München Marathon 2021: Eine Frau für lange Strecken

München Marathon 2021: Eine Frau für lange Strecken
© News | 06.10.2021 MÜNCHEN MARATHON 10.10.2021 Eine Frau für lange Strecken Martina Seidl ist Pflegefachkraft am LMU Klinikum, Diabetikerin und läuft zum ersten Mal beim München Marathon die komplette Distanz Ausdauer und mentale Stärke braucht Martina Seidl in allen Lebenslagen: Die 34-Jährige ist seit 17 Jahren Pflegefachkraft für Intensiv- und Anaesthesiepflege am LMU Klinikum, zuerst auf der Erwachsenen-Intensivstation, jetzt seit kurzem auf der Kinder-Intensivstation G9b. Unkomplizierte Fälle gibt es dort nicht, oft geht es um Leben und Tod. Zuhause wartet auch kein Entspannungsprogramm, ihr Ehemann sowie die Söhne Michael, 5, und Sebastian, 7, möchten Zeit mit ihr verbringen. Die Münchnerin hat Typ-1-Diabetes und trainiert neben Beruf und Familie auch noch für den München Marathon, der am 10. Oktober stattfinden wird. Martina Seidl mit ihrem Mischling Campino beim Training LMU Klinikum / Michael Woelke

Martina Seidl ist Pflegefachkraft am LMU Klinikum, Diabetikerin und läuft zum ersten Mal beim München Marathon die komplette Distanz

Ausdauer und mentale Stärke braucht Martina Seidl in allen Lebenslagen: Die 34-Jährige ist seit 17 Jahren Pflegefachkraft für Intensiv- und Anaesthesiepflege am LMU Klinikum, zuerst auf der Erwachsenen-Intensivstation, jetzt seit kurzem auf der Kinder-Intensivstation G9b. Unkomplizierte Fälle gibt es dort nicht, oft geht es um Leben und Tod. Zuhause wartet auch kein Entspannungsprogramm, ihr Ehemann sowie die Söhne Michael, 5, und Sebastian, 7, möchten Zeit mit ihr verbringen. Die Münchnerin hat Typ-1-Diabetes und trainiert neben Beruf und Familie auch noch für den München Marathon, der am 10. Oktober stattfinden wird.

„Ich laufe gerne vormittags. Wir wohnen außerhalb von München, umgeben von sehr viel Wald, da habe ich ideale Laufstrecken“, erzählt Martina Seidl. In einer guten Woche schafft sie 60 bis 70 Trainingskilometer, die komplette Marathon-Distanz von 42, 195 Kilometern läuft sie an ihrem großen Tag in München zum ersten Mal. Seit Anfang des Jahres bereitet sich die passionierte Läuferin auf das Langstrecken-Projekt vor. Immer an ihrer Seite: Mischling Campino, der (fast) so fit wie seine Besitzerin ist.

Martina Seidl kann allerdings nicht – wie viele andere Jogger – einfach loslaufen. Die Krankenschwester entwickelte bei ihrer ersten Schwangerschaft eine Diabetes-Erkrankung, die auch nach der Entbindung nicht verschwand. Für die Energieversorgung der Organe und Muskeln ist Zucker (Glukose) wichtig. Die Muskulatur kann die Glukose im Blut aber nur nutzen, wenn das Hormon Insulin als eine Art Schlüssel vorhanden ist. Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes – wie Martina Seidl – wird Insulin nicht mehr genügend gebildet, in den Muskelzellen herrscht Energiemangel, jede Bewegung wird mühsam. Wichtig ist, dass sie weder in Unterzucker gerät, bei dem Denken und Handeln extrem langsam werden, aber auch nicht in den Überzucker, wobei dann keine Energie in den Muskelzellen ankommt. Deswegen kontrolliert sie ihren Blutzucker akribisch und spritzt mehrmals am Tag Insulin. „Vor dem Laufen achte ich darauf, dass mein Blutzucker nicht zu niedrig ist“, so Seidl. „Meine Insulinpumpe entferne ich für die Dauer des Trainings.“

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Für die lange Marathon-Strecke hat Martina Seidl ihren eigenen Proviant in Form von Traubenzucker-Tabletten und Saft dabei, die normale Versorgung an den Ständen mit Bananen und Wasser allein reicht für sie als Diabetikerin nicht.

Ihr Ziel: „Ich möchte unter 4,5 Stunden bleiben.“ Sie verbindet den Lauf mit einem guten Zweck: Sie rief auf ihrer Station und in ihrem Freundeskreis zu Spenden auf. Die Summe geht an die „Elterninitiative krebskranker Kinder“ in München.

Ihre Gefühle wenige Tage vor dem Start? „Ich bin sehr aufgeregt, aber das legt sich sicher nach dem Start!“