Farbe in die Flure: Schüler malen für Lungenkrebs-Patienten und erhalten umgekehrt einzigartigen Präventionsunterricht von Lungenärzten

Farbe in die Flure: Schüler malen für Lungenkrebs-Patienten und erhalten umgekehrt einzigartigen Präventionsunterricht von Lungenärzten
Foto: © Klaus Krischock

Schule und Klinik führen ihre Kooperation in der Pandemie erfolgreich weiter – zum Jahresende überraschen die Schüler das Klinikpersonal

Seit vier Jahren verbindet das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium und die München Klinik Bogenhausen eine besondere Kooperation: Die Schüler malen im Kunstunterricht Bilder für schwerkranke Lungenpatienten, die bei der Genesung unterstützen und den Krankenhausaufenthalt angenehmer und bunter gestalten sollen. Die Bilder werden regelmäßig für die Patienten auf der Station des Lungenkrebszentrums Bogenhausen ausgestellt. Umgekehrt erhalten die Schüler von den Lungenspezialisten besonderen Präventionsunterricht zum Thema Rauchen, in dem erklärt wird, welch große Rolle der Tabakkonsum bei der Entwicklung von Lungenerkrankungen spielt. „Mit 14 Jahren fangen die meisten Menschen mit dem Rauchen an – und das Rauchen ist immer noch der häufigste Grund für schwere chronische Lungenerkrankungen und Lungenkrebs. Deswegen setzt unsere Kooperation genau in dem Alter an. Wir Ärzte berichten den Schülern aus erster Hand, was das Rauchen im Körper anrichtet. Wenn möglich begleiten uns Patienten, die die Schüler vor einer Lungenerkrankung und dem damit verbundenen Leidensweg bewahren möchten. Das ist für die Schüler besonders eindrucksvoll. Wenn ich nach den Patientenberichten in die Runde frage, ob sich noch jemand vorstellen kann zu rauchen, wird es immer ganz still“, sagt Dr. Jonas Arno Hartung, Arzt und ehemaliger Schüler des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums, der das Projekt im Jahr 2017 initiiert hat.

Auch im Pandemie-Jahr gab es Schulungen der Ärzte

Die Covid-19-Pandemie hat Schulen und Kliniken vor besondere Herausforderungen gestellt. „Umso mehr freut es mich, dass auch in diesem Jahr zwei Schulungen stattfinden und wir unter besonderen Bedingungen unsere Kooperation fortführen konnten. Denn neben Covid-19 dürfen wir andere Erkrankungen nicht vergessen und erste Studien zeigen, dass die Pandemie auch ein Nährboden für Süchte wie Alkohol und Nikotin ist. Deshalb ist es umso wichtiger, die Schüler weiterhin konsequent aufzuklären und vor einem Einstieg in die Nikotinsucht zu bewahren“, so Dr. Hartung. Im Sommer 2020 konnten mit Unterstützung der Schulleitung des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums zwei Aufklärungsschulungen als Präsenzveranstaltungen unter Einhaltung strenger Covid-Hygienemaßnahmen stattfinden. Diese wurden von Assistenzärztinnen und -ärzten des Lungenkrebszentrums der München Klinik Bogenhausen in Begleitung von zwei Patienten in Klassen der Jahrgangsstufe 9 durchgeführt.

Schüler überraschen das Bogenhausener Klinikpersonal

Zum Jahresende bedankten sich die Schülerinnen und Schüler umgekehrt beim gesamten Krankenhauspersonal der München Klinik Bogenhausen für deren Einsatz in der Covid-19-Pandemie. Als Überraschung traf kurz vor Weihnachten ein Paket mit persönlichen Dankeskarten ein – die Schüler hatten darauf weihnachtliche Bildmotive gemalt und gute Wünsche und Grüße an die Ärzte und Pflegekräfte der Klinik gerichtet. Stellvertretend für die Schuldirektion und die Schüler besuchte die Kunstpädagogin und Oberstudienrätin Sandra Matthäus, die das Projekt seitens des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums begleitet, am Tag vor Weihnachten den Projekt-Initiator, Dr. Jonas Arno Hartung, sowie den Chefarzt des Lungenzentrums Bogenhausen-Harlaching, Prof. Dr. F. Joachim Meyer. Gemeinsam mit dem pflegerischen und ärztlichen Team hängten sie die Karten auf der Station aus, die dort die bestehende Ausstellung mit Gemälden der Schüler aus dem Kunstunterricht der Vorjahre ergänzen.

„Mit viel Hingabe und Engagement schrieben und gestalteten alle Schülerinnen und Schüler die Karten. Diese sind gefüllt mit Herzenswünschen, mit Danksagungen, mit Hoffnung machenden Worten, mit Bildern, die den Klinikalltag zeigen, aber auch mit künstlerisch-kritischen Botschaften, die den Einfluss des Virus über unsere Menschheit darstellen. Das alles entstand für das gesamte Klinikpersonal, insbesondere für das Lungenkrebszentrum der München Klinik Bogenhausen. Die Kinder hielten inne, teils war es während der kreativen Phasen sehr still, man spürte ihre Nachdenklichkeit und wie sehr sie die Situation berührte. Die Schüler schienen froh darüber zu sein, wie es mir einige mitteilten, dass sie nun endlich das aussprechen konnten, was sie schon lange sagen wollten: „Danke für Ihre tolle Arbeit!“ Danke zu sagen ist etwas Starkes, gerade am Ende eines so unruhigen Jahres, in dem wir viel hinter uns haben, was nicht immer einfach war und ist. Ein Dank von Kindern ist etwas, das tief berührt, gerade in einer Zeit der Stille und der inneren Einkehr. Es sind Momente, in denen wir uns besinnen, dass wir zusammenhalten und gemeinsam hoffen, dass alles besser wird. Danke!“, sagt Sandra Matthäus, Kunstpädagogin und Oberstudienrätin am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium.

„Dass die Schülerinnen und Schüler in diesem herausfordernden Schuljahr und unter ungewohnten Unterrichtsbedingungen die Karten so liebevoll gestaltet und uns damit vor den Feiertagen überrascht haben, war für alle Kolleginnen und Kollegen eine ganz besondere Freude. In der Pandemie zeigt sich noch einmal mehr, wie bereichernd die Kooperation für alle Seiten ist. Wer durch unsere Stationsgänge läuft, kommt an den bunten Karten mit guten Wünschen nicht vorbei. Das gibt unserem Team, aber auch unseren Patienten, neue Kraft in der aktuellen Situation,“ so Prof. Meyer.

Raucher haben höchstes Risiko, an Lungenkrebs und COPD zu erkranken

Das Lungenkrebsrisiko ist für Raucher besonders hoch, die meisten der Betroffenen sind ehemalige oder aktive Raucher. Doch Krebs ist nicht die einzige Folgeerkrankung des Tabakkonsums. Allen voran steht die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD), die hierzulande meistens durch das Rauchen verursacht wird und in der weltweiten Liste der häufigsten Todesursachen stetig nach oben klettert. Fast jeder zweite Raucher erkrankt in seinem Leben an COPD. Diese Krankheit ist nicht heilbar, das Voranschreiten kann aber im Rahmen einer gezielten Behandlung verlangsamt werden. Atemnot und der typische Raucherhusten sind Symptome dieser Erkrankung. Den Patienten fällt es mit der Zeit immer schwerer zu atmen und körperlich aktiv zu sein. Einige müssen besonders sauerstoffreiche Luft einatmen, andere werden in der Nacht zu Hause über eine Maske künstlich beatmet. In Bogenhausen und Harlaching werden im spezialisierten Lungenzentrum über 4.000 Patienten mit Lungenkrebs, COPD und anderen Lungenerkrankungen stationär behandelt. Die Klinik ist ein zertifiziertes Lungenkrebszentrum der Deutschen Krebsgesellschaft, das es nur in fünf bayerischen Städten gibt und ist eines der wenigen ausgewiesenen zertifizierten Beatmungszentren im nationalen Kompetenznetzwerk Weannet der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Patienten erhalten im Lungenzentrum München eine umfassende Behandlung mit höchsten medizinischen Standards sowie besondere Begleitmaßnahmen, darunter stationäre Raucherentwöhnung, Lungensport und COPD-Schulungen.