Gebrauchtwagenkauf – Zwischen Schnäppchen und Schrott

Gebrauchtwagenkauf – Zwischen Schnäppchen und Schrott

Auf dem Gebrauchtwagenmarkt in Deutschland werden jährlich mehr als 77 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Rund 7,5 Millionen Fahrzeuge wechseln laut dem Statistischen Bundesamt den Besitzer. Der Markenhandel nimmt dabei den größten Anteil an den verkauften Fahrzeugen ein. Rund 42 Prozent der gehandelten Fahrzeuge wurden auf diese Weise abgesetzt. 19 Prozent der verkauften Fahrzeuge wurden durch freie Gebrauchtwagenhändler abgesetzt. Der Rest wurde privat gehandelt. „Grundsätzlich ist eine gesunde Skepsis angesagt“, empfiehlt Philip Puls von TÜV SÜD, „manche Angebote halten nicht das, was sie versprechen.“

Damit Autokäufer keiner betrügerischen Offerte aufsitzen, rät der TÜV SÜD-Fachmann, eine Expertenmeinung hinzuzuziehen, bei einem Kfz-Händler zu kaufen oder auf ein Gebrauchtwagenzertifikat zu achten, wie es Sachverständigenorganisationen wie etwa TÜV SÜD bieten. „Für solche Gutachten nehmen die Fachleute neben dem optischen Zustand auch die wichtigsten technischen Parameter des Fahrzeugs unter die Lupe, auf Wunsch bis ins Detail“, schildert der TÜV SÜD-Fachmann den Prüfumfang: „Bei einem gewerblichen Händler sind die Fahrzeuge erfahrungsgemäß etwas teurer als bei einem Kauf von privat, aber der Händler ist verpflichtet, eine Gewährleistung zu übernehmen.“ Der Käufer kann ihn mindestens ein Jahr lang für Sachmängel haftbar machen. Dabei kann er zunächst die kostenlose Reparatur verlangen. Gelingt das nicht, kann er vom Kaufvertrag zurücktreten oder den Kaufpreis mindern. Ein Privatverkäufer darf die Mängelhaftung ausschließen. „Er haftet dann nur für arglistig verschwiegene Mängel oder ausdrücklich zugesagte Eigenschaften. Beides ist erfahrungsgemäß schwer nachweisbar“, schildert der TÜV SÜD-Fachmann seine Erfahrungen.

Grundsätzlich rät er Gebrauchtwageninteressenten, sich über die Stärken und Schwächen des ausgewählten Wagens vorab zu informieren. So liefert etwa der jährliche TÜV Report umfassende Details des jeweiligen Typs. Auch andere Sachverständigenorganisationen sowie Autoclubs stellen solche Informationen zur Verfügung. Per Internet kann man sich im nächsten Schritt einen guten Überblick über Angebot und Preisgefüge verschaffen. „Schnäppchen finden sich dort allerdings selten“, erklärt Puls, das Preisniveau der unterschiedlichen Börsen ist weitgehend identisch.

Vor der Unterschrift unter einen Kaufvertrag sollte man eine ausgiebige Probefahrt unternehmen und sich Gewissheit verschaffen, dass alle Inspektionen wie vom Hersteller vorgegeben durchgeführt worden sind. Wirklich aussagekräftig ist daher nur ein lückenloses Serviceheft. Noch besser ist es, wenn die dazugehörigen Rechnungen der Servicearbeiten vorliegen, bestenfalls von einem Kfz-Meisterbetrieb. Einträge vom Besitzer selbst sind ohne Belang. „Deshalb wäre stets meine erste Frage, ob ein lückenlos geführtes Serviceheft vorliegt. Das gilt ebenfalls für den letzten Prüfbericht der Hauptuntersuchung, der bei der späteren Zulassung vorgelegt werden muss“, legt der TÜV SÜD-Fachmann Gebrauchtwagenkäufern ans Herz.

500 Kilometer weit fahren für ein günstiges Angebot? „Das lohnt sich in manchen Fällen durchaus, weil Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen und die Nachfrage regional unterschiedlich ist“, gibt er zu bedenken, aber man sollte sich über den Aufwand und die Reisekosten im Klaren sein. Für die Suche nach Fahrzeugen im unteren Preissegment sind nach seinen Beobachtungen Zeitungsinserate aus regionalen Tageszeitungen oder lokalen Anzeigenblättern eine gute Wahl.