Holetschek stellt ersten bayerischen Herzinfarktbericht vor

Gesundheitsminister Klaus Holetschek

Gesundheitsminister: Bayern ist bei der medizinischen Versorgung von akuten Herzinfarkten gut aufgestellt

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat am Donnerstag in München den ersten umfassenden Bericht „Herzinfarkte in Bayern“ vorgestellt. Dieser enthält die aktuellsten verfügbaren Zahlen und Erkenntnisse über Herzinfarkte, Risikofaktoren und die ambulante sowie stationäre Versorgung in Bayern. Holetschek erläuterte: „Der Bericht widmet sich unter anderem den Auswirkungen der Corona-Pandemie, weil das Coronavirus auch das Herz befallen kann. Zu den möglichen Folgen einer Infektion zählen Entzündungen des Herzmuskelgewebes, die zu Herzinfarkten und Herzversagen führen können.“

Der Minister fügte hinzu: „Den bisherigen Erkenntnissen zufolge konnten Herzinfarktpatientinnen und -patienten in Bayern trotz Pandemie zeitgerecht medizinisch versorgt werden. Vermehrte Herzinfarkt-Sterbefälle infolge möglicher versäumter Behandlungen lassen sich durch die vorliegenden Daten bisher nicht belegen. Wir behalten aber die weitere Entwicklung im Blick.“

Der Bericht zeigt auch, dass die Herzinfarkt-Sterblichkeit in Bayern deutlich zurückging: So starben im Jahr 1980 in Bayern rund 12.400 Menschen über 40 Jahren infolge eines Herzinfarkts, im Jahr 2020 waren es rund 6.400 – obwohl aufgrund des demografischen Wandels heute wesentlich mehr Menschen in der Altersgruppe der Über-40-Jährigen sind.

Ferner waren in Bayern 30.848 Krankenhausfälle im Jahr 2019 direkt auf einen Herzinfarkt zurückzuführen. Mit knapp 17.000 Fällen entfiel dabei etwas mehr als die Hälfte auf die Altersgruppe zwischen 45 und 74 Jahren, in der Altersgruppe über 75 Jahre waren es rund 13.000 Fälle. Knapp 5 Prozent der Menschen im Alter von 40 bis 79 Jahren hatten laut Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1-Studie) bereits einmal in ihrem Leben einen Herzinfarkt – auf Bayern bezogen wären das rund 300.000 Personen.

Erstmals veröffentlicht werden in dem Bericht Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) für die ersten neun Monate des Jahres 2021. Die Zahlen werden kontinuierlich aktualisiert und sind von der KVB inzwischen auch für das vierte Quartal 2021 veröffentlicht worden. Demzufolge zeichnete sich für das Jahr 2021 in Bayern eine stabile Lage bei den ambulanten Patientenzahlen aufgrund eines Herzinfarktes ab, mit einem nur geringfügigen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Unmittelbare Rückschlüsse auf einen Zusammenhang zwischen der Corona-Pandemie und dem Auftreten akuter Herzinfarkte lässt dies nicht zu.

Den aktuellsten KVB-Zahlen zufolge wurden für das vierte Quartal des vergangenen Jahres 34.160 gesetzlich versicherte Männer in der ambulanten Versorgung mit der Diagnose Herzinfarkt registriert – im vierten Quartal 2020 waren es 33.247. Bei den Frauen stieg die Zahl von 15.206 auf 15.426. Im Vergleich zu 2019 ist die Zahl kontinuierlich angestiegen (4. Quartal 2019 32.297 ambulante versorgte Männer und 14.737 Frauen). Mehr Fälle in der ambulanten Versorgung sind jedoch nicht als Anstieg des Herzinfarktrisikos in der Bevölkerung zu verstehen.

Fachlich begleitet und bearbeitet wurde der 96-seitige Bericht vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Er ist auch eine Datengrundlage für die diesjährige Kampagne „Hand aufs Herz – Aktiv gegen Herzinfarkt“‘ des bayerischen Gesundheitsministeriums.

Prof. Dr. Manfred Wildner, Leiter des Landesinstituts für Gesundheit am LGL, erklärte: „Wir sehen in Bayern große Fortschritte bei der Prävention und bei der Behandlung von Herzinfarkten. Gleichzeitig bleiben Herzinfarkte für die Zukunft ein zentrales Thema der Bevölkerungsgesundheit, auch als Folge der demografischen Entwicklung und der gestiegenen Lebenserwartung. Denn auch das Risiko für einen Herzinfarkt steigt mit dem Alter. Die mittelfristigen Auswirkungen von Coronainfektionen auf die Herzgesundheit sind ebenfalls noch weiter zu beobachten.“ 

Holetschek unterstrich: „Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind die Todesursache Nummer 1 in Bayern. Positiv ist: Dank des medizinischen Fortschritts und des Ausbaus des Rettungswesens, aber auch aufgrund wirksamer Präventionsmaßnahmen, ist die Zahl der Sterbefälle aufgrund eines Herzinfarkts in Bayern seit Jahren rückläufig.“

Der Minister fügte hinzu: „Bei einem Herzinfarkt kommt es auf jede Minute an. Bei der medizinischen Versorgung von akuten Herzinfarkten sind wir in Bayern gut aufgestellt: Wir haben 57 Chest Pain Units (Stand August 2021), das sind spezialisierte Abteilungen in Kliniken, und zudem über 3.000 kardiologische Krankenhausbetten.“   

Die wichtigsten Risikofaktoren für einen Herzinfarkt sind Rauchen, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Fettleibigkeit, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Alkohol und psychosoziale Belastungen, aber auch Lärm und Feinstaub. Holetschek warnte: „Studien, die während der Corona-Pandemie durchgeführt wurden, belegen zudem unabhängig voneinander einen deutlichen Anstieg von Einsamkeit in Bayern und in Deutschland. Auch Einsamkeit ist ein psychischer Belastungsfaktor, der das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, erhöhen kann.“

Der Minister betonte: „Gerade bei Herzinfarkten haben wir die Chance, durch einen gesundheitsförderlichen Lebensstil unser Erkrankungs-Risiko erheblich zu senken. Wir haben deshalb in diesem Jahr die Herzgesundheit mit unserer Kampagne ‚Hand aufs Herz – Aktiv gegen Herzinfarkt‘ in den Fokus gerückt. Mein Ziel ist es, die Menschen mit dieser Kampagne zu sensibilisieren und zu einem herzgesunden Lebensstil zu motivieren. Ich freue mich, dass wir mit der Deutschen Herzstiftung einen starken Partner an der Seite haben. Gemeinsam wollen wir das Wissen der Menschen zu Herzinfarkten erweitern und Bürgerinnen und Bürger ermuntern, sich jeden Tag für einen gesunden Lebensstil zu entscheiden.“

Prof. Dr. Heribert Schunkert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, sagte: „Alle 20 Jahre eine Halbierung der altersbereinigten Sterblichkeit des Herzinfarktes zu beobachten – wie im bayerischen Herzbericht dokumentiert – ist eine großartige Leistung der Herzmedizin und Prävention. Jetzt heißt es, diese Erfolge fortzusetzen. Die Deutsche Herzstiftung möchte gemeinsam mit dem Deutschen Herzzentrum München einen Beitrag leisten durch die Einführung von HerzFit, einer App für alle, die ihr Herz besser kennenlernen und gesünder machen wollen. Die App wird in der Kampagne ‚Hand aufs Herz – Aktiv gegen Herzinfarkt‘ erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt.“

Die Kampagne „Hand aufs Herz – Aktiv gegen Herzinfarkt“ ist Teil des diesjährigen Schwerpunktthemas „Prävention von Herzinfarkten“ im Rahmen des Bayerischen Präventionsplans und läuft bis Ende September. Der Bayerische Präventionsplan wurde 2015 mit dem Ziel ins Leben gerufen, Bürgerinnen und Bürger bei ihrer Entscheidung für eine gesundheitsförderliche Lebensweise zu unterstützen, gesunde Lebenswelten zu gestalten und die gesundheitliche Chancengleichheit zu fördern. Die Umsetzung erfolgt zusammen mit den derzeit 129 Partnern im Bündnis für Prävention, der Gesundheitsverwaltung und den Gesundheitsregionenplus.