Milchpreis: Bauern fordern Milchmenge runter – keine Einlagerung von Milchpulver

Milchpyramide aus über 300 Säcken Milchpulver: Gegen die Einlagerung & FÜR die EU-weite Reduzierung von Milchüberschüssen

Die Marktlage spitzt sich wöchentlich zu, die Prognosen von Marktexperten und auch die Börsenmilchwerte lassen eine weitere Verschlechterung der Milchmarktsituation für die kommenden Monate erwarten. Die EU-Kommission reagiert auf Druck der Milchindustrie und der Bundesregierung mit der Öffnung der Privaten Lagerhaltung, gleichzeitig setzt die Bundesregierung nach wie vor Vertrauen in die Selbstheilungskräfte der Märkte durch Molkerei(Insel-) lösungen.

Gegen derart unzureichende Krisenmaßnahmen in einer globalen Krise protestieren die Milchviehhalter des BDM mit dem Aufbau einer über 2 m hohen Milchpyramide aus über 300 Milchpulversäcken. Sie fordern stattdessen eine zeitlich befristete, verbindliche EU-weite Reduzierung der Milchüberschüsse, um schnell und wirksam massive Wertschöpfungsverluste für die Milchviehhalter verhindern zu können. Für die Umsetzung einer derartigen Maßnahme müssen schnellstmöglich die juristischen Voraussetzungen geschaffen werden.

Mit der Einlagerung von Milchpulver, Butter und Käse werden die Probleme für die Milchviehhalter nicht gelöst, sondern allenfalls nach hinten verlagert. Auf Druck der milchverarbeitenden Industrie hin hat die EU-Kommission seit dem 1. Mai die Private Lagerhaltung eröffnet, d.h. sie bezuschusst mit rund 30 Mio. Euro die Einlagerung von Magermilchpulver, Butter und Käse bei den Milchverarbeitern.

„Für den Ausgleich von saisonalen, kurzfristigen Schwankungen der Milchanlieferung ist die Private Lagerhaltung ein durchaus sinnvolles Instrument, aber doch nicht als tragfähige und wirksame Maßnahme gegen eine globale Marktkrise“, kritisiert BDM-Vorsitzender Stefan Mann. „Eine Einlagerung von Milch in größerem Umfang löst die Probleme der Milchviehhalter nicht, sondern verlagert die Wertschöpfungsverluste weiter auch in die Zeit einer einsetzenden Markterholung.“

Das finanzielle Risiko einer Milchmarktkrise haben die Milchbauern praktisch allein zu tragen. Das hat sich in allen vergangenen Milchmarktkrisen gezeigt und wurde auch vom Bundeskartellamt so festgestellt und kritisiert.

„Wir Milchviehhalter haben daher das größte Interesse daran, nicht nachgefragte Mengen erst gar nicht zu produzieren bzw. die bereits bestehenden Milchüberschüsse zu reduzieren, um einen Preisabsturz zu verhindern“, erklärt Stefan Mann. „Bei ganz vielen Milchviehhaltern und ihren Organisationen stößt das auf breite Zustimmung. Die Molkereien und Vertreter der
Ernährungsindustrie wie auch die Spitze des Deutschen Bauernverbands, die sich traditionell an die Seite der Molkereiindustrie stellt, wollen das nicht: Mit finanzieller Unterstützung Milch einzulagern, sichert der Industrie günstigen Rohstoff auch über die Krise hinaus und lastet vorhandene Lagerhallen staatlich gefördert aus.“

„Für uns ist das ein absolutes Unding. Wir baden die Schäden einer Milchkrise finanziell voll aus und doch gibt man bei der Entscheidung für notwendige Krisenmaßnahmen nicht den Instrumenten den Vorrang, die Schaden von uns Milchviehhaltern abwenden könnten. Zum Einsatz kommen Maßnahmen, von denen die Molkerei- und Ernährungsindustrie am meisten profitiert“, so Stefan Mann weiter.

„Ein Vorgehen, das auf die moralische Verantwortung des Einzelnen oder freiwillige
Branchenlösungen setzt, ist nicht schnell und wirksam genug. Schnelligkeit und Marktwirksamkeit aber müssen die oberste Prämisse des Handelns in dieser unverhofft und massiv eintretenden Marktverschärfung sein. Wir brauchen außerdem ganz klar ein europäisches Vorgehen, um den globalen Milchmarkt zu entlasten – da sind wir uns mit dem European Milk Board EMB und seinen Mitglieds-Erzeugerverbänden einig. Deshalb haben wir am gemeinsamen Aktionstag am 7. Mai teilgenommen, auch wenn wir mit der Forderung nach einer verbindlichen Mengenreduzierung über die Forderung des EMB hinausgehen“, betont Stefan Mann. „Jede Woche, die vergeht, ohne dass die EU-Milchmengen an die veränderte Nachfragesituation angepasst werden, kostet die Milchviehhalter Geld. Milchgeld, das schon jetzt nicht ausreicht, um alle Kosten zu decken.“