Hellabrunner Flamingos in neuer Wohlfühl-Voliere

Während einer siebenmonatigen Bauphase hat der Münchner Tierpark Hellabrunn die Flamingoanlage komplett überarbeitet und mit einer eindrucksvollen Netzkonstruktion versehen. Die fast 100 Flamingos fühlen sich in ihrer modernisierten Anlage am Auer Mühlbach sichtlich wohl.

Während der Bau- und Gärtnerarbeiten, die im September 2021 begannen, waren die Hellabrunner Flamingos in einer Interimsunterkunft hinter den Kulissen untergebracht. Nun sind sie wieder in ihrer Anlage am alten Standort in unmittelbarer Nähe des nach ihnen benannten Flamingo-Eingangs zu sehen.

Fotos: Marc Müller / Tierpark Hellabrunn

„Seit meiner Kindheit begrüßen mich die Hellabrunner Flamingos, wenn ich über den Flamingo-Eingang in den Tierpark komme. In dem Moment, wo ich diese wunderschönen und grazilen Vögel sehe, höre und rieche, bin ich schon mitten in der zauberhaften Hellabrunn-Welt angekommen“, so Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende Verena Dietl. Sichtlich angetan von der neuen Anlage führt sie aus: „Mit der neuen Voliere gewinnt Hellabrunn ein weiteres architektonisches Highlight. Der Tierpark hat mit ihr nicht nur die neuesten Anforderungen an die Tierhaltung erfüllt, sondern die Anlage auch auf eine äußerst elegante Art und Weise modernisiert.“

Tierparkdirektor Rasem Baban ist ebenfalls begeistert von der neuen Übernetzung, die der Architekt und Bauingenieur Rudolf Brandstötter von der tragwerkstatt Ziviltechniker gmbh geplant hat, und weist auf die Besonderheiten der neuen Anlage hin: „Auf bis zu neun Metern Höhe überspannt das Netz eine Gesamtfläche von insgesamt 552 Quadratmetern. Dabei ist die filigrane Netzkonstruktion, welche mit bloßem Auge kaum zu erkennen ist, so imposant wie funktional. Zwei bis zu 50 Meter lange gebogene Stahlträger mit einem Durchmesser von gerade mal 34 Zentimetern stützen das Bauwerk und vollbringen damit eine technische Meisterleistung. Das Herz der Anlage ist nach wie vor die Flamingoinsel, die von einem Wassergraben mit Sumpfbepflanzung eingeschlossen wird und den rund 100 Tieren viel Platz bietet.“ Neben der Übersicht über die architektonischen Eckdaten erläutert der Direktor die entscheidenden Vorteile der neuen Voliere für die Flamingos: „Das neue geschützte Habitat begünstigt ihre Sicherheit und macht es Eindringlingen, wie zum Beispiel Füchsen, praktisch unmöglich, zu ihnen auf die Insel zu gelangen. Das Netz schützt außerdem die filigranen Tiere vor weiteren äußeren Einflüssen.“, so Baban weiter auf der heutigen Presseveranstaltung in Hellabrunn, tag genau zum „International Flamingo Day 2022“, der jährlich am 26. April begangen wird – zum Aufruf, diese ikonischen, aber teils auch gefährdeten Vögel zu schützen.

Da Vögel in menschlicher Obhut seit einigen Jahren nur in genehmigten Ausnahmefällen gestutzt werden dürfen, wurde nach alternativen Lösungen für die Flamingos gesucht. Stutzen heißt, dass die Schwungfedern von Vögeln gekürzt werden, um die Flugfähigkeit einzuschränken. In den Schwungfedern verlaufen keine Nerven, sodass das Stutzen, ähnlich wie beim Nägel- oder Haareschneiden, für die Tiere völlig schmerzfrei ist. Allerdings musste man für das Verfahren die Flamingos in regelmäßigen Abständen einfangen. Dank der kompletten Übernetzung kann in Hellabrunn zukünftig vollständig auf das Stutzen verzichtet werden.

Kuratorin Lena Bockreiß, die in Hellabrunn unter anderem für die Flamingos zuständig ist, fügt ergänzend hinzu: „Die Entscheidung, die Flamingoanlage komplett zu übernetzen, erleichtert das zukünftige Tiermanagement erheblich und entspricht den zeitgemäßen Haltungsbedingungen für die Tiere. Es bietet ihnen deutlich mehr Schutz vor Eindringlingen und Gefahren von außen und grenzt sie von den in direkter Nachbarschaft am Auer Mühlbach lebenden Enten und anderen Vögeln ab, was sie vor einer Ansteckung mit Infektionskrankheiten schützt. Außerdem sind wir unabhängiger von den Wetterverhältnissen. Aufgrund der hohen umgebenden Bäume und der Gefahr durch herabfallende Äste mussten die Tiere bei drohendem Unwetter von ihrer offenen Anlage ins Haus gebracht werden.“

Wie vor dem Umbau der Anlage haben die Tierparkgäste jetzt wieder die Möglichkeit, sich in unmittelbarer Nähe auf der Besucherplattform beim Café Flamingo niederzulassen und die Tiere bei einer Tasse Cappuccino oder dem Genuss anderer Leckereien zu beobachten.