Infektionskrankheiten in Krankenhäusern präsent: Expert*innen raten weiterhin zur Influenza-Impfung

Infektionskrankheiten in Krankenhäusern präsent: Expert*innen raten weiterhin zur Influenza-Impfung

3 Jahre nach dem bundesweit ersten Covid-19-Fall in der München Klinik

Vor drei Jahren, am Abend des 27. Januar 2020, kam der bundesweit erste Covid-19-Patient in der München Klinik Schwabing an. Mehrere Wochen wurden neun Patienten des sogenannten „Webasto-Clusters“ vom Team der Schwabinger Infektiologie um Chefarzt Prof. Clemens Wendtner versorgt.

8.500 Covid-Patient*innen in der München Klinik versorgt

Seitdem wurden in den vergangenen drei Jahren insgesamt knapp 8.500 Covid-19-Patient*innen in den Häusern der München Klinik versorgt, davon rund 1.500 Patient*innen auf Intensivstationen. Allein in 2022 wurden rund 4.700 Covid-Patient*innen, und auch im jungen Jahr 2023 bereits rund 200 Covid-Patient*innen versorgt. Auch wenn seit 2022 ein großer Teil „mit“ und nicht „wegen“ Corona hospitalisiert ist, bleibt ein hoher Aufwand in der Isolation und Versorgung. Weitere Zahlen und Statistiken zu den Covid-Patient*innen der München Klinik unter: https://www.muenchen-klinik.de/covid-19/intensivzahlen/

Influenza: Schwere Verläufe bei Erwachsenen und Kindern

In diesem Winter wurden und werden die Krankenhäuser zusätzlich von anderen Atemwegsviren wie RSV, Rhinovirus, Parainfluenzavirus, andere Coronaviren und Influenza belastet, die teils zu schweren Verläufen bei Erwachsenen und Kindern führen. Die Expert*innen der München Klinik beobachten vermehrt schwere und längere Verläufe bei Grippe-Erkrankungen (Influenza), als vor der Covid-19-Pandemie. Erwachsene mit Influenza mussten häufiger auf Intensivstationen der München Klinik versorgt werden. Wenn der Körper von einer vorangegangenen Infektion noch geschwächt ist, verlaufen neue Virus-Infektionen oft mit schwereren Symptomen. Wenn es dann zusätzlich zu einer bakteriellen Infektion kommt, beispielsweise einer eitrigen Bronchitis, ist der Verlauf noch schwerer. Auch solche sogenannten Superinfektionen mit langen Verläufen beobachten die Mediziner*innen der München Klinik aktuell vermehrt.

Höhepunkt der Grippesaison im Frühjahr: Experte rät zur Impfung

Auch in den Kinderkliniken in München ist die RSV- und Influenza-Welle weiterhin spürbar. Im ganzen Dezember und über die Weihnachtsfeiertage hatte die München Klinik sehr junge Kinder mit RSV-Infektion auf ihren Intensivstationen versorgt. Während aktuell ein Rückgang bei den RSV-Infektionen zu beobachten ist, nehmen die Influenza-Fälle bei den Kindern zu. Während RSV infizierte Kinder häufig zusätzlichen Sauerstoffbedarf hatten, ist die Influenzainfektion bei Kindern durch schweres Krankheitsgefühl und hohes Fieber geprägt. Hier treten teilweise nach tagelangem hohen Fieber auch Fieberkrämpfe auf. In den vergangenen Wochen schien insgesamt ein Plateau bei den Atemwegserkrankungen erreicht zu sein. Doch die Hauptinfektionszeit für Influenza beginnt in Deutschland üblicherweise ab Januar, und erreicht im Februar ihr Hoch. „Eine Grippeschutzimpfung ist also auch zum jetzigen Zeitpunkt noch sinnvoll, um gut durch den weiteren Winter zu kommen“, sagt Prof. Marcus Krüger, Chefarzt der Neonatologie und Kinderintensivstationen in der München Klinik Schwabing und Harlaching.

Influenza-Impfung wehrt Erkrankung ab oder erhöht Wahrscheinlichkeit eines milden Verlaufes

Die Grippe (Influenza) ist eine Virusinfektion, die durch Husten oder Niesen übertragen wird und in der Regel etwa drei bis fünf Tage anhält, bei Risikogruppen aber auch zu schweren Krankheitsverläufen führen kann. Die Grippeimpfung ist die wirksamste Methode, sich vor einer Grippe (Influenza) zu schützen. Die München Klinik empfiehlt insbesondere Menschen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, sich gegen Influenza impfen zu lassen. Zur Risikogruppe gehören ältere Menschen ab 60 Jahren, Menschen mit einer chronischen Erkrankung sowie Schwangere. Auch Angehörigen von Risikopersonen und medizinischem Personal wird eine Influenza-Impfung empfohlen. In der München Klinik gibt es daher für das Personal das Angebot einer kostenfreien Grippeschutzimpfung während der Arbeitszeit. Die Influenza-Impfung kann bei Kontakt mit Influenzaviren die Erkrankung in der Regel abwehren – und bei Menschen, die sich regelmäßig impfen lassen, sinkt das Ansteckungsrisiko nachweislich. Falls dennoch eine Ansteckung erfolgen sollte, erhöht die Influenza-Impfung die Wahrscheinlichkeit eines milden Krankheitsverlaufs, insbesondere wenn die Impfung regelmäßig erfolgt.

Foto: München Klinik

3 Fragen, 3 Antworten zu Grippe und Kindern – was Eltern wissen müssen
mit Prof. Julia Hauer, Chefärztin des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der München Klinik und des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München

Welche Grippesymptome treten bei Kindern auf?
In der Regel treten bei Kindern die gleichen Symptome auf wie bei Erwachsenen – allen voran plötzlich eintretendes und sehr hohes Fieber, das 39 Grad Celsius und mehr erreichen kann. Zusätzliche Anzeichen, die auf eine Virus-Grippe hindeuten können, sind starke Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie ein trockener, starker Reizhusten. Bei Kindern können aber auch eher untypische Symptome wie Bauchweh oder starke Übelkeit auftreten. Konsultieren Sie bei anhaltenden Beschwerden Ihren Kinderarzt.

Ist eine Virus-Grippe für Kinder gefährlicher als für Erwachsene?
Das Immunsystem von (Klein-)Kindern ist oft noch nicht vollständig ausgereift, deswegen stecken sich Kinder besonders häufig an. In der Regel ist die Grippe für Kinder nicht gefährlich und nimmt bei richtiger Behandlung und ausreichend Schonzeit meist einen harmlosen Verlauf. Wenn das Kind eine chronische Vorerkrankung, beispielsweise des Herz-Kreislauf-Systems, des zentralen Nervensystems, des Immunsystems oder des Stoffwechsels hat, kann die Grippe allerdings zu gefährlichen Folgeerkrankungen wie einer Lungenentzündung oder Herzschäden führen. Chronisch kranke Kinder sollten deshalb vorsorglich geimpft werden. Da die Impfung erst ab einem Alter von 6 Monaten möglich ist, sollte sich bei Babys und Kleinkindern auch das familiäre Umfeld immunisieren lassen.

Wie kann ich mein Kind (neben der Impfung) vor Grippe schützen?
Besonders in der kalten Jahreszeit ist eine vitaminreiche Ernährung für Kinder wichtig. Eltern sollten außerdem darauf achten, dass ihre Kinder viel Flüssigkeit zu sich nehmen, denn die trockene Heizungsluft entzieht diese schneller. Trockene Schleimhäute sind besonders anfällig für Viren und Bakterien.

Foto: München Klinik

3 Fragen, 3 Antworten zu Grippe und älteren Menschen
mit Privatdozentin Dr. Brigitte Buchwald-Lancaster, Chefärztin des Zentrums für Akutgeriatrie und Frührehabilitation an der München Klinik Neuperlach

Warum sollen sich ältere Menschen impfen lassen?
Bei Menschen in höherem Alter ist das Immunsystem häufig nicht mehr so leistungsfähig und aufgrund von chronischen Vorerkrankungen besteht häufig ein erhöhtes Komplikationsrisiko. Es kann beispielsweise zu einer Lungenentzündung kommen. Ab einem Alter von 60 Jahren sollte eine Grippeimpfung im Herbst deshalb zur alljährlichen Routine gehören, auch wenn bayerische Senioren laut Statistiken des Robert Koch Instituts zunehmend „impfmüde“ werden. In diesem Winter ist ein aktueller Impfschutz gegen Covid-19 und Influenza für ältere Menschen unerlässlich.

Warum gibt es für ältere Menschen einen eigenen Grippeimpfstoff?
Mit steigendem Alter sinkt die Immunantwort auf den Grippeimpfstoff. Deswegen steht für Menschen ab einem Alter von 65 Jahren ein eigener Impfstoff mit Wirkverstärker zur Verfügung. Im Einzelfall sollte dies mit dem Arzt besprochen werden.

Wie kurieren Senioren eine Grippe am besten aus?
Ältere Menschen sollten sich auf jeden Fall ausreichend Zeit zum genesen geben und dem Körper und der Seele Ruhe gönnen. Mit steigendem Alter braucht der Mensch länger, um wieder zu Kräften zu kommen. Das kann oft mehrere Wochen dauern. Allerdings sollten Senioren deshalb keinesfalls strikte Bettruhe wahren, denn die Muskeln bauen im Alter schnell ab und das kann zu dauerhafter Gebrechlichkeit führen. Ältere Menschen sollten deshalb sobald wie möglich wieder Bewegung in den Alltag integrieren, leichte Bewegung im häuslichen Umfeld ist anfangs schon ausreichend. Auch eine eiweißreiche Ernährung unterstützt während der Schonzeit die Muskeln.

Bei Lebensgefahr die 112 – bei anderen Beschwerden hilft die 116117
Wer dringend ärztliche Hilfe benötigt, sollte nicht zögern die Notrufnummer 112 zu wählen oder in die nächstgelegene Notaufnahme zu gehen. Das gilt insbesondere bei lebensbedrohlichen und schweren Erkrankungen, wie bei Verdacht auf einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Akut eintretende, schwere Bauchschmerzen können ebenfalls Hinweis auf eine schwere Erkrankung wie eine Blinddarmentzündung, eine akute Gallenblasenentzündung oder einen Darmverschluss sein und bedürfen der umgehenden medizinischen Abklärung. Auch Unfall- oder Brandverletzungen, Knochenbrüche, hoher Blutverlust, Kopfverletzungen und (Blut-) Vergiftungen sind Notfälle und müssen umgehend behandelt werden. Bei leichten Krankheitsverläufen und ambulanten Fällen ist tagsüber für Patienten der Hausarzt der richtige Ansprechpartner, außerhalb der regulären Öffnungszeiten stehen ärztliche Bereitschaftspraxen zur Verfügung. So können die Notfallzentren entlastet werden und lange Wartezeiten bei leichten Erkrankungen vermieden werden – unter der Nummer 116117 erfahren Patienten, welcher niedergelassene Arzt gerade Dienst hat.