Festival des Spiels, des Sports und der Kunst im Olympiapark

Charakteristisches Kennzeichen der Bewerbung Münchens als Austragungsort für die Olympischen Spiele 1972 war die Verbindung von Sport und Spiel, Gestaltung und Kunst. Diesem universellen Ansatz folgt auch das ganzjährige Jubiläumsprogramm. Von Freitag, 1., bis Samstag, 9. Juli, konzentriert sich alles auf den Olympiapark. Dort findet das Festival des Spiels, des Sports und der Kunst statt, das mit einer großen Eröffnung in der Olympiahalle startet. Bei freiem Eintritt sind alle willkommen. Am Samstag, 2. Juli, folgt eine bunte Parade vom Kunstareal zum Olympiapark. Und bis 9. Juli sind dort Künstler*innen aktiv, die mit überraschenden und visionären Ideen aufwarten.

1972 wie auch jetzt wird Kultur und Kunst außergewöhnlich viel Raum gegeben. Dies entspricht der olympischen Idee, Partizipation und Inklusion sind ausdrücklich mitgemeint: Jeder soll teilhaben können. Das Miteinander stand 1972 im Vordergrund, als in der ganzen Stadt Ausstellungen und Projekte mit zeitgenössischer progressiver Kunst stattfanden. Im Olympiapark begeisterten sich die Besucher*innen bei der „Spielstraße“ rund um den Olympiasee im Theatron. Auf einer Budenhalbinsel gab es offene Ateliers und in der „Medienstraße“ Aktionen von Artist*innen, Musiker*innen, Pantomim*innen und Tänzer*innen. Es gab sogar ein Multivisionszentrum für Lichtereignisse, Filmprojektionen und Videokunst. Die Aufbruchstimmung und der kritische, spielerische Geist endeten jäh mit dem Attentat vom 5. September. „The Games must go on“ – IOC Präsident Avery Brundage verkündete danach die Fortführung der sportlichen Wettkämpfe, doch die kulturellen Veranstaltungen wurden abgebrochen. In sechs Bausteinen greift das vom Kulturreferat veranstaltete Festival des Spiels, des Sports und der Kunst die ganzheitlichen Ideen, gesellschaftlichen Fragestellungen und das Zusammenspiel von Kunst und Sport wieder auf und transportiert sie in die Gegenwart.

Eröffnungsfeier für alle in der Olympiahalle am Freitag, 1. Juli
Was wären Olympische Spiele ohne Eröffnungsfeier? Auch das Jubiläum startet damit und widmet den Auftakt der Öffentlichkeit und nicht nur geladenen Gästen. Bei der Eröffnungsfeier von 18 bis 21 Uhr sind neben Oberbürgermeister Dieter Reiter wichtige Vertreter des öffentlichen Lebens und des Sports zu erleben, wie IOC-Präsident Thomas Bach und DOSB-Präsident Thomas Weikert. Interviews mit Medaillengewinner*innen von 1972 wie mit Turnerin Katrin Müller-Janz und Sporttalenten von heute sind ebenso Teil des Programms wie Menschen, die an der Entstehung und Umsetzung der Sommerspiele von 1972 mitwirkten. Das Gedenken an das tragische Attentat bekommt angemessen Raum, denn es gehört zu den Spielen wie die heiteren Seiten der „Regenbogenspiele“ und die sportlichen Erfolge. Eigens konzipierte künstlerische Programme von Künstler*innen wie der Sängerin und Musikerin Polina Lapkovskaja und des Choreographen Moritz Ostruschnjak sind tragende Bestandteile. Zu erleben sind zudem in einer Bühnenshow von Studierenden der Meisterschule für Mode München Neuinterpretationen der offiziellen Kleidung der Hostessen, Polizist*innen und Ordner*innen. Moderiert wird die Feier von Markus Othmer und Caro Matzko.

Kostenlose Tickets bei München Ticket unter https://bit.ly/3nel8DH. Sportlich und kunstvoll geht es ab 21 Uhr und ohne vorherige Anmeldung außerhalb der Olympiahalle weiter: in der Olympiaschwimmhalle mit einer Turmspringer*innen-Show, im Theatron mit Musik von 1972 von DJ Mirko Hecktor und an der Werft im See mit der Konzeption erster schwimmender Objekte von raumlaborberlin.

Parade am 2. Juli
Am Samstag, 2. Juli, startet um 10.30 Uhr im Kunstareal eine große Parade zum Olympiasee. Statt wetteifernder Sportteams nehmen Gruppen aus München und Umgebung teil. In fantasievollen Aktionen bringen sie die Vielfalt und Kreativität der Münchner Bevölkerung im Jahr 2022 zum Ausdruck. Der Umzug soll das Miteinander von unterschiedlichen Kulturen, Fähigkeiten und Hintergründen in der modernen Stadtgesellschaft feiern. Die Mitläufer*innen sind so bunt gemixt wie die Stadtgesellschaft und nehmen Bezug auf Olympia. Etwa 150 Dackel laufen bei der Dackelparade mit. Auch Stelzenläufer*innen sind zu sehen sowie Trachten, Kostüme, Musik und Tanz aus verschiedenen Ländern. Einige verteilen olympische Souvenirs, andere laufen in Kleidung im Stil der 1970er Jahre mit, wieder andere im Münchner Bürgergewand aus der Zeit um 1830. Das Dackelmuseum Passau hat eine riesige Dackel-Figur kreiert, die Berufsschule für Industrie-Elektronik hat elektronische Fackeln nachgebaut. Auch Keulen-, Seile-, Bälle- und Reifenschwinger*innen sind dabei, ein „fliegendes Raumschiff“, eine schottische Dudelsackkapelle, Vereine wie die Nigerian Community Bayern Germany, der Tscherkessische Kulturverein München und das Konfuzius-Institut München. Beim anschließenden Bühnenprogramm am Olympiasee sind 20 Acts und Gruppen beteiligt – von Alphornbläser*innen über Moriskentänzer*innen bis hin zu einem deutsch-japanischen Chor. Bei einer Abschlussveranstaltung im Theatron kommen alle – Mitwirkende und Publikum – zusammen. Den ganzen Nachmittag wird am Olympiasee ein abwechslungsreiches und familienfreundliches Bühnenprogramm geboten. Der Eintritt ist frei.

Start der Parade: 10.30 Uhr – Kunstareal/ Gabelsbergerstraße Strecke: Kunstareal – Gabelsbergerstraße – Schleißheimer Straße – Elisabethstraße – Schwere-Reiter-Straße – Olympiapark – Coubertinplatz/Olympiasee

Münchner Sportspiele ´22 am 2. und 3. Juli
Die Münchner Sportspiele, organisiert vom Referat für Bildung und Sport, finden am Wochenende Samstag/Sonntag, 2./3. Juli, im Olympiapark und in den angrenzenden Sportstätten statt.

Kunst im Olympiapark vom 1. bis 9. Juli
Der Olympiapark wird vom 1. bis 9. Juli zum künstlerischen Experimentierfeld. Künstler*innen verwandeln das Areal rund um den Olympiasee in einen kreativen Parcours. Es gibt Kunst zum Mitmachen, Mitspielen, Schauen und Staunen.
Gleich am Tag der Eröffnungsfeier beginnt raumlaborberlin auf der Plattform im See zusammen mit den Besucher*innen die Produktion von
schwimmenden Kunstobjekten. Aus Seilen, Stoffen und aufblasbaren Elementen werden in einer Werft Objekte entworfen, konstruiert und vom Stapel gelassen, jeden Tag kommen neue hinzu.

Ein Hauptschauplatz der Veranstaltungen der Festivalwoche ist das Theatron. Zum Auftakt inszeniert hier am Samstag, 2. Juli, der Choreograf Richard Siegal mit seinem Ballet of Difference das furiose Tanz-Spektakel Triple: Internationale Top-Tänzer*innen aus aller Welt vereinen sich zu einem neuartigen Ballett. Für das Festival des Spiels, des Sports und der Kunst wird das Programm erstmals auf einer Open-Air-Bühne gezeigt. Am Sonntag, 3. Juli, geht‘s weiter mit Musik aus aller Welt von Omar Souleyman (Ra´s Al-Ain), Gaye Su Akyol (Istanbul), Moonchild Sanelly (Johannesburg) oder Carl Gari feat. Abdullah Miniawy (München/Berlin). Nach dem Tam Tam Theatron-Date am Montag, 4. Juli, hinterfragt der Club der Jubilare von Pollyester die Olympische Idee an sich und zoomt hinein in die strukturellen und ästhetischen Praktiken der olympischen DNA. Am 5., 6. und 7. Juli werden mit Bild, Ton und Spiel drei Utopien für die Olympischen Spiele von 2072 entwickelt.

Beim Projekt – Inside The 1972 Boxing Ring – treten am Freitag, 8. Juli, Profi-Boxer aus Bayern und Israel zusammen mit Tänzer*innen vom Staatstheater am Gärtnerplatz und dem Bayerischen Junior Ballett München in den originalen Olympia-Box-Ring von 1972. Am Samstag, 9. Juli, eröffnet das Bühnenprogramm Setting Dystopia in einer Video-Show und mit einem musikalischen Line-Up eine dialektische Betrachtungsweise der Spiele von 1972 und kreiert anarchische Soundteppiche, in denen Elemente von Struktur und Zerstörung aufeinandertreffen.

Neben dem Theatron bildet das Areal rund um den Olympiasee den zweiten Schauplatz für das abwechslungsreiche Programm. Collective Futures bieten täglich wechselnde Workshops zu Zero Waste, Upcycling von Kleidungsstücken, Fermentieren oder Awareness Arbeit; bei den Tam Tam Olympia-Sonnenauf- und untergangstouren stehen Rundgänge durch das Gelände zu abseitigen, historischen, absurden Stationen auf dem Plan. Pia Lanzinger stellt die Turnerin Olga Korbut ins Zentrum ihrer Performance. Die experimentelle Multimedia-Künstlerin Miyuki Oka aus Münchens japanischer Partnerstadt Sapporo hingegen entwirft eine Indoor-Marathonanlage, um diese klassische olympische Disziplin vor dem Klimawandel zu retten.

Das VR-Projekt Olympic Vertigo von M+M lässt seine User eintauchen in eine surreal anmutende Parallelwelt, in der der Olympiapark von fremden Wesen bevölkert wird, begleitet von pulsierender Musik, die zwischen Partystimmung und einem unterschwelligen Gefühl der Bedrohung wechselt. Die Theaterperformance Pienes Regenbogen rekonstruiert mit Ensemblemitgliedern der Münchner Kammerspiele die Versammlung am Morgen nach dem Attentat und die Diskussion, ob die für die Abschlussfeier damals geplante Regenbogenaktion von Otto Piene nach diesem Ereignis noch durchgeführt werden soll bzw. werden darf.

„The Games Must Go On“ ist der Titel der Geräuschcollage von Mariko Takahashi und Stefan Winter, die aus mehreren im Park verteilten Objekten dringt und davon erzählt, was unter den sanften Hügeln des Olympiageländes verborgen ist. Die Installation von Olaf Nicolai hingegen beruht auf einem zeitlich wie örtlich weit entfernteren Bezug: dem griechischen Ort Olympia. Hier entstand unter Benutzung des olympischen Parabolspiegels eine Fotoserie, deren Motive als Poster im Olympiapark installiert sind. Das Projekt Picknick Noises & Voices versteht im kollektiven Miteinander mit den Festivalbesucher*innen den Olympiaberg als anarchische Spielwiese, auf die alle eingeladen sind, die Lust haben auf experimentelle Musik, Performance und Tanz. Wer selbst Hand anlegen möchte und mit Werkzeugen, Baumaterialien, Displays und Spielarrangements eigene Gestaltungsideen entwickeln will, für den wird die Wasserfläche des Olympiasees zum Projektions- und Möglichkeitsraum, um endlich einmal Paläste auf dem Wasser zu bauen.

Ausstellung „Visionen und Wirklichkeit“ bis 11. September
50 Jahre nach den Olympischen Spielen 1972 in München vermittelt die Ausstellung „Visionen und Wirklichkeit“ in der Rathausgalerie am Marienplatz den Spirit der Zeit mit Kunstwerken, Filmen, Fotografien und allerhand überraschenden Dokumenten. Auch die visionäre „Spielstraße“ ist virtuell erlebbar. Dank der wertvollen Unterstützung von mehr als 40 Archiven, Institutionen, Zeitzeug*innen, Leihgeber*innen und Expert*innen wird dabei erstmals ein umfassender Einblick in die Kunst für die Olympischen Spiele in München gegeben.

Stadtteilfeste und Festivals von Mai bis Juli
Seit Mai bereichern kleinere und größere Festivals verschiedene Stadtviertel und bieten Vorträge, Konzerte, Ausstellungen, Mitmachaktionen und viele weitere kostenlose Attraktionen. Den erfolgreichen Auftakt machte die Festwoche im Olympiadorf und in der Olympia-Pressestadt vom 13. bis 22. Mai. Beim Olydorf-Festival vom 23. bis 25. Juni lud das „Studierendenviertel Olympisches Dorf“ zum interkulturellen, inklusiven und partizipativen Austausch ein. Kurzentschlossene können bis zum 30. Juni noch bei den Neuperlacher Spielen vorbeischauen. Zum Ausklang wird vom 21. bis 24. Juli der Petuelpark zum Festplatz.

Alle Veranstaltungen sind kostenlos. Details sind auf der Website zum 50-jährigen Jubiläum der Olympischen Spiele München abrufbar unter www.muenchen1972-2022.de .