Hellabrunns jüngster Orang-Utan tödlich verunglückt

Matra und die neugeborene Olivia im Februar 2014. (Foto Credit: Tierpark Hellabrunn / Erich Kirchmayer)

Schock am Weihnachtsmorgen: Am 25. Dezember ist das fast elf Monate alte Menschenaffenbaby Olivia, jüngstes Mitglied der Gruppe von Sumatra-Orang-Utans im Tierpark Hellabrunn, tödlich verunglückt, kurz nachdem die Gruppe ihren Schlafbereich verlassen hatte. Der genaue Hergang konnte zwar nicht beobachtet werden, möglicherweise geschah das Unglück aber im Zusammenhang mit einem Deckakt, denn Bruno, das Oberhaupt der Gruppe, hatte in den letzten Tagen Interesse an Olivias Mutter Matra gezeigt. Da männliche Orang-Utans über enorme Kräfte verfügen, kann es in solchen Momenten vorkommen, dass sie achtlos werden und Jungtiere, die noch bei der Mutter sind, versehentlich verletzen oder gar töten.

„Olivia war am Morgen putzmunter, wir gehen deshalb von einem Unfall aus; um Aussagen über die genaue Todesursache machen zu können, müssen wir aber nun die Ergebnisse der Obduktion abwarten“, sagt Tierparkdirektor Rasem Baban und ergänzt: „Wir nehmen an, dass Olivia auf tragische Weise buchstäblich im falschen Moment am falschen Ort war.“

Der 1969 in Hellabrunn geborene Orang-Mann Bruno gilt als friedlicher Vater, der seine Kinder freundlich behandelt. Rund dreißig Nachkommen hat er bisher gezeugt, die kleine Olivia war sein jüngstes Kind – und der Liebling der Gruppe, umsorgt und behütet von ihrer Mutter Matra, ihrer älteren Schwester Jolie, der Halbschwester Isalie und den beiden anderen Orang-Utan-Weibchen Sitti und Jahe. Die fast 40-jährige Matra ist eine fürsorgliche und erfahrene Mutter, Olivia war ihr fünftes Kind. Matra hat sich nun mit ihrer älteren Tochter Jolie in ihre Schlafbox zurückgezogen und wird vermutlich während der nächsten Tage für die Besucher nicht zu sehen sein. „Beide Tiere wirken verstört und benommen“, erklärt Kuratorin Beatrix Köhler, „wir müssen ihnen Zeit geben, den Tod von Olivia zu begreifen.“

Sumatra-Orang-Utans leben in freier Wildbahn nur auf der indonesischen Insel Sumatra und zählen zu den am stärksten gefährdeten Affenarten auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN. Der Münchner Tierpark Hellabrunn beteiligt sich am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für den Orang-Utan.