Gesellschaftskritisch, unterhaltsam, vielfältig: Das Programm des FILMFEST MÜNCHEN 2021

Gesellschaftskritisch, unterhaltsam, vielfältig: Das Programm des FILMFEST MÜNCHEN 2021

Das 38. FILMFEST MÜNCHEN zeigt in diesem besonderen Jahr 70 Langfilme aus 29 Ländern, darunter 28 Deutschlandpremieren und 33 Weltpremieren – alle auf der großen Leinwand, an neun Open-Air-Locations und in sieben Filmfest-Kinos. Mit dem CineMerit Award für Verdienste um die Filmkunst werden in diesem Jahr sowohl Senta Berger als auch Robin Wright ausgezeichnet. Weitere Ehrengäste sind Franka Potente (Margot-Hielscher-Preis) und Małgorzata Szumowska (Hommage). Viele Filme drehen sich um Fragen der Gemeinschaft und Dazugehörigkeit, um sexuelle Identität und Reisen in imaginierte Welten. In einigen Filmen wird auch die deutsch-deutsche Geschichte und ihr Einfluss auf unsere Gegenwart beleuchtet. Es ist ein engagiertes und zugleich unterhaltsames Line-Up, mit Filmen, die eindringlich ihre Geschichten erzählen und doch oft mit einer gewissen Leichtigkeit inszeniert sind.

„In den vergangenen Monaten mussten wir unser Festival mehrfach neu denken und immer wieder kreativ an die pandemische Situation anpassen. Das war aufgrund der sich ständig und kurzfristig ändernden Bedingungen eine Herkulesaufgabe und ich bin sehr stolz auf die Flexibilität meines Teams. In diesem Jahr bieten wir unserem Publikum sowie der Branche ein äußerst vielfältiges Open-Air-Programm mit unterhaltsamen, aber auch anspruchsvollen Filmen und tollen Gästen. Mit unseren vier Ehrengästen setzen wir einen bewusst weiblichen Schwerpunkt und freuen uns insgesamt auf ein FILMFEST MÜNCHEN, das mit gut 70 Filmen dem Publikum ein breites Spektrum des aktuellen Weltkinos bietet. Es freut mich enorm, dass wir durch die positiven Entwicklungen in den letzten Wochen nun auch einige der traditionellen Filmfestkinos in das Festival einbinden können. Gemeinsamer Filmgenuss unter freiem Himmel und in den Kinosälen – dafür steht dieses Jahr das FILMFEST MÜNCHEN.“ – Festivalleiterin Diana Iljine

Festivalleiterin Diana Iljine und Programmerin Julia Weigl stellen das Programm und die Besonderheiten des FILMFEST MÜNCHEN 2021 in einem vor.

 
Home Sweet Home? Auf der Suche nach einem (neuen) Zuhause

Quer durch die Sektionen des diesjährigen Filmfest-Programms ziehen sich filmische Erforschungen des Zuhauseseins bzw. der Heimatlosigkeit. Dabei geht es beispielsweise um die Rückkehr in die alte Heimat, etwa in Franka Potentes Regiedebüt HOME oder dem sehr persönlichen Spielfilm RESIDUE von Merawi Gerima. Sind die alten Nachbarschaften, mit denen man einige Erinnerungen verbindet, durch Gentrifizierung und Strukturwandel unerkennbar geworden – oder hat sich vielmehr die/der Einzelne selbst verändert? Während die einen freiwillig zurückkehren, werden andere gewaltsam vertrieben. So müssen eine Mutter und ihre kleine Tochter in TOPSIDE (Regie: Celine Held und Logan George) ihre Community in den U-Bahn-Tunneln New Yorks verlassen, werden an die Oberfläche getrieben und erleben eine Odyssee durch feindselige, transitorische Orte. Ben Sharrock erzählt in LIMBO anhand von vier Asylsuchenden, die auf einer schottischen Insel auf die Bearbeitung ihres Asylverfahrens warten, humorvoll-surreal vom Sich-Zurechtfinden in einem komplett neuen Umfeld.

Adieu Gefängnis: Von individuellen Ausbruchsversuchen und fantastischen Parallelwelten

Überhaupt werden ernste und komplexe Themen häufig spielerisch aufgegriffen. Dabei sind das Ausbrechen, das Sich-Freimachen von gesellschaftlichen Zwängen und engstirnigen (Geschlechter-)Konventionen das Ziel der Figuren, ihr Freiheitsdrang und Emanzipationswille die ausschlaggebenden Triebfedern. So lernt die junge afrodeutsche Protagonistin von IVIE WIE IVIE (Regie: Sarah Blaßkiewitz) ihre ungleiche Halbschwester kennen und stellt zunehmend ihre Sozialisation und ihr Selbstbild infrage. François Ozons SOMMER 85 erzählt eine bittersüße Geschichte von der ersten queeren Liebe und einem schmerzhaften Verlust. Das alles spielt sich vor sommerlicher Traumkulisse ab; genau wie die intime aber spannungsreiche Beziehung unter den Schwestern in LE SORELLE MACALUSO (Regie: Emma Dante). Eine märchenhafte Coming-of-Age-Geschichte erzählt auch MAYDAY von Karen Cinorre. Hier findet sich die Protagonistin plötzlich in einer feministischen und satirisch zugespitzten Parallelwelt wieder. Nicht weniger ironisch und metaphorisch erzählt Iuli Gerbase in THE PINK CLOUD von einer Frau, die von gesellschaftlich festgezurrten Rollenbildern gefangen gehalten wird.

Vom Horror-Thriller über Science-Fiction bis zur Rom-Com: Außergewöhnliche Genre-Filme

Mit im Programm sind auch in diesem Jahr wieder herausragende, neue Genrefilme, etwa Kiyoshi Kurosawas historischer Spionage-Thriller WIFE OF A SPY oder der dramatische Netflix Horror-Thriller BLOOD RED SKY von Peter Thorwarth. Eine tragikomische Rachegeschichte erzählt indes Anders Thomas Jensen, der Großmeister des schwarzen skandinavischen Humors, in seinem neuen Film HELDEN DER WAHRSCHEINLICHKEIT mit einem großartigen Ensemble um Mads Mikkelsen. Und während der Science-Fiction-Film TIDES (Regie: Tim Fehlbaum) einen hypothetischen Blick in eine nicht allzu ferne Zukunft wirft, kosten zwei Komödien mit Kultpotenzial – Helena Hufnagels GENERATION BEZIEHUNGSUNFÄHIG und HEIKOS WELT von Dominik Galizia – das Hier und Jetzt voll aus.
 
Internationale Reihen und Wettbewerbe

Trotz der vielen Neuerungen der diesjährigen Festivalausgabe gibt es in der Programmstruktur natürlich auch Konstanten: vor allem die beiden Wettbewerbsreihen CineMasters und CineVision, die jeweils zehn Deutschlandpremieren präsentieren – von etablierten Regiegrößen beziehungsweise spannenden Newcomer:innen.

Wettbewerb CineMasters – Der Wettbewerb um den besten internationalen Film 

Die neuen Werke von etablierten Regisseur:innen – ein „Best Of“ des internationalen Weltkinos, das große Namen neben spannenden Entdeckungen präsentiert. Sie konkurrieren dabei um den ARRI/Osram Award. Mit dabei sind in diesem Jahr u.a. François Ozon (SOMMER 85), Anders Thomas Jensen (HELDEN DER WAHRSCHEINLICHKEIT), Kiyoshi Kurosawa (WIFE OF A SPY) und Zaida Bergroth (TOVE). Alle Filme des Wettbewerbs finden Sie hier.

Wettbewerb CineVision – Der Wettbewerb um den besten internationalen Nachwuchsfilm

Im Fokus dieses Wettbewerbs stehen internationale Regietalente, die mit ihrer Filmsprache neue Wege beschreiten. Ihre aktuellen Werke konkurrieren um den CineVision Award. Die Filme des diesjährigen Wettbewerbs erzählen insbesondere von (weiblicher) Selbstbestimmung und Emanzipation. Alle Titel finden Sie hier.

Die Sektion Spotlight
 
In der Sektion Spotlight tummeln sich indes wie immer hochkarätig besetzte Glanzstücke des internationalen Kinos, etwa Emma Seligmans Debüt SHIVA BABY, ebenso wie der Musik-Dokumentarfilm A-HA – THE MOVIE (Regie: Aslaug Holm und Thomas Robsahm) oder Anni Seitz‘ intimes Portrait DU KANNST MICH FRAGEN WAS DU WILLST – FRANZ SEITZ. Alle Filme der Sektion finden Sie hier.

Und auch Kurzfilmfans kommen auf ihre Kosten: Beim BEST OF FILMSCHOOLFEST werden die Highlights des zurückliegenden FILMSCHOOLFEST MUNICH gezeigt. Die beliebtesten Filme aus zehn Jahren FILMSCHOOLFEST MUNICH laufen zudem bei einigen Screenings als Vorfilme. Darüber hinaus präsentiert das Online-Festival UNIFIED FILMMAKERS im Rahmen des Filmfests seine Gewinner-Kurzfilme, die die Pandemie aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchten.
 
Kinderfilmfest

Als Sektion für das junge Publikum beim FILMFEST MÜNCHEN lädt auch das Kinderfilmfest zu einer ganz besonderen Festivalausgabe mit fünf Filmen und ganz viel Nachmittags-Open-Air ein. Die Realverfilmung des Kinderbuchklassikers LAURAS STERN (Regie: Joya Thome) eröffnet das Kinderfilmfest als Weltpremiere. Mit Tobias Krell („Checker Tobi“) als neuem Leiter, einem digitalen Schulworkshop und einer Jugendserie beschreitet das Kinderfilmfest zudem neue Wege. Ausführliche Informationen zum Programm des Kinderfilmfests folgen in Kürze.
 
Abschlussfilme

Eine weitere Besonderheit der 38. Festivalausgabe betrifft den feierlichen Schlussakkord. Statt eines Abschlussfilms gibt es in diesem Jahr gleich sechs Abschlussvorstellungen. Am Abend des 10. Juli werden an verschiedenen Spielstätten folgende Filme und Serien gezeigt: ERNA AT WAR von Henrik Ruben Genz mit Trine Dyrholm in der Hauptrolle, I PREDATORI von Pietro Castellitto, MAINSTREAM von Gia Coppola mit Andrew GarfieldSUZANNA ANDLER von Benoît Jacquot, der Animationsfilm ROTZBUB von Marcus H. Rosenmüller sowie, in Kooperation mit dem Seriencamp, die Serie GLAUBEN von Daniel Prochaska nach Ferdinand von Schirach.
 
16 Spielstätten: 9 Open-Air-Locations & 7 Festival-Kinos

Bleibt noch die Antwort auf die Frage, wo all diese Filme zu sehen sein werden. Getreu dem Motto „Live in der ganzen Stadt“ kooperiert das Filmfest mit neun Open-Air-Spielstätten in München. Dabei sind beliebte und etablierte Open-Air-Institutionen ebenso mit an Bord wie ungewöhnliche, kreative Off-Locations, die temporär zum Freiluftkino werden:

Kino am Olympiasee; Kino, Mond & Sterne; POPUP SOMMERKINO im Hof der HFF München; Institut français; Bahnwärter Thiel; Sugar Mountain; Kunstlabor Open Air; Fünf Höfe; Pasinger Fabrik

Besonders erfreulich ist, dass auch einige der traditionellen Filmfest-Kinos mit ihren großen Sälen wieder mit von der Partie sind: So werden einige Filme in der ASTOR Film Lounge im ARRI, den City Kinos, dem Gloria Palast, dem Rio Filmpalast und dem Filmtheater Sendlinger Tor in einer 17-Uhr-Schiene gezeigt. Außerdem werden das Amerikahaus im Museumsviertel und der Carl-Orff-Saal im Festivalzentrum im Gasteig als Filmfest-Kinos bespielt.
 
Gäste & Filmmakers Live!

Zu einer Filmpremiere gehören natürlich auch Premierengäste. Wann immer möglich, werden Mitglieder von Cast und Crew der gezeigten Filme anwesend sein und auch bei „Filmmakers Live!“-Veranstaltungen im Gasteig zu Gast sein. In jedem Fall gibt es aber voraufgezeichnete Q&As mit den Filmschaffenden, die vor den jeweiligen Screenings zu sehen sein werden. Darüber hinaus wird es auch ausgiebige digitale „Filmmakers Live!“-Gespräche mit ausgewählten Gästen (z.B. CineMerit-Preisträgerin Robin Wright) geben, die online veröffentlicht werden.
 
Die vier Ehrengäste

Wie in der vergangenen Woche veröffentlicht, ehrt das FILMFEST MÜNCHEN bei seiner diesjährigen Open-Air-Ausgabe gleich vier großartige Frauen, die das internationale Kino vor und hinter der Kamera maßgeblich mitgeprägt haben: Die große Senta Berger sowie US-Schauspielerin und Regisseurin Robin Wright werden jeweils mit dem CineMerit Award für ihre Verdienste um die Filmkunst ausgezeichnet. Das künstlerische Multitalent Franka Potente erhält den Margot-Hielscher-Preis und die Hommage gilt der international bekannten, mehrfach preisgekrönten polnischen Regisseurin Małgorzata Szumowska. (Das cineastische Quartett)
 
Neues Deutsches Fernsehen und Neues Deutsches Kino

Bereits bekanntgegeben wurden außerdem die Filme der Reihen Neues Deutsches Fernsehen (12 Filme) und Neues Deutsches Kino (14 Filme). Alle Filme dieser beiden Reihen werden als Weltpremiere gezeigt. Zudem werden sowohl der Bernd Burgemeister Fernsehpreis als auch der Förderpreis Neues Deutsches Kino sowie weitere Preise in diesem Jahr wieder verliehen.
 
Eröffnungsfilm

Der Eröffnungsfilm wird am heutigen Montagnachmittag (7. Juni) im Rahmen eines digitalen Pressegesprächs und kurz darauf auch als Meldung bekanntgegeben.
 
Ticket-Vorverkauf

Tickets für das diesjährige FILMFEST MÜNCHEN werden über unseren FILMFEST-Webshop sowie teilweise über die Verkaufskanäle unserer Partner-Spielstätten erhältlich sein. Auch das Online-Portal unseres Partners München Ticket und deren VVK-Stellen werden wieder eingebunden sein. Der Verkaufsstart ist für die 25. Kalenderwoche geplant.