Ein Jahr Stillstand in Clubs und Discotheken

Ein Jahr Stillstand in Clubs und Discotheken

Süß: „Es ist nicht nur ein verlorenes Jahr für unsere Betriebe, sondern auch ein verlorenes Jahr für die Jugend.“ / Poschenrieder: „Betriebe, die ohne eigenes Verschulden ein derart großes Opfer für die Gesellschaft bringen mussten, darf man nicht im Stich lassen.“

Seit 17. März 2020 befinden sich Clubs und Discotheken im Lockdown, ein baldiges Ende ist noch immer nicht in Sicht. „Vor allem die andauernde Perspektivlosigkeit macht den Betrieben zu schaffen“, sagt David Süß, Vorsitzender der Fachabteilung Musik & Szene des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern, „seit einem Jahr ist es still in Bayerns Clubs und Discotheken. Es ist nicht nur ein verlorenes Jahr für unsere Betriebe, sondern auch ein verlorenes Jahr für die Jugend.“ Clubs und Discotheken sind wesentlich für die Attraktivität und Lebensqualität einer Stadt oder Gemeinde, ein Besuch in ihnen gehört am Wochenende zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Süß warnt vor dem derzeitigen leisen Sterben eines eigentlich so lauten, bunten und vor allen Dingen wesentlichen Kulturguts: „In unseren Betrieben wird das Leben in einem gesicherten Umfeld gefeiert, vielleicht auch mal über die Stränge geschlagen, Grenzen ausgetestet, der Alltag vergessen, die Liebe gefunden – das Leben mit all seinen Facetten gelebt und erlebt. Wir fehlen.“

Die wirtschaftlichen Einbußen in diesen Bereichen des Gastgewerbes sind erheblich. Clubs und Discotheken waren die ersten, die schließen mussten, konnten bisher nicht wieder öffnen und werden voraussichtlich die letzten sein, die wieder Gäste empfangen dürfen. Zumeist gab und gibt es keine Möglichkeit den Betrieb umzustellen und anderweitig einen Umsatz zu erzielen. „Der Weg ist hier noch lang. Vor allem in diesem Bereich ist eine schnelle und unbürokratische staatliche Unterstützung zwingend erforderlich“, so auch Monika Poschenrieder, Vorsitzende des Fachbereichs Gastronomie. „Eine dauerhafte Lösung wäre die Entfristung des reduzierten Umsatzsteuersatzes sowie der Einbezug der Getränke. Betriebe, die ohne eigenes Verschulden ein derart großes Opfer für die Gesellschaft bringen mussten, darf man nicht im Stich lassen.“ Clubs und Discotheken seien wesentlicher Teil unserer gelebten und geliebten Kultur, den wir nicht verlieren dürfen, so Poschenrieder weiter, „wir müssen endlich lernen mit Corona zu leben. Mittlerweile gibt es viele Möglichkeiten, die durchaus eine Öffnung der Branche zuließen, wie verlässliche Impfungen, Schnelltests, Lüftungstechnologien und digitale Gästeregistrierung.“

Derzeit gibt es im Freistaat laut einem Bericht des Bayerischen Landesamtes für Statistik 313 Discotheken und Tanzlokale. Unter dem Lockdown leiden derzeit ebenso 483 Bars und 105 Vergnügungslokale, die – wenn überhaupt – nur einen kurzen Zeitraum öffnen konnten.