Mehr Leben retten: München Klinik schult Schüler*innen und eigene Notfall-Teams in Reanimation

Mehr Leben retten: München Klinik schult Schüler*innen und eigene Notfall-Teams in Reanimation
Foto: München Klinik

Über 70.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen plötzlichen Herzstillstand. Nur jede*r zehnte Betroffene überlebt. Denn im Herznotfall zählt jede Sekunde: Wenn nicht innerhalb von 5 Minuten mit der Herzdruckmassage begonnen wird, sinken die Überlebenschancen für Betroffene massiv – andersherum verdreifacht sich deren Überlebenschance, wenn Anwesende sofort handeln und Erste Hilfe leisten. Deshalb sollte jede und jeder in der Lage sein, im Notfall lebensrettende Sofortmaßnahmen zu ergreifen – und außerhalb sowie innerhalb des Krankenhauses richtig zu agieren. Schätzungen zufolge könnten allein hierzulande jährlich bis zu 10.000 zusätzliche Menschenleben nach akutem Herz-Kreislauf-Stillstand gerettet werden. Diese Aufklärungsbotschaft soll alljährlich die „Woche der Wiederbelebung“ (18.-24. September 2023) stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. Die München Klinik unterstützt das maßgeblich – mit Reanimationskursen für Schüler*innen und besonderen Weiterbildungskursen für das eigene Fachpersonal.

MüK-Ärzt*innen schulen Münchner Schüler*innen in Reanimation

Die Ärzt*innen der Intensivstationen in der MüK Harlaching und Bogenhausen erleben hautnah, was es bedeutet, wenn Menschen mit einem akuten Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb des Krankenhauses nicht rechtzeitig reanimiert werden – und in der Folge im Krankenhaus nicht mehr gerettet werden können. Denn die meisten Herzstillstände ereignen sich im häuslichen Umfeld. Die Betroffenen sind dann davon abhängig, dass Laien, meist der engste Umkreis, schnell und richtig reagieren und mit der Reanimation beginnen bis der Rettungsdienst eintrifft. Als spezialisierte und zertifizierte „Cardiac Arrest Center“ werden die beiden Kliniken in Harlaching und Bogenhausen präferiert vom Rettungsdienst mit reanimierten Patient*innen angefahren. Dr. Michael Findeisen ist Oberarzt der internistischen Intensivstation in der München Klinik Harlaching. Ihm und seinen Kolleg*innen ist es ein Anliegen, dass bereits Schülerinnen und Schüler das Wissen um die richtigen Wiederbelebungsmaßnahmen verinnerlichen. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie dieses Wissen im Laufe ihres Lebens einmal anwenden müssen – dann sollen sie es parat haben und sich trauen. Am wichtigsten ist es uns, zu vermitteln: Du kannst nichts falsch machen. Nur wer nicht hilft, handelt garantiert falsch“, so Dr. Findeisen. Ende September schult er gemeinsam mit weiteren Ärzt*innen und Pflegekräften aus seinem Team in einer großen Aktion alle Schüler*innen der Rudolf-Steiner-Schule in Daglfing von der siebten bis zur zwölften Jahrgangsstufe.

Spendengelder ermöglichen Ausweitung der Wiederbelebungstrainings

Über Spendengelder konnten jüngst 50 Reanimations-Puppen angeschafft werden, die für die Wiederbelebungstrainings eingesetzt werden. Auch in Bogenhausen werden die Puppen von den dortigen Anästhesiolog*innen eingesetzt, die im September anlässlich der „Woche der Wiederbelebung“ mit Schultrainings für das benachbarte Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium starten. In theoretischen und praktischen Einheiten bringen die Mediziner*innen den Schüler*innen das Wissen um das richtige Handeln bei Herzstillstand direkt vor Ort in der Klinik näher. Die neuen Wiederbelebungseinheiten sind eine Fortsetzung einer langjährig etablierten Partnerschaft zwischen Bogenhausener Schule und Klinik – die Lungenärzt*innen geben bereits seit vielen Jahren Rauchpräventionsunterricht, umgekehrt malen die Schüler*innen im Kunstunterricht Bilder für die Lungenkrebsstation.

Gesamtes Notfall-Personal macht sich fit in professioneller Reanimation

Gerade für ärztliches und pflegerisches Personal in Notaufnahmen ist es wichtig, kritisch erkrankte Patient*innen zu erkennen und das richtige Handeln im Falle eines lebensbedrohlichen Notfalls, wie zum Beispiel einem Herz-Kreislaufstillstand, zu kennen bzw. aufzufrischen. Die München Klinik bietet ihren Ärzt*innen und Pflegekräften daher Providerkurse in Basic Life Support (BLS), Advanced Cardiac Life Support (ACLS) sowie ein spezielles Training für Kindernotfälle (PALS = Pediatric Advanced Life Support) an. Im Herbst erhält das gesamte medizinische und pflegerische Personal aller vier Notfallzentren der München Klinik ein solches Training – Stichtag, bis das gesamte Personal geschult ist, ist der „World restart a heart day“ am 16.10. Die Teilnehmenden lernen u.a. unterschiedliche lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen zu unterscheiden und mittels Medikamenten oder Stromtherapie zu behandeln und vertiefen die Zusammenarbeit im innerklinischen Notfallteam. Im Anschluss erhalten die Teilnehmenden ein weltweit gültiges Zertifikat der American Heart Association (AHA). „Notaufnahmen, in denen das gesamte Personal für Wiederbelebungsmaßnahmen im Erwachsenen- und Kinderbereich zertifiziert sind, besitzen ein Alleinstellungsmerkmal. Die München Klinik geht hier beispielhaft voran, um Notfallpatient*innen aller Altersstufen die bestmögliche Versorgung zu bieten“, sagt Dr. Fritz Hagen, Facharzt in der Klinik für Akut- und Notfallmedizin der München Klinik Bogenhausen und Koordinator der Trainingsstätte in der München Klinik Akademie.

So reagiert man im Notfall richtig

„Prüfen, Rufen, Drücken“ lautet das Motto im Notfall. Prüfen, ob die bewusstlos zusammengebrochene Person noch reagiert und atmet. Unter 112 den Rettungsdienst rufen. Fest, mindestens 100-mal pro Minute in der Mitte des Brustkorbs drücken und nicht aufhören, bis Hilfe eintrifft. Trainierte Ersthelfer sollten zusätzlich die Mund-zu-Mund-Beatmung im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu zwei Beatmungen durchführen. Diese Maßnahmen verdoppeln bis verdreifachen die Chance, dass der Betroffene überlebt.