Elefant Ludwig gut angekommen im Zoo Heidelberg

Foto: Zoo Heidelberg

Am Dienstag, den 12. Mai gab es einen Sondertransport von München nach Heidelberg: Der 1,6 Tonnen schwere, vierjährige Elefantenbulle Ludwig zog in einem Spezial-LKW in die Elefanten-Junggesellen-WG im Zoo Heidelberg um. Alles lief bestens.

In einem umgebauten Übersee-Container, der auf einen LKW verladen wird, reist am 12. Mai ein Elefant aus München ins baden-württembergische Heidelberg. Was für den Spezialtransporteur Roy Smith von der Firma InterZoo aus Walsrode (Niedersachsen) seit Jahrzehnten Tagesgeschäft ist, stellt für die reisenden Tiere und anwesenden Tierpfleger eine aufregende Unternehmung dar. Drei Elefantenpfleger aus dem Tierpark Hellabrunn begleiten Ludwig auf der Fahrt und bleiben die ersten Tage bei ihm in Heidelberg, um dem Elefantenbullen die Eingewöhnung in die bestehende Gruppe der drei Junggesellen Gandhi (9 Jahre), Khin Yadanar Min (5) und Tarak (9) zu erleichtern. Koordiniert werden die jeweiligen Stationen für die vom Aussterben bedrohten Asiatischen Elefanten im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP).

Bereits um 6 Uhr morgens wird vor dem Hellabrunner Elefantenstall ein Kran eingerichtet, der den Container absetzt, in den Ludwig bald darauf hineingehen wird. Ludwig bekommt von den Tierärzten die sogenannte rosa Brille aufgesetzt: Sie haben ihm ein leichtes Beruhigungsmittel verabreicht, damit er die Vorbereitungen auf seinen Transport komplikationslos mitmacht und die Reise im LKW gut verkraftet. Gegen 7 Uhr wird die Tür des Elefantenstalls geöffnet. Davor steht der Container bereit, in den sich Ludwig dank geduldigen Zuredens seiner Pfleger in den nächsten Minuten zügig und sehr kooperativ hineinbewegt.

Um 7.45 Uhr befindet sich der Container samt Ludwig mithilfe des Krans auf dem Tieflader. Um 8.23 Uhr rollt der elefantöse Sondertransport aus Tor 9 des Münchner Tierparks und begibt sich in Richtung Autobahn A8.

Zoodirektor Rasem Baban hat die Reisevorbereitungen von Elefant Ludwig in den vergangenen Wochen und direkt vor der Abfahrt mit Spannung verfolgt: „Ludwig hat das Training auf seine bevorstehende Reise bestens mitgemacht und während der Transportvorbereitungen bewiesen, was für ein toller Bursche er ist. Wir wünschen ihm für die Zeit in Heidelberg mit seinen neuen Gefährten das Allerbeste. Wir werden ihn sehr vermissen, denn an ihm hängen die Herzen vieler Tierpfleger, Besucher, Elefantenfans und natürlich auch ganz besonders meines.“

Nach einer etwa siebenstündigen Fahrt mit mehreren Pausen kommt Ludwig um 15.40 Uhr im Zoo Heidelberg an. Dort wird er bereits erwartet. Der Kran steht bereit, um die schwere Kiste behutsam vor dem Eingang zum Elefantenhaus abzustellen. Für Ludwig scheint es eine ruhige Fahrt gewesen zu sein – beim Blick ins Innere der Box vor dem Abladen informiert der Münchner Tierpfleger seine beiden Kollegen, dass Ludwig eben noch geschlafen habe und jetzt erst aufsteht. Die Tierpfleger aus München werden noch die ersten Tage in Heidelberg bei Ludwig bleiben und aufmerksam beobachten, wie er sich mit seinen neuen Mitbewohnern in der Heidelberger Jungbullen-WG anfreundet. Als Kleinster und Jüngster in der Gruppe wird er sicher sehr schnell auch die Herzen der Heidelberger gewinnen.

Im Zoo Heidelberg erwartet man, dass der neunjährige Gandhi nach dem Auszug des bisherigen Leitbullen Voi Nam die Führung bei den Jungbullen übernehmen wird. Er ist besonders dominant und zeigt deutlich seinen Anspruch auf diese Position. Der gleichaltrige Tarak ist eher defensiv, wenn es um Machtspielchen geht. Vermutlich wird Ludwig im fünfjährigen Khin Yadanar Min einen nahezu ebenbürtigen Mitspieler finden.

Um die Zucht Asiatischer Elefanten erfolgreich weiterzuführen, wird Ludwig nun im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) in Heidelberg seine Pubertät verleben und weiter ausgebildet, bevor er später seine Rolle als Zuchtbulle in einem anderen Zoo übernehmen kann. Dazu ist es besonders wichtig, dass die Junggesellen eine gewisse Sozialkompetenz erlernen, um sich später in einer größeren Herde zum Oberhaupt zu entwickeln.

Der Tiergarten Heidelberg hatte sich bereits 2010 entschieden, Elefanten-Jungbullen, die nach ein paar Jugendjahren den jeweiligen Familienverband verlassen müssen, bei sich aufzunehmen. Hierfür wurde ein spezielles Elefantenhaus mit weitläufigem Freibereich für bis zu vier Jungbullen errichtet. Auf einer Gesamtfläche von ca. 3000 Quadratmetern vergnügen sich seit Sommer 2010 die Junggesellen unter anderem beim Bad im großzügigen Innenpool und auf dem weitläufigen Außenterrain. Anfang des Monats hatte Elefant Voi Nam im Alter von 13 Jahren die Wohngemeinschaft verlassen, um in seinem Geburtszoo in Leipzig in der dortigen Elefantengruppe seine Rolle als Zuchtbulle zu übernehmen. Um einen optimalen Ersatz für den freigewordenen Platz auszuwählen, hatten sich die Heidelberger Elefantenpfleger den jungen Ludwig zunächst vor Ort in München angeschaut. Sie sind alle sehr gespannt auf das erste Zusammentreffen der vier Elefanten. Die erste Nacht verlief äußerst entspannt, und die Elefanten hatten Gelegenheit, sich durch die abgetrennten Bereiche im Elefantenhaus zu „berüsseln“ und sich gegenseitig zu beschnuppern.

Hintergrund-Infos zu den Hellabrunner Elefanten:
Die Hellabrunner Elefantengruppe besteht nun aus folgenden vier Mitgliedern:
Temi
Geboren am 02.11.2001 im Tierpark Berlin
In Hellabrunn seit: 2006
Der Name Temi stammt aus dem Burmesischen und bedeutet Tochter. Die jüngste Elefantenkuh Hellabrunns ist sehr selbstbewusst.

Steffi
Geboren 1966 in Indien
In Hellabrunn seit: 1968
Die Ranghöchste der Elefantenherde ist an ihrem schlanken, langen Rüssel gut zu erkennen. Der Rüssel ist zum Teil gelähmt. Steffi kommt trotz der Lähmung prima damit klar.

Mangala
Geboren 1993 in Indien
In Hellabrunn seit: Dezember 1994
Mangala, die zweitjüngste Elefantenkuh in Hellabrunn, ist sehr fürsorglich. Ihr Lieblingsspielzeug ist ein Lkw-Reifen.

Panang
Geboren am 13.02.1989 im Zoo Zürich
In Hellabrunn seit: 1995
Panang ist eine recht kleine und temperamentvolle Elefantenkuh. Ihre Erkennungsmerkmale sind die flatternden Ohren und die glatte Haut ihres Rüssels.