Erneuter Schlag gegen international agierenden und hochkriminellen Callcenterbetrug in der Türkei

Symbolbild

Der Münchner Polizei ist, in Zusammenarbeit mit den türkischen Sicherheitsbehörden, ein erneuter Schlag gegen international agierende und hochkriminelle Telefonbetrüger gelungen. Darauf hat Münchens stellvertretende Leiterin der AG Phänomene, Desiree Schelshorn, am Mittwoch nach einer spektakulären Festnahmeaktion der türkischen Sicherheitsbehörden am vergangenen Samstag (01.10.2022) in der Provinz Mersin (Türkei) hingewiesen. Schelshorn erklärte: „Insgesamt konnten, nach unseren gemeinsamen Ermittlungen 30 Personen mit unterschiedlichen Funktionen im jeweiligen Callcenter festgenommen werden und befinden sich seitdem in türkischer Haft.“ Seit mehreren Jahren wurden von den deutschen und türkischen Behörden langwierige Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Drahtzieher mehrerer Callcenter geführt sowie unter höchster Geheimhaltung auch länderübergreifend weitere Beweise gegen beteiligte Personen gesammelt.“

Der Abteilungsleiter der Staatsanwaltschaft München I gegen organisierte Kriminalität, Oberstaatsanwalt Kai Gräber betonte: „Ermittlungen gegen die organisierte Kriminalität sind meist sehr komplex und langwierig. In diesem konkreten Strafverfahren ermitteln wir bereits seit 2020 u.a. gegen den Hauptverantwortlichen dieses betrügerischen Callcenters. Aus unserer Sicht ist es deshalb absolut positiv zu bewerten, dass dieser von der türkischen Polizei nun festgenommen und dadurch weitere kriminelle Aktivitäten verhindert werden konnten.“

„Die Telefonbetrüger haben ein kriminelles Netzwerk mit komplexen Infrastrukturen aufgebaut und damit in den zurückliegenden Jahren Millionenbeträge gemacht“, so Schelshorn. Sie sei jedoch zuversichtlich, dass diese Callcenter mit dieser koordinierten Aktion unschädlich gemacht wurde und die erneuten Festnahmen (wegen „qualifizierten Betrugs“) auf andere Täter abschreckend wirken. Jahrelang hatten sie als falsche Polizeibeamte einer international agierenden Bande arglose Menschen vor allem in Bayern und Baden-Württemberg ausgenommen.

„Zumindest diesen Callcentern haben wir den Stecker gezogen und dadurch weitere Telefonbetrügereien verhindert“, erklärte die Chefermittlerin und mahnte zugleich: „Einige Großfamilien haben sich mit dieser Betrugsmasche regelrechte Geschäftsstrukturen aufgebaut und werden versuchen diese fortzuführen.“ Nicht zuletzt deshalb sei die Zusammenarbeit mit den türkischen Sicherheitsbehörden auf diesem Sektor zuletzt noch weiter intensiviert worden – mit Erfolg: Bei der aktuellen Aktion in Mersin, Izmir, Istanbul, Trabzon, Antalya und Denizli wurden insgesamt Vermögenswerte in Höhe von umgerechnet fast 1,6 Millionen Euro und zahlreiche Computersysteme bzw. Büroausstattung sichergestellt und danach digitalforensisch ausgewertet. „Aus den digitalforensischen Untersuchungen erhoffen wir uns klare Hinweise und Ermittlungsansätze gegen andere betrügerische Callcenter“, so Schelshorn und erklärte: „Am wirksamsten gegen international agierende Verbrecher ist ein gemeinsames und eng abgestimmtes Vorgehen.“

Erst kürzlich hatte ein türkisches Gericht Angehörige eines Callcenters zu hohen Haftstrafen verurteilt, nachdem diese zuvor jahrelang als falsche Polizeibeamte agiert hatten.

Informationen zur AG Phänomene
Bandenstrukturen bilden im Bereich der organisierten Kriminalität in Deutschland häufig hierarchische Netzwerke innerhalb der tatverdächtigen Gruppierungen ab und agieren zunehmenden international. Bereits im Februar 2014 hat die Münchner Polizei auf diese Entwicklung reagiert und eine phänomenspezifische Ermittlungseinheit gegen den organisierten Callcenterbetrug eingesetzt. Diese wurde 2017 im Sinne einer ermittlungsübergreifenden Orientierung in „AG Phänomene“ unbenannt. Nach intensiver Kooperation mit den polizeilichen Partnern in Europa und der Welt konnten zuletzt wiederholt Festnahmeerfolge verzeichnet und die Ergebnisse polizeilicher Strafverfolgungsaktivitäten weiter verbessert werden.