Fronleichnamsprozession München 2022

Fronleichnamsprozession Muenchen 2022

Kardinal Marx zu Fronleichnam: „Eucharistie ermöglicht Blick auf einen Gott, der in den Kellern von Mariupol anwesend ist“.

Kardinal Reinhard Marx hat an Fronleichnam allen gedankt, die den christlichen Glauben in Zeiten, die von Krieg und Krisen geprägt sind, in die Öffentlichkeit tragen und ihn leben im Engagement „für den Frieden, für die Versöhnung, für die Flüchtlinge aus der Ukraine“ sowie aus vielen anderen Teilen der Welt. „Wir reden nicht nur über die Kirche an einem solchen Tag, wir zelebrieren nicht uns selbst“, sondern „wir erinnern die ganze Gesellschaft an den Kern des Christlichen Glaubens“, sagte der Erzbischof von München und Freising in seiner Predigt zum Fronleichnamsfest am Donnerstag, 16. Juni, auf dem Münchner Marienplatz. Die Feier der Eucharistie, die an Fronleichnam im Mittelpunkt steht, führe laut Marx in das Gottesbild Jesu hinein und ermögliche den Blick auf „einen Gott, der sich hineinbegibt in das Elend der Menschen, der in den Kellern von Mariupol anwesend ist“.

Marx zeigte sich tief bewegt ob der Nachrichten aus dem Krieg in der Ukraine, der seit dem 24. Februar „von einem brutalen Aggressor entfesselt wurde“. Besonders verstörend sei, dass in diesem Krieg „auf beiden Seiten getaufte Christen sind, wie es so oft in Europa der Fall war“. Das erinnere schmerzlich daran, dass „Europa, der am christlichsten geprägte Kontinent der Welt“, wohlmöglich die brutalsten Kriege in der Geschichte erlebt habe.

Ein „Abgrund der Gewalt und der Unterdrückung“ sowie die „Zerbrechlichkeit des Lebens“ seien in den vergangenen Jahren auch an vielen anderen Punkten deutlich geworden, „auch in der Kirche“, so der Erzbischof. Er wies darauf hin, dass die „Macht des Bösen“ immer wieder durchbreche, die sich darin zeige, „andere Menschen zu unterdrücken – sexuell oder finanziell oder geistlich“. Marx betonte, „auch wir geben ihr manchmal Raum“ und „schauen nicht hin, gehen nicht frühzeitig vor gegen Gewalttäter, auch in Politik und Gesellschaft“. Das gelte etwa, „wenn antisemitische Äußerungen gemacht werden, wenn Aggressionssprache da ist“ und Unrecht ignoriert werde in der Hoffnung, „Hauptsache ich werde nicht behelligt“. Immer neu müsse bekräftigt werden: „Wir lassen Gewalt nicht zu. Wir werden nicht diesen Mächten des Bösen das letzte Wort überlassen.“ Der Erzbischof erinnerte daran, dass die vielen Kirchen in Bayern öffentliche Zeugen dieser christlichen Überzeugungen seien. Auch „die Kreuze gehören in den öffentlichen Raum, nicht nur als Erinnerung an eine Tradition“, so Marx, sondern als Auftrag für Christinnen und Christen, Jesu Botschaft zu verkünden „und den Gott zu preisen und lebendig werden zu lassen, der sich auf uns einlässt“.

Mehr als 10.000 Menschen kamen zum Gottesdienst auf dem Münchner Marienplatz und zur anschließenden Fronleichnamsprozession, die über die Residenzstraße zur Ludwigskirche zum Segensaltar und über die Theatinerstraße zurück zum Marienplatz führte. Angeführt wurde die Prozession auf dem etwa zwei Kilometer langen Weg von einem von Jugendlichen getragenen Kreuz, begleitet unter anderem von Ordensangehörigen, Studenten, Mitarbeitern in pflegenden und pastoralen Berufen, Priestern, Diakonen und Ministranten, Vertretern von Staat und Stadt, Ordensrittern, Vertretern der katholischen Räte, von Verbänden und Trachtengruppen. Gottesdienst und Prozession wurden vom Domchor München, der Jungen Domkantorei und den Münchner Dombläsern unter der Leitung von Domkapellmeisterin Lucia Hilz und Benedikt Celler mit Motetten und Liedsätzen zu Fronleichnam musikalisch gestaltet.

Fronleichnam wurde 1264 von Papst Urban IV. zum offiziellen kirchlichen Fest erklärt. Der Begriff „Fronleichnam“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen: „fron“ bedeutet „Herr“ und „lichnam“ meint den lebendigen Leib. An Fronleichnam, dem „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, zeigen Katholiken öffentlich ihren Glauben an die Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie. Sie tragen dabei das Allerheiligste, Christus in Gestalt einer konsekrierten Hostie, in einem kunstvoll verzierten Schaugefäß, einer Monstranz, durch die Straßen und beten an mehreren Altären um Gottes Segen. (hs)

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