Glutenfreie Ernährung – Notwendigkeit versus Wellness

Selbsthilfegruppe München der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e.V. klärt mit einer Veranstaltung am 28. Juni ab 18 Uhr im Dr. von Haunerschen Kinderspital über Zöliakie auf.

Das Selbsthilfezentrum München unterstützt Initiativen aus dem Gesundheitsbereich darin, Kooperationen mit dem professionellen medizinischen System einzugehen. Aus gutem Grund: Das Erfahrungswissen der Betroffenen und die Expertise des Fachpersonals können sich so sinnvoll ergänzen, was zu einer ganzheitlichen Gesundheitsversorgung beitragen kann. Medizinisch Tätige können sich bei der Betreuung der Patienten und Patientinnen entlasten, wenn sie die Angebote der Selbsthilfe einbeziehen und an sie verweisen. In den Gruppen finden Erkrankte die Hilfestellung, die im knappen Versorgungsalltag kaum geleistet werden kann, sei es beim Verarbeiten der Diagnose, bei durch Krankheit verursachte lebenspraktische oder soziale Probleme sowie bei der Unterstützung zum Durchhalten der Therapie.

In vielen Fällen ist Selbsthilfe auch Vorreiterin und Initiatorin von Lösungen für vorhandene Probleme und innovative Maßnahmen. Zöliakie ist hier ein gutes Beispiel. In den 1960er-und 70er-Jahren konnten kaum die richtigen Diagnosen gestellt werden. (Auch heute ist die Dunkelziffer von Zöliakiebetroffenen weiterhin hoch). Änderungen wurden mitunter von der 1974 gegründeten Deutschen Zöliakie Gesellschaft (DZG) e.V. angeregt, einer Solidargemeinschaft von Betroffenen. Dank vieler ehrenamtlich engagierter Mitglieder hat sich die DZG einen Namen gemacht und findet bei Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft Gehör.

Zöliakie ist eine chronische, autoimmunologisch bedingte Erkrankung des Dünndarmes, die auf einer lebenslangen Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten beruht. Gluten kommt vor allem in den Getreidearten Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und in handelsüblichem Hafer vor. Frägt man Frau Rosa Ober, eine Betroffene von Zöliakie, so hat der heutige Trend zu glutenfreier Ernährung nicht nur Vorteile. Aus ihrer Sicht ist es zwar schön, dass sich die Bandbreite erhältlicher Lebensmittel, die für sie ungefährlich sind, inzwischen stark erhöht habe. Dennoch: vor allen in Restaurants, aber auch beim Medizinischen Fachpersonal sei noch viel Aufklärungsarbeit darüber zu leisten, dass bereits kleinste Spuren von Gluten, z.B. durch falsche Lagerung und Handhabung von Lebensmitteln, zu Verunreinigung und damit zum problemauslösenden Fehlerquellen werden können. Oftmals werde der „echte Zöliakie-Betroffene“ mit dem schlankheitsbewussten Glutenverzichter in einen Topf geworfen und Sprüche wie „dem anderen hat es auch nicht geschadet“ müsse man sich anhören. Es ist nicht leicht vermittelbar, dass es bei Betroffenen nicht um Wellness sondern um eine Notwendigkeit geht.

Aufklärung über mögliche Fehlerquellen in der glutenfreien Ernährung wird u.a. das Thema von Frau Dr. Dokoupil bei der Veranstaltung am 28. Juni sein. Prof. Dr. Sybille Koletzko wird über neue Zöliakie-Testverfahren sowie die Therapie bei Kindern berichten. Frau PD Dr. Helga Törok vom Klinikum Großhadern stellt Therapiemöglichkeiten von erwachsenen Zöliakie-Patienten vor. Ein glutenfreies Buffet und die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch – auch mit den Referentinnen – runden die Veranstaltung ab.