Jugendherbergen in Bayern: Schon viel geschafft – noch viel zu tun

Klaus Umbach, Präsident des Jugendherbergswerks Bayern, begrüßt Staatsministerin Carolina Trautner zur Hauptversammlung des Landesverbands (Bild: DJH Bayern/Pupeter)

Hinter dem Landesverband Bayern im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) liegen stürmische Monate, die den Verband als unmittelbare Folge der Corona-Krise an den Rand der Insolvenz und damit seines Fortbestehens geführt haben. Die wirtschaftliche Notlage war deshalb so groß, weil Jugendherbergen als gemeinnützige Beherbergungsbetriebe nur in geringem Umfang Rücklagen bilden dürfen. Die liquiden Mittel des Landesverbands waren deshalb im Mai 2020 fast vollständig aufgebraucht.

Dank der Mittel aus dem Rettungsschirm „Corona-Programm Soziales“ konnte eine vollständige und unwiederbringliche Auflösung des Jugendherbergswerks Bayern verhindert werden. Klaus Umbach, Präsident des DJH Bayern, resümiert anlässlich der Hauptversammlung des Landesverbands an diesem Wochenende in Nürnberg: „Wir sind der Bayerischen Staatsregierung sehr dankbar, dass wir die dringend benötigten finanziellen Hilfen rechtzeitig erhalten haben und damit die akute Gefahr eines Zerfalls unseres Verbandes abgewendet wurde. Diese Unterstützung, die wir namentlich nicht zuletzt Staatsministerin Carolina Trautner verdanken, hat für uns eine weitergehende Bedeutung. Der Rettungsschirm zeigt, dass die Jugendherbergen auf politischer Ebene uneingeschränkte Wertschätzung und Unterstützung erfahren. Das ist für uns mehr als Symbolik. Darin zeigt sich die Gewissheit, dass die 58 Jugendherbergen in Bayern ein zentraler Bestandteil der Bildungsinfrastruktur und damit Teil der Zivilgesellschaft sind. Diese Erfahrung hat alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern extrem motiviert.“

Die betriebswirtschaftliche Basis der Jugendherbergen in Bayern ist weiter massiv durch die Corona-Pandemie geschwächt. Während der Sommermonate wurden jedoch Teilerfolge erzielt. So konnte der Anteil von Familien mit Kindern unter den Gästen deutlich erweitert werden. Der Landesverband betrachtet diese Entwicklung vor dem Hintergrund sozialer Isolation während des Lockdowns als wichtigen Beitrag zur Förderung von Gemeinschaft und Zusammenhalt. Umbach: „Unser Motto ‚Gemeinschaft erleben‘ wurde in den letzten Monaten neu belebt. Diese Gemeinschaft konnten wir – unter Einhaltung der notwendigen Hygieneregeln – gut umsetzen und damit Kindern, Jugendlichen und deren Eltern ein Stück Normalität zurückgeben.“

Ministerin Trautner Gast der Hauptversammlung
Die Jugendherbergen verstehen sich seit ihrer Gründung als Begegnungs- und Bildungsort für junge Menschen aus der ganzen Welt und tragen so zum Wachsen des demokratischen Gemeinwesens bei. Während ihres Besuchs der Hauptversammlung des Landesverbands in Nürnberg betonte auch die Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Carolina Trautner: „Die Angebote der Jugendherbergen sind seit Jahrzehnten ein unverzichtbarer Teil der sozialen Infrastruktur im Freistaat. Deswegen war es mir ein ganz besonderes Anliegen, das flächendeckende Netz in ganz Bayern während der Corona-Pandemie zu unterstützen und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu sichern. Denn das DJH leistet mit seinen überörtlichen Bildungs- und Begegnungsorten seit Jahren einen bedeutenden Beitrag für unsere Gesellschaft und ist für mein Haus und mich ein wichtiger Partner auf dem Gebiet der Jugendarbeit.“

Während der zweitägigen Hauptversammlung unterstrichen Präsidium und Vorstand des Landesverbands ihren Handlungswillen zur Überwindung der Folgen der Corona-Krise. So fehlt aufgrund des weiterhin geltenden Verbots von Klassenfahrten zwar eine zentrale Gästegruppe in den Häusern. Die entsprechenden Umsatzeinbußen lassen sich nicht durch andere Gästegruppen kompensieren. Dennoch arbeiten die politischen Gremien, die Mitarbeiter*innen der Landesgeschäftsstelle und die Teams in den Jugendherbergen an tragfähigen Lösungen, die sich in erster Linie am Wohl von Kindern und Jugendlichen orientieren, die in der Krise besondere Unterstützung benötigen.

Dazu hat der Landesverband u.a. ein Trägerkonzept erarbeitet, das dem Bayerischen Kultusministerium vorliegt, und das die Perspektiven für 2021 und die folgenden Jahre aufzeigt. Darin appelliert das bayerische Jugendherbergswerk an die politisch Verantwortlichen, Jugendherbergen noch stärker als bislang als bewährte und hochprofessionelle Bildungsorte wahrzunehmen, zu fordern und zu fördern.

Zudem stehen die Jugendherbergen unmittelbar zur Verfügung, um den Schulbetrieb räumlich und personell zu entzerren und damit eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Umbach: „In den Jugendherbergen gibt es Räume und Gelegenheiten für neue Modelle von Bildung in der Kooperation zwischen schulischen und außerschulischen Angeboten. Wir sind bereit, uns dieser Verantwortung zu stellen und soziales Lernen, Gemeinschaft und Weltoffenheit als gemeinsame Konzepte in die notwenigen Bildungsprozesse einfließen zu lassen. Es gibt kaum besser geeignete Orte dafür als die Jugendherbergen in Bayern. Wir müssen diese Chance im Sinne der Heranwachsenden sofort nutzen!“