Innenminister Joachim Herrmann: Weniger Kriminalität während der Corona-Krise

Innenminister Herrmann

Kriminalitätsentwicklung während der Corona-Krise – Bayerns Innenminister Joachim Herrmann zum Lagebild des Landeskriminalamts: Weniger Einbrüche, Diebstähle, Körperverletzungsdelikte und Sexualstraftaten registriert – Polizei behält weitere Entwicklung genau im Blick

In vielen Deliktsbereichen hat die Zahl der registrierten Straftaten in Bayern seit Beginn der Corona-Krise abgenommen. Das zeigt laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ein erstes Lagebild des Bayerischen Landeskriminalamts (BLKA): Der Polizei wurden weniger Einbrüche, Ladendiebstähle, Körperverletzungen, Betrugsdelikte und Sexualstraftaten gemeldet. „Der ‚Corona-Effekt‘ auf die Kriminalität ist hier zum Teil deutlich sichtbar“, erklärte Herrmann. Er verwies aber auch darauf, dass der Beobachtungszeitraum für belastbare Trendaussagen noch zu kurz sei. „Wie sich die Kriminalität weiterentwickelt, werden wir sehr genau beobachten“, kündigte Herrmann an. Im Übrigen erwartet der Innenminister auch einen Rückgang bei den Verkehrsunfallzahlen, nachdem derzeit deutlich weniger Autos unterwegs sind.

Bei der Wohnungseinbruchskriminalität liegt es laut Herrmann auf der Hand, dass es aufgrund der Ausgangsbeschränkung und des hohen Entdeckungsrisikos Einbrecher derzeit deutlich schwerer haben, ungestört auf Beutezug zu gehen. Der deutliche Rückgang bei den Ladendiebstählen hänge offenkundig mit der Schließung vieler Geschäfte zusammen.

Die Rückgänge bei der Zahl der Körperverletzungen und der Sexualdelikte im öffentlichen Raum sind für Herrmann auch auf das stark eingeschränkte Freizeit- und Ausgehverhalten zurückzuführen, das beispielsweise nachts und alkoholisiert sonst viele Tatgelegenheiten bietet.

Beim Rückgang der Betrugsdelikte mit und ohne Tatmittel Internet könnte nach Einschätzung des BLKA auch ein zurückhaltenderes Anzeigeverhalten eine Rolle spielen. „Möglicherweise verzichten einige Geschädigte derzeit auf eine Anzeige bei der Polizei, um die Wohnung nicht verlassen zu müssen“, so Herrmanns Vermutung. Berücksichtigt werden müsse auch, dass manche Geschädigte möglicherweise zunächst erst noch abwarten, ob beispielsweise die Ware doch noch geliefert wird oder ein Kontakt zum mutmaßlichen Betrüger hergestellt werden kann, um das bereits gezahlte Geld zurückzuerhalten.

Bei der Zahl der angezeigten Fälle von ‚Häuslicher Gewalt‘ zeigt nach Herrmanns Worten eine erste Trendbeobachtung kein erhöhtes Fallaufkommen. Inwiefern Gewaltvorfälle, die während der Ausgangsbeschränkung stattgefunden haben, erst zu einem späteren Zeitpunkt angezeigt werden, müsse abgewartet werden. „Bitte melden Sie sich umgehend bei der Polizei, falls Sie Opfer von Häuslicher Gewalt geworden sind oder davon mitbekommen haben“, rät Herrmann. „Sie können sich jederzeit an den Notruf 110 oder eine Polizeidienststelle wenden. Die Bayerische Polizei wird konsequent gegen Häusliche Gewalt vorgehen.“

Grafiken zur Entwicklung der genannten Kriminalitätsbereiche können dem Anhang entnommen werden. Es handelt sich um Daten aus der polizeilichen Vorgangsverwaltung. Diese geben den zum Abfragezeitpunkt aktuellen Erfassungsstand wieder und können ständigen Änderungen unterliegen. Insoweit können keine konkreten Fallzahlen angegeben werden. Erst wenn die Fälle von der Polizei an die Staatsanwaltschaft abgegeben werden, erfolgt eine Erfassung in der bundesweit einheitlich geführten Polizeilichen Kriminalstatistik.