr) betreut. Es kam zu keiner Inobhutnahme durch das Jugendamt.  

Viele Jugendliche kamen ins Jugendschutzbüro, um ihr Handy aufzuladen und konnten dadurch oftmals ihre Freundinnen und Freunde wiederfinden. Das Jugendschutzbüro wurde über die Mittagszeit rege zum Wickeln, Stillen und Aufwärmen genutzt. 

Lebensmittelüberwachung
Die Lebensmittelüberwachung des Kreisverwaltungsreferates (KVR) führte 932 Lebensmittel- und Hygienekontrollen durch, einschließlich der Frühkontrollen. Der ständigen Überwachung unterlagen 330 Bierzelte, Cafés und Lebensmittelbetriebe sowie 187 Bauchläden und Betriebe mit Andenkenverkauf. Die Lebensmittelbetriebe wurden mehrmals täglich im Hinblick auf die einwandfreie Betriebs-, Produkt- und Personalhygiene sowie Kennzeichnung kontrolliert. Ebenso werden Frühkontrollen hinsichtlich der ordnungsgemäßen Warenanlieferung (funktionsfähige Kühlung, Sauberkeit) durchgeführt.Insgesamt entnahm die Lebensmittelüberwachung 87 Proben von Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen, darunter auch Bier und fertige Speisen, als Verdachtsproben und Planproben, gemäß der Anforderung des Bayerischen Landeamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.

Fundstücke
Bis Wiesn-Schluss zählte das Wiesn-Fundbüro rund 3.500 Fundstücke, darunter 930 Ausweise, 380 Kleidungsstücke, 570 Geldbörsen, 630 Bankkarten, 420 Smartphones und Handys, 180 Schlüssel, 150 Brillen, 70 Taschen, Rucksäcke und Beutel, 80 Regenschirme, 70 Schmuckstücke.

Auch in der zweiten Wiesn-Woche regten einige Fundstücke zu Spekulationen an. Hat der Wiesn-Fan, der das Buch, „Glück gefunden“; der Tatort-Kommissarin Ulrike Folkerts verloren hat, vielleicht sein Glück auf der Wiesn gefunden und kein Bedarf mehr für die Lektüre? Wollte die Trägerin der abgegebenen Badeschlappen im Regen eigentlich die neuen Trachtenschuhe schonen? Wann ist wohl dem zahnlosen Wiesn-Gast aufgefallen, dass er nicht mehr beißen kann, weil sein Gebiss fehlt?

Energie und Wasser
Wie 2019 wurde das Oktoberfest zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt. Die Anzahl der Kundinnen und Kunden, die zusätzlich M-Ökostrom aktiv bezogen, hat sich auf dem hohen Niveau von 65 Prozent gehalten. Der Stromverbrauch von drei Millionen Kilowattstunden lag um circa 1,5 Prozent unter dem Verbrauch der Wiesn von 2019.

Der Wasserverbrauch von zirka 97.000 Kubikmetern ging im Vergleich zu 2019 um 17 Prozent zurück. 40 Gasanlagen aus dem Versorgungsnetz der Theresienwiese wurden mit Erdgas versorgt. Dabei handelte es sich um alle großen Küchen und Grillanlagen. Der Gasverbrauch war mit 133.000 Kubikmetern um 36 Prozent geringer als 2019. Da dieses Jahr keine Gartenheizungen mit Erdgas betrieben wurden, fiel dieser Verbrauch von ca. 20.000 Kubikmetern komplett weg. Ebenso gab es beim Kochgas einen spürbaren Rückgang. Das Oktoberfest verbrauchte im Schnitt der letzten Jahre:

– 4 GWh Strom, gemessen am Gesamtverbrauch Münchens von 6.200 GWh (2021) entspricht dies 0,6 Promille.

– 2 GWh Erdgas, gemessen am Gesamtverbrauch Münchens von 14.200 GWh entspricht dies 0,1 Promille.

Wieder einmal konnte das größte Volksfest der Welt störungsfrei von den Energiespezialisten der Stadtwerke München (SWM) abgewickelt werden.