Mehr Sommerstaus in Bayern als vor Corona

Sorgten für die längsten Staus im Reisesommer 2021 auf den bayerischen Fernstraßen: Die Corona-Kontrollen auf der A8 München-Salzburg bei der Einreise nach Österreich - Foto: © BMI / Gerd PACHAUER

Die Blechlawinen sind zurück – ADAC Sommerreisebilanz für Bayern: Stauaufkommen 2021 über dem Vor-Corona-Niveau

Zuerst fegte Corona die Straßen leer, in diesem Reisesommer war es exakt umgekehrt: Die Menschen packte wieder die Reiselust. Wegen der andauernden Pandemie war jedoch der Auto- oder Wohnmobilurlaub beliebter als 2019, als die Welt noch in Ordnung war. Das machte sich auf den bayerischen Fernstraßen deutlich bemerkbar, wie aus der ADAC Sommerreisebilanz 2021 hervorgeht. Insgesamt registrierte der Automobilclub auf den Fernstraßen im Freistaat 9.714 Staus mit einer Gesamtlänge von 23.210 Kilometern. Dabei standen die Urlauber rund 6.160 Stunden oder 257 Tage im Stau. Zum Vergleich: Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 8.868 Behinderungen mit einer Länge von 21.724 Kilometern, das entspricht einem Plus von 9,5 Prozent. Vergangenes Jahr waren es gerade mal 6.445 Staus mit 12.233 Kilometern Gesamtlänge. Die größten Engpässe in Bayern gab es gleich am 1. Ferienwochenende (30.7.-1.8.): An diesen Tagen wurden 1.664 Staus mit 4.308 Kilometern registriert, in diesen Zeitraum fällt auch der staureichste Tag: am Freitag, 30. Juli waren es 614 Ereignisse mit 1.398 Kilometern Länge.

Auf Platz 2 folgt das Wochenende 13.-15. August mit 1.507 Staus auf einer Länge von 3.800 Kilometern, gefolgt vom Wochenende 6.-8. August mit 1.414 Staus und 3.354 Kilometern Länge. Besonders auffällig: Das Verkehrsaufkommen bewegte sich in diesem Jahr an allen Ferienwochenenden auf sehr hohem Niveau, während sich die Lage beispielsweise 2019 zur Mitte beziehungsweise dem Ende der Ferien etwas entspannte. „Weil die Kapazitäten an den beliebtesten Destinationen zum Ferienbeginn schnell erschöpft waren, mussten die Autourlauber verstärkt auf die Folgewochenenden ausweichen“, nennt der Verkehrsexperte des ADAC Südbayern, Alexander Kreipl, als einen der Gründe. „Der starke Reiseverkehr hatte zu Spitzenzeiten bis zu einer Stunde Wartezeit vor der Mautstelle Sterzing auf der Brennerautobahn (A22) zur Folge. In Österreich war insbesondere die Tauernautobahn (A 10) von den Auto-Kolonnen betroffen. Die Transitroute verzeichnete bei unseren Nachbarn die meisten Staus im Reisesommer 2021. Das zeigt eindrucksvoll, dass Individualurlaub mit dem eigenen Fahrzeug beliebter ist denn je“, so Kreipl.

Baustelle auf der A9 bremst Urlauber aus
Die größte Staufalle Bayerns war erneut die A9 München-Nürnberg. An der Dauerbaustelle zwischen dem Autobahndreieck Holledau und Langenbruck waren fünf der insgesamt neun längsten Stau-Ereignisse während der Sommerferien zu registrieren. Als die Autobahn mit den meisten Behinderungen löste die A8 München-Salzburg die A3 Passau-Linz ab. Sie war in den vergangenen Jahren wegen der Kontrollen aufgrund der Flüchtlings-Krise und vergangenes Jahr wegen der Corona-Kontrollen deutschlandweit am stärksten belastet. Die längste Blechlawine auf der A8 bildete sich am 31. Juli auf 32 Kilometern Länge zwischen den Anschluss-Stellen Grabenstätt und dem Grenzübergang Bad Reichenhall aufgrund der Kontrollen bei der Ausreise nach Österreich. Am gleichen Tag standen die Urlauber zwischen Holzkirchen und Achenmühle auf 27 Kilometern im Stop-and-Go-Verkehr, ebenfalls 27 Kilometer waren es am darauffolgenden Samstag, 7. August, zwischen dem Irschenberg und der Anschluss-Stelle Frasdorf.

Deutlich mehr Verkehr auch bundesweit
Deutschlandweit zählte der ADAC an den 13 Ferienwochenenden 92.079 Staus, im Vorjahr waren es 58.400 und 2019 60.100 Staus. Mehr Urlauber und auch mehr Baustellen haben zu den stark angestiegenen Zahlen beigetragen. In diesem Sommer gab es durchschnittlich 90 Baustellen mehr auf den Autobahnen (840) als im Sommer 2020 (durchschnittlich 750). Auch die Staulängen haben die Werte aus dem Vorjahr deutlich überschritten: 151.803 Kilometer Stau gab es an den 13 Reisewochenenden, im Vorjahreszeitraum waren es ebenfalls an 13 Ferienwochenenden rund 46 Prozent weniger (98.357 Kilometer). Insgesamt standen Autofahrer damit über 2.100 Tage oder 5,8 Jahre im Stau.

Das staureichste Wochenende war vom 3. September bis 5. September 2021 mit insgesamt 8.263 Staus auf 14.267 Kilometern. In vier Bundesländern waren zu diesem Zeitpunkt noch Ferien. In Sachsen, Thüringen war es das letzte Ferienwochenende, in Bayern und Baden-Württemberg das vorletzte Wochenende. Das schöne Spätsommer-Wetter sorgte zusätzlich für viele Tagesausflügler.

Der staureichste Tag über die ganze Ferienzeit war, wie schon in den Jahren zuvor, der Freitag. An Samstagen und Sonntagen gab es insgesamt rund 24.700 Staus, an den Ferienfreitagen waren es mit knapp 42.600 Staus rund 72 Prozent mehr. Auch der Tag mit den insgesamt meisten Staus war ein Freitag. Am 28. August zählte der ADAC 3.646 Staus. Die stauträchtigste Autobahn war die A7 mit 7.792 Staus auf knapp 23.000 Kilometern. Danach folgten die A1 (6.831/15.121 km) und die A3 (6.470/17.086 km).

Die Zahl der Staus, ihre Längen und die Dauer berechnet der ADAC aus Positions- und Geschwindigkeitsinformationen, die ihm direkt aus den Fahrzeugen über Online-Navigationsgeräte und Smartphone-Apps mit der Funktion „Staudaten übertragen“ ständig anonymisiert und automatisiert übertragen werden. Aus diesen Live-Daten ergibt sich – bezogen aufs Autobahnnetz – die Verkehrslage in Deutschland.