Fehlplanung in der Ludwigstraße: „Das kann ja wohl nicht alles sein?“

Fehlplanung in der Ludwigstraße: „Das kann ja wohl nicht alles sein?“
Foto: © Radentscheid München / Stephan Esser

„Das kann ja wohl nicht alles sein?“ fragen Radler*innen des Radentscheid München heute angesichts der Planungen der Stadt München für die Neugestaltung der Ludwigstraße. Mit einem knapp 28m Meter breiten Banner zeigen Vertreter*innen des Radentscheids, wie ungerecht und Auto-zentriert die Flächenaufteilung trotz teurer Umgestaltung sein wird, falls es bei den vorliegenden Plänen bleiben sollte.

Radler*innen müssen sich auf dieser zentralen Strecke heute mit handtuchbreiten Radwegen begnügen, während nebenan auf sieben Fahrspuren der Autoverkehr gemütlich vorbeirauscht.

Mit dem Radentscheid sollte eigentlich endlich alles besser werden: Das vom Stadtrat angenommene Bürgerbegehren hat für den Altstadt-Radlring, und damit auch in der Von-der-Tannstraße, sichere Radwege mit einer Breite von 2,80 Meter zum Ziel. Die aktuellen Planungen der Verwaltung sehen an dieser Stelle jedoch nur 1,60 Meter, also kaum mehr als die Hälfte der beschlossenen Breite vor.

Der an dieser Kreuzung von Norden kommende Radschnellweg in der Ludwigstraße müsste gemäß bundesweit gültigen Qualitätsstandards für Radschnellwege sogar mindestens 3,00 Meter breit sein. Die Planungen sehen jedoch stellenweise nur 2,00 Meter Breite vor, was nach den offiziellen Berechnungsgrundlagen nicht einmal die sichere(!) Fahrt eines Kindes neben seinen Eltern auf dem Lastenrad zulässt. 

Vorschläge des Radentscheid wurden ignoriert

“Mindestens eine weitere Fahrspur für den Autoverkehr muss weg. Wir haben der Verwaltung monatelang verschiedene Vorschläge gemacht, wie sich diese Stelle fußgänger- und fahrradfreundlich gestalten lässt und auch die Interessen des ÖPNV berücksichtigt werden können, allerdings nur absurde Ausflüchte als Reaktion erhalten”, sagt Radentscheid-Sprecher Andreas Schön. 

Dennoch sehen die vorliegenden Pläne weiterhin sechs Spuren für den Autoverkehr vor. Die Radwege sollen gleichzeitig an manchen Stellen nur knapp halb so breit sein wie vorgeschrieben. Für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen sind zudem viel zu kleine Aufstellflächen vorgesehen. Abbiegende Radfahrer*innen müssten so ungeschützt auf dieser stark befahrenen Kreuzung warten. Fußgänger*innen und Radfahrer*innen würden sich weiterhin dicht drängen und gegenseitig behindern. Konflikte und gefährliche Kollisionen/Unfälle wären vorprogrammiert. 

“Nun heißt es plötzlich, die Verwaltung wolle diese Pläne nochmal überdenken. Das begrüßen wir – aber wieso wurden überhaupt solche Pläne vorgelegt, die dem Willen des Stadtrats derart offensichtlich entgegenstehen? Wir bleiben daher skeptisch!” sagt Schön.

Ein bisschen breiter reicht nicht

Mindestens 25.000 prognostizierte Radler*innen täglich, Familien mit Lastenrädern und Lieferdienste auf dem Rad oder mit Anhänger – so sieht das Bild der Ludwigstraße heute und verstärkt in Zukunft aus. „Mit der Umsetzung des Radentscheids werden zukünftig deutlich mehr Menschen als heute mit dem Rad unterwegs sein und auch innerstädtische Transporte per Lastenrad geschehen. Breite Radwege, die sichere Überholvorgänge zulassen, sind dafür unerlässlich“, sagt Radentscheid-Sprecherin Katharina Horn.

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie schnell die Zahl der Radfahrer*innen steigen kann. “Hier wird am künftigen Bedarf für klimafreundliche Mobilität vorbei geplant. Eine Fehlplanung wie an der Ludwigstraße kostet Steuerzahler*innen nur unnötig Geld, wenn in ein paar Jahren nachjustiert werden muss”, so Horn weiter.

Mit Hinblick auf Umplanungen weiterer gefährlicher Kreuzungen in München befürchtet Andreas Schön, Sprecher des Radentscheids: „Teile der Verwaltung scheinen das verbindlich vom Stadtrat übernommenen Bürgerbegehren “Altstadt-Radlring” und “Radentscheid München” für optional zu halten. Das beunruhigt uns sehr. Umweltfreundliche  Mobilität ist kein Selbstläufer. Wir brauchen die sichere, breite und komfortable Infrastruktur. Jetzt!“