Interview mit dem HNO-Experten: Was tun, wenn der „Schnupfen“ chronisch wird

Gerade zur Winterzeit ist die chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen weit verbreitet und wird von vielen unterschätzt. Prof. Dr. Wolfgang Wagner, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie im Klinikum Schwabing gibt Tipps zum richtigen Umgang.

Was sind die typischen Beschwerden und warum ist es ein Problem?
„Wenn die Nasennebenhöhlen entzündet sind, dann sprechen wir von einer Sinusitis. Patienten leiden unter Kopfschmerzen, Müdigkeit und dem Gefühl einer verstopften Nase, die trotzdem permanent läuft. Die Diagnose einer akuten Sinusitis wird in Deutschland häufiger als sechs Millionen Mal pro Jahr gestellt. Die akute Form der Nasennebenhöhlenentzündung kann bis zu zwölf Wochen andauern und entwickelt sich häufig aus einem vermeintlich harmlosen Schnupfen.“

Wie entsteht eine Sinusitis?
„Ganz allgemein kann man sagen, dass es im menschlichen Schädel pro Seite vier Nasennebenhöhlen gibt, die kleine Öffnungen in die Nase hinein haben. Durch sie fließt der Schleim, der in den Nebenhöhlen zu Reinigungszwecken produziert wird, in die Nase ab. Wenn diese sehr kleinen Löcher verstopfen, entsteht ein Rückstau. Die Folge: Ein Anschwellen der Schleimhaut und ein zunehmender Rückstau, der von den Flimmerhärchen nicht mehr abtransportiert werden kann. Schließlich kommt es in der Folge zur Entzündung.“

Ab wann wird die Erkrankung chronisch?
„Problematisch wird es, wenn sich die Erkältungsopfer durch den Alltag schniefen, ihren Dauerschnupfen einfach nicht loswerden. Dauern die Symptome länger als zwölf Wochen an, wird die Sinusitis als chronisch eingestuft. Ursächlich können Viren und Bakterien sein, aber auch Allergien oder Lebensmittelunverträglichkeiten können die Nasennebenhöhlen oder die Nasenschleimhäute angreifen. In einem solchen Fall, sollten neben der Behandlung der Symptome auch die Ursachen abgeklärt werden. Dazu gehört beispielsweise eine anatomische Untersuchung, um zu klären, ob die Nasennebenhöhlenausgänge zu eng sind und sich hier möglicherweise eine Operation anbietet. Dazu kann aber auch ein klassischer Allergietest gehören.“

Wie sieht die medikamentöse Therapie aus und was kann man mit „Hausmitteln“ falsch machen?
„Zunächst bietet eine konservative Medikamententherapie den Betroffenen eine Möglichkeit, um die Entzündung in den Griff zu bekommen. Dabei handelt es sich um schleimlösende Medikamente oder abschwellende Nasensprays. Dabei sollten Nasensprays nicht länger als einige Tage angewendet werden, da sie die Schleimhaut austrocknen und bei längerer Anwendung schädigen können. Sicherlich ist es hilfreich, wenn Patienten sich schonen und viel trinken. Bei leichteren Formen der chronischen Sinusitis kann ein Cortison-haltiges Nasenspray helfen. Wichtig ist: zum Arzt zu gehen, wenn die Beschwerden länger als zwei Wochen anhalten oder wenn sehr starke Schmerzen, Fieber und gegebenenfalls auch ausgeprägtes Nasenbluten hinzukommen. Ein Notfall, der sofort behandelt werden muss, liegt vor, wenn sichtbare Schwellungen im Gesicht oder Schmerzen bei den Augenbewegungen auftreten.

Wann muss operiert werden und warum?
Eine Operation kann in bestimmten Fällen helfen, das Problem dauerhaft in den Griff zu bekommen. Zunächst wird mit einem Computertomografen (CT) festgestellt, ob eine chronische Sinusitis vorliegt oder nicht. Dann kann ein Eingriff tatsächlich dauerhaft Abhilfe schaffen. Diese Art von Operation wird rund 100 000 Mal jährlich in Deutschland durchgeführt und gehört zu den häufigsten im HNO-Bereich. Die OP dauert knapp eine Stunde und wird unter Vollnarkose durchgeführt. Sie erfolgt ohne Schnitt von außen, sondern mittels Endoskop und Mikroskop komplett durch die Nasenlöcher hindurch. Das chronisch entzündete Gewebe wird entfernt und die natürliche Belüftung der Nasennebenhöhlen wieder ermöglicht. Nach diesem Routineeingriff bleiben Patienten in der Regel noch zwei Tage zur Beobachtung in der Klinik. Die große Mehrzahl der Patienten hat nach der Operation merklich weniger bis gar keine Probleme mehr mit der Nasennebenhöhlen.“

Das Klinikum Schwabing informiert am Dienstag, 22. November 2016, von 17:30 bis ca.19:30 Uhr im Hörsaal der Kinderklinik, Eingang Parzivalstraße 16, über dieses Gesundheitsthema. Warum so viele Patienten mit dieser Volkskrankheit kämpfen, wie die OP gegen Dauerschnupfen abläuft, welche Chancen und Risiken sie birgt oder auch welche medikamentösen Alternativen es gibt, erklärt Prof. Dr. med. Wolfgang Wagner, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie im Klinikum Schwabing am Informationsabend.