Münchner Rathaus in Kinderhand

Münchner Rathaus in Kinderhand
Stadtplanung im Stadtmuseum Foto: © Tom Reger

Mini-München: Kinder bespielen an 40 Orten in München ihre eigene Stadt

Seit Montag regieren im historischen Münchner Rathaus am Marienplatz Kinder. Sie lenken als Stadträte und Bürgermeister*innen die Geschicke der Spielstadt Mini-München, der Stadt der Kinder und Jugendlichen, die alle zwei Jahre in den Sommerferien ihre Tore öffnet. Dass die Machtzentren der großen und kleinen Stadt in diesem Jahr zusammenfallen, ist eine Reaktion auf die Corona-Pandemie: Mit „Mini-München findet STADT“ hat sich die Spielstadt neu erfunden und ist, aufgeteilt in vier (Spiel-)Stadtteile, dezentral an 40 Orten mit 100 Bereichen in München zu finden. So sind etwa die Zeitungsredaktion und eine Bootswerft in Pasing angesiedelt, während die Hochschule Mini-Münchens in Freimann ihre Abschlüsse verteilt. Der Gasteig beheimatet den Fernsehsender MüTivi, radioMikro Mini-München, die Bibliothek und den Verlag Piratenpresse. Derweil lässt das „Amt für den Bau merkwürdiger und außergewöhnlicher Reisemobile“ auf dem Olympiasee eine fahrende tropische Insel bauen. Im Ostpark befördert das Taxiunternehmen die Bürger*innen zum Architekturbüro im Neubaugebiet. Mitunter verschwimmen die Grenzen zwischen der großen und der kleinen Stadt: Gestern warf ein Kurier des im Münchner Stadtmuseum ansässigen „Ministeriums der Dinge“ seine Post kurzerhand in den öffentlichen Briefkasten am Rathauseingang. Erfreulicherweise hat die Deutsche Post die Briefe ordnungsgemäß zurück gesandt, kostenfrei.

In Mini-München lernen Kinder und Jugendliche spielerisch die Strukturen, Kreisläufe und Sinnzusammenhänge einer Stadt kennen und entwickeln ein Stadtleben nach ihren eigenen Vorstellungen. Die gewachsene Distanz zwischen den 100 Betrieben und Institutionen wird mit einem Warenlieferdienst, einem modernen Telefonnetz und der neuen Plattform mini-muenchen.online überbrückt, die ehemalige Mini-Münchner Jugendliche für die Spielstadt entwickelt haben. So ist die Spielstadt bestens vernetzt – dennoch diskutieren die Bürgerversammlungen einzelner Stadtteile bereits Unabhängigkeitserklärungen, um von den Entscheidungen und Steuerforderungen des zentralen Stadtrats befreit zu sein…

Der Start in die besondere Spielstadt ist geglückt: Über 4000 Kinder haben in der ersten Woche mitgespielt. Noch die nächsten zwei Wochen ist die Stadt der Kinder montags bis freitags von 10:00 bis 17:00 geöffnet. Das Mitspielen ist kostenlos und die Plätze werden über die tägliche Ausgabe von Mitspielbändchen geregelt, jeweils um 9:30 und 13:30. Der Spieleinstieg lohnt auch am Nachmittag!

„Mini-München findet STADT“ ist ein einzigartiges Kapitel in der Erfolgsgeschichte Mini-Münchens, die 1979 im UN-Jahr des Kindes begann. Die Stadt München und viele weitere Kooperationspartner*innen und Unterstützer*innen machen das Programm seither möglich. „Die Spielstadt Mini-München feiert dieses Jahr 40-jähriges Jubiläum und ist damit genauso alt wie ich“ sagt Bürgermeisterin Verena Dietl, die als Kind selbst begeisterte Mini-Münchnerin war. „Und noch immer erleben Kinder spielerisch, wie die Welt der Großen im Inneren zusammenhängt. Ich bin sehr stolz auf unsere Stadt, dass sie es in so kurzer Zeit möglich gemacht hat, 40 Spielorte für Mini-München zu finden.“

Rund um die Welt gibt es heute hunderte Spielstädte nach dem Vorbild Mini-Münchens. Vertiefende Einblicke zu dem besonderen Projekt und seinem Konzept bietet das zum 40jährigen Jubiläum im kopaed-Verlag erschienene Buch „DIE SPIELSTADT. Perspektiven auf ein pädagogisches Phänomen“. Der vom Veranstalter Kultur & Spielraum e.V. herausgegebene Band versammelt fachliche Reflexionen und fotografische Impressionen aus vier Jahrzehnten Spielstadtgeschichte.