Jubiläumsausstellung 100 Jahre Bergwacht Bayern eröffnet

Herrmann bei Ausstellungseröffnung

100 Jahre Bergwacht – Alpines Museum des Deutschen Alpenvereins Praterinsel München vom 30.08. – 27.09.2020

Zur Feier des 100-jährigen Jubiläums der Bergwacht Bayern findet vom 30.08.2020 – 27.09.2020 eine einmalige Jubiläumsausstellung im Festsaal des Alpinen Museums des DAV auf der Praterinsel München statt. Besucherinnen und Besucher erleben auf einer Zeitreise die Entwicklung der Bergwacht von ihren Anfängen als Natur- und Sittenwacht bis hin zur professionellen Bergrettungsorganisation.

Fotos von der Eröffnung:

Einmalige Exponate in sechs Themenwelten
Um den Besucherinnen und Besuchern ein besonders interessantes und vollständiges Erlebnis zu schaffen, wird die Ausstellung in sechs zentrale Themenwelten unterteilt. In den Themenwelten erwarten die Besucherinnen und Besucher einmalige Exponate, Dokumente, Bilder, Aufzeichnungen und Videosequenzen aus der 100-jährigen Geschichte der Bergwacht.

1- Chronik_
Besondere Ereignisse aus 100 Jahren Bergwacht, näher vorgestellt in Text und Bild.
2- Umwelt und Kultur
Überblick über den besonderen Natur- und Landschaftsschutzauftrag der Bergwacht von Beginn an (Bergwacht als „Sittenwacht“) und die Rolle der Bergwacht in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland.
3- Medizin
Präsentation historischer und aktueller medizinischer Ausrüstung für den Einsatz in der Bergrettung (z.B. die Ent-wicklung von Stabilisierungsschienen vom einfachen Metallgerüst bis zur modernen Vakuumschiene).
4- Luftrettung
Rolle und Entwicklung der Luftrettung im Rahmen der bayerischen Bergrettung
Besonderes Highlight: Eine virtuelle Luftrettungs-Erfahrung, entwickelt durch den BR in Kooperation mit der Berg-wacht Bayern.
5- Technische Entwicklung
Historischer und aktueller Bergrettungsgeräte (z.B. historische Stahlseilwinde, Rettungsschlitten der Olympischen Winterspiele von 1936, Lawinensuchgeräte, Seil- und Sicherungssysteme).
6- Sondereinheiten/Organisation
Überblick über die Struktur, Sondereinheiten und Einsatzzahlen der Bergwacht Bayern. Ausblick auf künftige Herausforderungen der Bergrettung, z.B. durch Klimaveränderungen.

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DIE RETTUNG
Eine emotionale Reise zwischen Höhenrausch und Abgrund
Als ein weiteres Highlight bieten der Bayerische Rundfunk (BR) und die Bergwacht Bayern interessierten Besuchern die Gelegenheit, in einem Bergesack liegend und mit Hilfe von Virtual Reality aus Patientensicht eine Luftrettung am eigenen Leib zu erleben. Um Stauzeiten zu vermeiden, können sich Interessierte hierfür auf einer speziellen Website des BR anmelden.
Genauere Informationen gibt es hier: https://dierettung.br.de/on-site

Besondere Veranstaltungen an den Wochenenden
An den Wochenenden wird die Jubiläumsausstellung durch interaktive Veranstaltungen im Park des Alpinen Museums ergänzt. Jede Veranstaltung befasst sich im Kern mit einem bestimmten Thema rund um die Bergrettung und das sichere Verhalten im Gebirge. Die Veranstaltungen werden durchgeführt durch Einsatzkräfte der Bergwacht. Nachrichten München

Veranstaltungsüberblick (Stand 05.08.2020):

  • Sonntag, 30.08.2020: Technik / Fahrzeuge und Rettungsmaterial
  • Samstag, 05.09.2020: Sicher unterwegs / Tourenplanung, Wetter, Orientierung
  • Sonntag, 06.09.2020: Kids Day + Besuch der Lawinenhundestaffel Hochland
  • Sonntag, 13.09.2020: Lesung und Diskussion mit Michael Pause (Bergauf-Bergab) 

      11.30 -12.30 Uhr Lesung

      14.00-15.00 Uhr Podiumsdiskussion / Alpinismus im Wandel –
                                Herausforderung für die Bergrettung_

  • Samstag, 19.09.2020: Wirksam Helfen / Notfälle erkennen und Erste Hilfe am Berg leisten
  • Sonntag, 20.09.2020: Herausforderung Höhlenrettung / Aufgaben und Bergetechniken
  • Samstag, 26.09.2020: Canyoningrettung und Krisenintervention / spezielle Herausforderungen

Die Veranstaltungen finden während der Öffnungszeiten des Museums im Park statt.
Allgemeines – Öffnungszeiten – Eintritt
Die 4-wöchige Jubiläumsausstellung ist zu den normalen Öffnungszeiten des Alpinen Museums geöffnet. Samstag/Sonntag/Feiertag 11-18 Uhr, Dienstag – Freitag 13 – 18 Uhr.

Der Eintritt zur Jubiläumsausstellung ist im normalen Eintrittspreis des Museums enthalten.
Zu jeder Zeit stehen den Besucherinnen und Besuchern Bergwacht-Einsatzkräfte für Fragen zur Verfügung.
Adresse: Alpines Museum | Praterinsel 5 | 80538 München

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100 Jahre Bergwacht Bayern |1920 -2020| Ein historischer Abriss

Ihren Ursprung findet die Bergwacht Bayern nicht, wie weithin angenommen, in der professionellen Bergrettung. Vielmehr stehen zu Anfang der Schutz der heimischen Berglandschaft und der Bergsteigerkultur im Mittelpunkt.

Grund: Mit Zunahme des alpinen Tourismus in den frühen 10er und 20er Jahren wächst auch die Zerstörung der alpinen Tier- und Pflanzenwelt. Die Gründung der Bergwacht Bayern geht daher auf eine Initiative von Alpenvereinssektionen und Wander-/Bergsportvereinen zurück, die zu jener Zeit einen wahren Boom erleben und die Bedrohung der Alpenlandschaft und der Wertekultur erkennen. Am 14. Juni 1920 wird die Bergwacht Bayern als eine Art „Natur- und Sittenwacht“ ins Leben gerufen. Die Unterzeichnung der Gründungsurkunde erfolgt im Hofbräuhaus München. Als erste Bergwacht-Bereitschaften gelten München, Wolfratshausen, Bad Tölz und Mittenwald. Der Weg hin zu einer Bergrettungsorganisation wird jedoch schon früher bereitet. Bereits 1898 wird in München der „Alpine Rettungsausschuss“ gegründet. Er gilt als Startpunkt der organisierten Bergrettung in den Bayerischen Alpen. 1899 entstehen erste Rettungsstationen in Füssen, Garmisch, Weilheim, Mittenwald, Fall, Bad Tölz und Miesbach. 1904 werden unter dem Dach des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins vom Allgäu bis nach Berchtesgaden formale Alpine Rettungsstellen eingerichtet.

In den Jahren nach der formellen Gründung der Bergwacht Bayern 1920 wachsen die Alpenvereinsinitiativen des alpinen Naturschutzes und der Bergrettung mehr und mehr zusammen. So ist es nicht verwunderlich, dass zu Anfang auch die neugegründete Bergwacht Teil des Deutschen Alpenvereins ist. Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges wird, auf Befehl der amerikanischen Besatzungsmacht in Bayern, die Bergwacht in das Bayerische Rote Kreuz (BRK) integriert, in der sie auch heute noch als Sondereinheit fest verankert ist.

Im Laufe der Jahrzehnte beweist sich die Bergwacht Bayern in vielen, teils aufwändigen Rettungseinsätzen. 1957 gelingt die erste Lebendrettung aus der Eiger Nordwand (Schweiz) unter Initiative der Bergwacht Bayern mit dem Münchener Bergrettungspionier Ludwig „Wiggerl“ Gramminger an der Spitze. Erst nach sechs Tagen rettet ein internationales Expertenteam den einzigen Überlebenden einer Vierer-Seilschaft, den Italiener Claudio Corti, aus der vereisten Nordwand. Zur Bergung muss unter anderem ein 500m langes Stahlseil auf den Eiger-Gipfel getragen werden. 1965 kommt es auf dem Zugspitzblatt zu einem verheerenden Lawinenabgang. Bis zu 800 Retter aus ganz Bayern sind unter Führung der Bergwacht fünf Tage im Einsatz um verschüttete Skifahrer und Hotelgäste zu bergen. An Pfingsten 2014 wird ein erfahrener Höhlenforscher in der Riesending-Schachthöhle am Berchtesgadener Untersberg in knapp 1000 Meter Tiefe von einem Stein getroffen und erleidet ein Schädel-Hirn-Trauma. Die bis heute aufwändigste Höhlenrettungsaktion läuft an. 202 Retterinnen und Retter aus Deutschland, Österreich, Italien, Kroatien sowie der Schweiz befinden sich zum Einsatz in der Höhle. Insgesamt kommen über 700 Helfer zum Einsatz. Über eine Tonne Material, darunter knapp 20 Akkubohrmaschinen, mehrere tausend Karabiner und gut zehn Kilometer Seil werden benötigt um den Verunglückten nach elf Tagen lebend an die Oberfläche zu bringen. Das Unglück hat der Verletzte gut überstanden.

Die Bergwacht Bayern wird in ihrem Kern durch die ehrenamtliche Arbeit ihrer Mitglieder und Einsatzkräfte getragen. Die Schwerpunkte und Spezialisierungen haben sich im Laufe der Jahrzehnte dabei stark gewandelt. Neben stetigen Klimaveränderungen erhöht vor allem die Vielfalt alpiner Sportmöglichkeiten, die immer mehr Menschen in die Berge lockt, die Zahl als auch die Komplexität der Rettungseinsätze. Die Einsatzzahlen des Jahres 2018 belegen dies: 8.516 Mal muss die Bergwacht Bayern ausrücken – fast 300 Mal mehr als im Vorjahr.

Für besondere Einsätze stehen der Bergwacht heute spezielle Sondereinheiten zur Verfügung: die Lawinen- und Suchhundestaffel, die Canyoningrettung, die Höhlenrettung, das LKLD („Technikgruppe“ Lokalisation, Kommunikation, Lagebeschreibung und Dokumentation) und der Kriseninterventionsdienst. Zudem steht der Bergwacht Bayern seit 2008 in Bad Tölz eine weltweit einzigartige Trainingshalle für Luft-, Höhlen- und Wasserrettungseinsätze zur Verfügung. Neben der Bergwacht wird sie auch von zahlreichen nationalen und internationalen Spezialeinheiten, unter anderem von Feuerwehr, Polizei, Wasserrettung, THW und Militär für Ausbildungs- und Trainingszwecke genutzt.