Harlaching hat die ersten vollständig barrierefreien Tramhaltestellen in München

Oswald Utz, Behindertenbeauftragter der Landeshauptstadt München, auf einem barrierefreien Bahnsteig vor einer Tram
Oswald Utz, Behindertenbeauftragter der Landeshauptstadt München, auf einem barrierefreien Bahnsteig vor einer Tram - Foto: © MVG

Die Erneuerung der in die Jahre gekommenen Gleise zwischen Authariplatz und Großhesseloher Brücke ist abgeschlossen und die Tram 25 fährt wieder bis Grünwald. Im Zuge der Gleisbauarbeiten wurden auch die Haltestellen Theodolindenplatz, Klinikum Harlaching und Menterschwaige modernisiert und auf den neuesten Stand gebracht.

„Mit dem barrierefreien Ausbau der ersten Tramhaltestellen haben wir in München einen Meilenstein erreicht. Damit wird nicht nur der Ein- und Ausstieg für Fahrgäste mit Mobilitätseinschränkungen erleichtert. Der verbesserte Zugang hat auch Vorteile für Menschen, die schweres Gepäck transportieren und nicht zuletzt für alle Fahrgäste, da er sich positiv auf die Pünktlichkeit auswirkt“, sagt MVG-Chef Ingo Wortmann.

Niveaugleicher Einstieg statt Hublift
Um einen niveaugleichen Einstieg über die gesamte Fahrzeuglänge zu ermöglichen, wurden die Bahnsteige auf 25 Zentimeter über der Schienenoberkante angehoben. Der Unterschied zwischen Fahrzeugboden und Bahnsteig beträgt bei den barrierefrei ausgebauten Haltestellen damit nur noch maximal 5 Zentimeter.

Bei den bisherigen Haltestellen war eine Stufe von ca. 18 Zentimetern zu überwinden. Um Rollstuhlfahrenden die Überwindung dieses Höhenunterschieds zu ermöglichen, sind Hublifte in den Fahrzeugen installiert. Damit werden zwar die Bedürfnisse von Fahrgästen im Rollstuhl berücksichtigt, vollständige Barrierefreiheit bezieht aber auch geeignete Einstiegsverhältnisse für Fahrgäste, die auf einen Rollator angewiesen sind oder anderer Personen mit Mobilitätseinschränkung ein. Zudem resultiert aus jeder Benutzung des Hubliftes ein Zeitverzug, so dass der vollständig barrierefreie Ausbau auch zur Verbesserung der Pünktlichkeit beiträgt.

Umsetzung und Planung im Austausch mit Verbänden
Die neuen Bahnsteige und Kreuzungsbereiche sind außerdem mit taktilen Leitelementen ausgestattet worden, um die Barrierefreiheit zu verbessern. Für die erfolgreiche Umsetzung der barrierefreien Haltestellen haben sich SWM und MVG mit dem Facharbeitskreis Mobilität des Behindertenbeirats der Landeshauptstadt München sowie dem Städtischen Beraterkreis Planen und Bauen intensiv ausgetauscht.

„Egal ob mit Rollator, Rollstuhl oder Elektrorollstuhl: Der Ein- und Ausstieg an diesen drei neuen Haltestellen ist jetzt endlich auch in München ohne Hilfsmittel möglich und eine Verbesserung für Alle – nicht nur für Mobilitätseingeschränkte“, sagt Monika Burger vom Behindertenbeirat. „Ich freue mich über den verbesserten Zugang zur Tram und wünsche mir einen schnellen weiteren barrierefreien Ausbau der Haltestellen“, sagt Oswald Utz, Behindertenbeauftragter der Landeshauptstadt.

Ziel bei der Koordination der Bauarbeiten war es, auf dem gesperrten Abschnitt schnellstmöglich wieder mit der Tram zu fahren. Einige Verbesserungen werden erst im Nachgang fertiggestellt, so wird die Haltestelle Theodolindenplatz ab Montag, 12. Dezember, wieder von der Tram bedient. Die neue vollumfängliche Haltestellenbeleuchtung wird im Laufe der kommenden Wochen installiert, bis dahin sorgt eine provisorische Beleuchtung für Licht am Bahnsteig. Auch der Aufbau der Wartehallen erfolgt im Nachgang.

Barrierefreier Haltestellenausbau bei Gleisbauarbeiten
Bei zukünftigen Gleisbaumaßnahmen prüfen SWM und MVG immer, ob die betroffenen Haltestellen sich für den barrierefreien Ausbau eignen. Ziel ist es, an allen entsprechenden Haltestellen, den Einstieg für Mobilitätseingeschränkte so einfach, wie möglich zu gestalten. Ob eine Haltestelle auf ganzer Länge barrierefrei ausgebaut werden kann oder nicht, hängt sehr stark von den örtlichen Gegebenheiten ab. Dabei findet stets eine Abwägung der Kompromisse statt, die notwendig sind, um sowohl dem Anspruch an größtmögliche Barrierefreiheit als auch den baulichen Gegebenheiten gerecht zu werden.

An Haltestellen, die sich im Bogen befinden, ist der Abstand zwischen Bahnsteigkante und Fahrzeug konstruktionsbedingt an einigen Stellen etwas größer als 5 Zentimeter. An jeder Haltestelle steht aus diesem Grund eine mobile Faltrampe zur Überbrückung des Spalts zur Verfügung, die im Bedarfsfall von den Fahrerinnen und Fahrern ausgelegt werden kann.

Die nächsten zum barrierefreien Ausbau anstehenden Stationen sind die im nächsten Jahr neu hinzukommenden Haltestellen Carl-Amery-Platz (Linie 25, zwischen Ostfriedhof und Regerplatz) und Scheidplatz Süd (Linie 12) sowie die umzubauenden Haltestellen Isartor, Deutsches Museum und Olympiapark West. Selbstverständlich werden SWM und MVG bei allen Tram-Neubauprojekten, wie der Tram-Westtangente und der Tram Münchner Norden, von Anfang an die bestmögliche Barrierefreiheit umsetzen. Die neu errichteten Haltestellen an der Menterschwaige, am Klinikum Harlaching und am Theodolindenplatz dienen als Referenzobjekte dafür.