Erfolgreiche Seepferdchen-Zucht im Hellabrunner Aquarium

Foto: © Frank Müller

Wenn ein Tierpark-Besuch ansteht, geht es für viele Besucher zunächst einmal zu den großen Tieren in Hellabrunn: Elefanten, Tiger und Eisbär. Doch auch ein Besuch im Aquarium lohnt sich – denn was viele nicht wissen: Hellabrunn züchtet erfolgreich Seepferdchen.

Im Seepferdchen-Becken leben derzeit acht Langschnäuzige Seepferdchen. Zwei davon sind deutlich schwerer zu finden als die anderen Tiere: Die beiden jüngsten Seepferdchen leben erst seit Ende letzte Woche mit den älteren Tieren zusammen in einem Becken und sind – wie für Jungtiere üblich – schwarz-braun gefärbt. Später werden sie die Farbe wechseln und wie ihre Artgenossen orange-gelb sein. Seepferdchen können ganz unterschiedliche Farben haben, das ist abhängig von ihrem Lebensraum. Insgesamt gibt es 43 verschieden Seepferdchen-Arten. Das Langschnäuzige Seepferdchen kommt ursprünglich in den in den tropischen Zonen des Westatlantiks vor.

In Hellabrunn werden derzeit erfolgreich Langschnäuzige Seepferdchen nachgezüchtet. Die filigranen Fische sind sehr anspruchsvoll, was die Haltung betrifft. „Seepferchen ernähren sich zunächst von sehr feinem Zoo-Plankton. Mit zunehmender Körpergroße fressen sie größere Plankton-Teilchen. Damit das Wasser trotz der Plankton-Belastung klar und sauber bleibt, bedarf es einer anspruchsvollen Technik“, erklärt der zuständige Kurator für das Aquarium, Frank Müller. Die meiste Zeit des Tages verbringen Seepferchen mit der Nahrungsaufnahme. Mit ihrer kleinen Rückenflosse bewegen sie sich fort, die Richtung steuern die Fische dabei mit Flossen rechts und links der Kiemen.

Die Seepferdchen in Hellabrunn haben noch zwei weitere Mitbewohner in ihrem Becken. Eine Seenadel und ein Feilenfisch. Dieser frisst Glasrosen und sorgt damit dafür, dass diese Seeanemonen-Art nicht zu groß wächst und den Seepferdchen gefährlich wird.

In Hellabrunn gelang bereits einige Mal die erfolgreiche Nachzucht von Seepferdchen. Dabei sucht sich das Zuchtmännchen, das an einer durch die Brusttasche deutlich ausgeprägteren Wölbung erkennbar ist, ein größeres Weibchen. Dieses legt dann bis zu 300 Eier in die Brusttasche des Männchens. Nach etwa zwei Wochen werden die Jungtiere ausgeworfen. Kleine Seepferdchen können sofort frei schwimmen und sich unabhängig von den Eltern ernähren. „Hat sich ein Männchen erfolgreich fortgepflanzt, wird es mit einem anderen Männchen ausgetauscht, damit wir einen möglichst großen Genpool garantierten können“, so Frank Müller.

Seepferdchen gehören zu den gefährdeten Tierarten, da ihr natürlicher Lebensraum immer weiter zerstört wird. Zudem landen sie durch massive Befischung immer häufiger als Beifang in Fischernetzen. Hinzu kommt vor allem in China und Südostasien der Glaube, dass zerstoßene Seepferdchen eine heilende und potenzsteigernde Wirkung haben.

„Um diese beeindruckende Tierart weiterhin zu erhalten, arbeiten wir intensiv an weiteren Zuchterfolgen und einem gemeinsamen Zuchtbuch, welches bereits in Planung ist. Damit sichern wir nicht nur die Zoo-Population der Tiere, sondern erleichtern uns auch den Austausch erfolgreicher Zuchtmännchen zwischen den Aquarien. Mit unseren bisherigen Zuchterfolgen haben wir zudem schon erreicht, dass keine Seepferdchen mehr aus der Natur entnommen werden müssen“, erläutert Kurator Frank Müller.

Auch in Europa kommen verschiedene Seepferdchen-Arten sowohl im Mittelmeer als auch im Atlantik vor. Der Bestand ist jedoch in den letzten Jahrzehnten enorm zurückgegangen.

Im Hellabrunner Aquarium finden Besucher die Langschnäuzigen Seepferdchen im Becken neben dem Oktopus.