Jugendtreff am Biederstein feiert Wiedereröffnung am 5. April 2019

Seit 20 Jahren präsentieren die Jugendlichen aus dem Biederstein „School’s over Jam“ am letzten Schultag auf dem Platz der Münchner Freiheit - Foto: © KJR

Der Jugendtreff am Biederstein ist eine der ältesten Freizeitstätten Münchens. Nach vier Jahren Generalsanierung erstrahlt sie nun in neuem Glanz. Am Freitag, den 5. April 2019 wird in den alten und doch ganz neuen Räumen Wiedereröffnung gefeiert. Die Jugendlichen zeigen mit Breakdance, Graffiti, K-Pop und HipHop, was sie aus dem runderneuerten Jugendtreff machen.

Nach dem Krieg eröffnete die amerikanische Besatzungsmacht in einer Bara-cke am Rand des Englischen Gartens das sogenannte „GYA-Heim“, die Abkürzung steht für „German Youth Activities“. Im Juni 1953 übernahm der Kreisju-gendring München-Stadt (KJR) die Trägerschaft und 1962 wurde das jetzige Haus in der Gohrenstraße 6 bezogen. Seither war „das Biederstein“ ein zweites Zuhause für Generationen von jungen Münchnerinnen und Münchnern.

Dieses „Zuhause“ wurde nun unter Regie von Kommunal- und Baureferat ordentlich umgeräumt. Das Haus wurde entkernt und die Hausfront um anderthalb Meter vorverlegt, so ist mehr Platz für Tanz- und Übungsräume entstanden. „Fast keine Wand steht mehr an ihrem ursprünglichen Platz“, sagt die Jugendtreff-Leiterin Patricia Herzog. „Die Räume sind neu zugeschnitten, wir können sie jetzt flexibler für mehrere Zwecke nutzen. Auch die Küche, das Treppenhaus und die Heizung ist neu, eigentlich haben wir ein ganz neues Haus.“

Herzog und ihrem Team ist dabei ein kleines Kunststück gelungen. Denn während der Bauzeit lief der Offene Treff weiter, es gab wie immer HipHop, Break-dance, K-Pop und sogar besondere Events. Als beispielsweise ab 2014 zu-nehmend junge Geflüchtete nach München kamen, boten 40 Jugendliche Hip-Hop-Workshops in der Bayernkaserne für die Neuankömmlinge unter dem Motto „HipHop4Freedom“ an. Und speziell für unbegleitete weibliche Geflüchtete gab es Tanz- und Gesangsworkshops mit dem selbsterklärenden Namen „Girlz4Girlz“.

Trotz Umbau nutzten täglich bis zu 100 Jugendliche den Saal. „Es kamen sogar fast jeden Tag neue Jugendliche hierher“, berichtet die Pädagogin Herzog, „viele fanden es reizvoll, trotz wenig Platz im Baustellen-Ambiente ihren Style zu leben“.

Das ist neu im „Biederstein“
Trotzdem trauert niemand der Baustelle nach, denn das Ergebnis der Arbeiten kann sich sehen lassen. Der Tanzsaal im Untergeschoss war bisher schon das Herzstück des Jugendtreffs, diese Herzkammer ist nun deutlich größer geworden. Die schon bisher vorhandene Graffiti-Übungswand auf der Gartenseite hat eine Beleuchtung bekommen und strahlt so in den Tanzsaal hinein.

Ganz neu sind die beiden Tanzräume mit Parkett und Spiegelwänden im Obergeschoss. Ebenso neu ist das Musikstudio für professionelle Gesangs- und Rap-Aufnahmen, in dem die Jugendlichen eigene Beats und ganze Musikstücke produzieren können.

An den PCs können sie jetzt Videotrailer professionell schneiden, davon profitieren auch die Biederstein-Tanzgruppen, die sich damit bei Contests bewerben. Ein „Office für Jugendliche“ mit innovativer Technik bietet die Möglichkeit, sich für die Schule oder das Studium fit zu machen. Viele Schülerinnen und Schüler nutzen den neuen Lernplatz jetzt schon intensiv, besonders am Abend und am Wochenende.

Im Untergeschoss ist ein neuer Bandübungsraum entstanden, mit separater Belüftungsanlage, damit die Nachbarn nicht gestört werden. Die neuen Räume eröffnen jetzt auch die Möglichkeit, Instrumente zu erlernen. Derzeit sind Schlagzeug, Gitarre und Bass geplant. „Die Jugendlichen kommen heute nicht mehr so oft in den Genuss, akustische Instrumente selbst zu spielen“, erklärt Herzog. „Auch in der Schule ist dafür kaum Platz. Sie sind aber hochmotiviert und bringen sich selbst oder gegenseitig Stücke mit YouTube-Tutorials bei.“

Natürlich wollte die Stadt mit dem Umbau nicht nur mehr Möglichkeiten für die Jugendlichen schaffen, sondern das Haus auch in Punkto Sicherheits- und Umweltstandards auf den neuesten Stand bringen.

„Das Gebäude des Jugendtreffs im Schwabinger Wohngebiet stammt bereits aus dem Jahr 1962“, sagt Edwin Grodeke, der Vertreter von Kommunalrefe-rentin Kristina Frank. „Deshalb war die Generalsanierung entsprechend um-fangreich. Neben der Erneuerung von Technik, Fenstern, Dämmung und Küche wurden zusätzlich Brandschutztüren, Fluchtbalkone, Absturzsicherungen und Akustikdecken eingebaut. Erfreulich ist, dass die Raumangebote der Freizeitstätte auf allen drei Ebenen nun die Bedürfnisse moderner Jugendarbeit erfüllen.“

Auch Detlev Langer, Hauptabteilungsleiter Hochbau im Baureferat, freut sich über das Ergebnis. „Im Zuge der Sanierung konnten wir die Jugendfreizeitstät-te an den aktuellen Stand der Technik anpassen“, erklärt er. „Ein neuer Aufzug ermöglicht nun barrierefreien Zugang zu allen Bereichen. Die Einrichtung erfüllt jetzt alle Anforderungen des Brandschutzes, zusätzliche Wärmedämmungen und der Austausch nicht ausreichend isolierter Bauteile verbessern den Wärmeschutz. Und auch die Küche im Erdgeschoss wurde komplett saniert. Der Jugendtreff am Biederstein, der schon so viele Jahre wichtige Dienste geleistet hat, ist nun fit für die Jugendarbeit der nächsten Jahrzehnte.“

Feierliche Wiedereröffnung
All diese neuen Möglichkeiten werden mit der offiziellen Wiedereröffnung am Freitag, den 5. April in der Gohrenstraße 6 gefeiert. Ab 17 Uhr begrüßen Jugendliche die Gäste mit Musik, dazu gehören auch die aktuellen K-Pop-Charts, denn das Biederstein ist ein Hotspot der koreanischen Popkultur in München.

Eingebettet in eine K-Pop-Performance der „DS8 Crew“ und eine Break-dance-Show der jüngsten B-Boys im Biederstein startet um 18 Uhr der offizielle Teil.

KJR-Vorsitzende Stefanie Lux begrüßt die Gäste, Stadtrat Wolfgang Zeiln-hofer überbringt die Glückwünsche der Stadt. Für die Kommunalreferentin Kristina Frank gratuliert ihr Vertreter Edwin Grodeke zum erneuerten Haus und in Vertretung der Baureferentin Rosemarie Hingerl Detlev Langer, der Leiter der Hauptabteilung Hochbau.

Ein traditioneller Drachentanz, aufgeführt von jugendlichen Besuchern mit vi-etnamesischen Wurzeln, soll Glück für die neuen Räume und für die neuen und alten Gemeinschaften im Jugendtreff bringen. Dann eröffnen die Jugend-treff-Besucherinnen und -Besucher die neuen Räume mit Breakdance, Graffiti und HipHop und geben Auskunft darüber, was sie an ihrem Biederstein am meisten mögen.

Ab 21.30 Uhr sorgt die Rockband „The Clouds Munich“ für Stimmung und kann zugleich ein Lied von der bewegten Geschichte des Jugendtreffs mit sei-nen einst legendären „Biedersteiner Beat- und Rock ‘n‘ Roll-Partys singen. Denn die Band gründete sich 1964 hier im Biederstein und feiert heuer ihr 55-jähriges Jubiläum. So wird die Wiedereröffnung zum Fest der Generationen. Alte Bekannte, Youngsters, Freunde des Hauses und Nachbarn sind herzlich eingeladen.

Hintergrund: Die Angebote des Jugendtreff am Biederstein
Der Jugendtreff am Biederstein ist eine Freizeitstätte des Kreisjugendring München-Stadt (KJR) für Jugendliche ab 12 Jahren in Altschwabing und Umgebung.

Nahe der Münchner Freiheit bietet das Biederstein vielfältige Freizeit- und Bil-dungsangebote. Den Schwerpunkt bilden Tanztrainings sowie Musik- und Me-dienproduktionen.
Teenies und Jugendliche können hier entspannen und Freunde treffen, daneben spielt vor allem Musik schon immer eine bedeutende Rolle. Die jugendkulturellen Genres sind K-Pop, HipHop, Breakdance und Graffiti.

Im Peer-to-Peer-Modell sind Jugendliche die Expertinnen und Experten. Sie werden zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet und unterrichten andere Jugendliche in Workshops von den ersten Schritten bis hin zu Choreographie oder Songproduktion. Unter dem Motto „Girlz4Girlz“ werden Mädchen und junge Frauen in jugendkulturellen Aktionen gefördert.

Aus informellen Lern- und Bildungsangeboten ergeben sich Aktionen, Projekte und Events. Ein Hotspot für Jugendkultur im öffentlichen Raum ist die schon traditionelle „School´s over Jam“ mit Rap, HipHop, Graffiti, K-Pop und Break-dance am letzten Schultag vor den Sommerferien auf dem Platz der Münchner Freiheit.

Hier und bei vielen anderen Gelegenheiten übernehmen Jugendliche Verant-wortung und gestalten den öffentlichen Raum durch Tanz-Flashmobs, Street-Art- und Graffitiprojekte.
Die verschiedenen Formen der Jugendkultur bieten Zugänge zu gesellschaftli-chem Engagement. Aus jugendkulturellen Aktionen entwickeln sich Projekte wie „HipHop4Freedom“ oder „Girlz4Girlz“ für Young Refugees, auch die Mitgestaltung des „Internationalen Mädchentages“ oder des Aktionstages „One Billi-on Rising“ gegen Gewalt an Mädchen und Frauen sind Beispiele dieses Engagements.