MVG und Partner im Projekt MINGA entwickeln automatisierte Fahrzeuge für den öffentlichen Personennahverkehr

MVG und Partner im Projekt MINGA entwickeln automatisierte Fahrzeuge für den öffentlichen Personennahverkehr
Foto: © MVG

Gemeinsam haben sich die Partner des Förderprojekts MINGA das Ziel gesetzt, den öffentlichen Personennahverkehr weiterzuentwickeln (siehe separate Meldung des Mobilitätsreferats vom 24.05.2023). In der Projektlaufzeit von 34 Monaten bis Ende 2025 liegt der Fokus auf der Automatisierung von On-Demand-Fahrzeugen und Bussen.

Das Forschungsvorhaben wird im Rahmen der Förderrichtlinie „Autonomes und vernetztes Fahren in öffentlichen Verkehren“ durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit rund 13 Millionen Euro gefördert.

Ingo Wortmann, SWM Geschäftsführer Mobilität und MVG-Chef: „Wir sind stolz darauf, die Automatisierung des öffentlichen Nahverkehrs als Partner im Projekt MINGA vorantreiben und Maßstäbe für die Branche setzen zu können. Damit machen wir den ÖPNV für unsere Fahrgäste attraktiver, und schaffen die Grundlage für eine weitere Automatisierung und für flexible neue Angebote. Unsere Aktivitäten für MINGA sind damit auch ein wesentlicher Baustein für unsere Unternehmensstrategie, mit der wir den öffentlichen Verkehr in München zukunftsfähig aufstellen werden. Wir können so ein On-Demand-Angebot errichten, das U-Bahn, Bus und Tram bestmöglich ergänzt. Die MVG ist darauf vorbereitet – wir haben dafür in unserer neuen Leitstelle bereits entsprechende Arbeitsplätze integriert. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist ein mittelfristiger Ersatz für unsere kapazitätsstarken, dieselbetriebenen Buszüge, die in dieser Form nur schwer zu elektrifizieren sind, um unsere Busflotte bis 2035 komplett elektrisch betreiben zu können. Das ist mit zwei virtuell verbundenen Solobussen, den sogenannten Bus-Platoons möglich. Ein drittes wichtiges Teilprojekt umfasst einen automatisierten Solobus, der perspektivisch fahrerlos verkehren kann. MINGA ist für uns insgesamt ein weiterer wichtiger Schritt in den öffentlichen Verkehr der Zukunft.“

Die Stadtwerke München (SWM) mit der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) sind ein starker Partner im Projekt und federführend bei der Einrichtung eines autonomen On-Demand-Ridepooling-Dienstes und des Linienbetriebs von zwei automatisierten Bussystemen. Für eine ganzheitliche Untersuchung von der Planung über die Genehmigung und den Aufbau bis hin zur Umsetzung arbeiten Teams aus Forschung und Entwicklung, Kommune und Betreiberunternehmen zusammen. Das Betriebsgebiet, in dem die Fahrzeuge erprobt werden, soll verschiedene verkehrliche Herausforderungen bieten und gut an einen Betriebshof angebunden sein. Bis 2024 ist die Vorbereitung mit dem technischen Aufbau und der Klärung regulatorischer Aspekte für den Betrieb dieser autonomen Dienste vorgesehen. Der Probebetrieb startet im Laufe des Jahres 2025. Bis zum Ende der Projektlaufzeit ist die Zulassung für den Fahrgasteinsatz angestrebt.

Automatisierter On-Demand-Verkehr
Gemeinsam mit dem Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München und der DB-Tochter ioki, die Softwarelösungen für den öffentlichen Nahverkehr anbietet, bauen SWM und MVG ein Ridepoolingsystem mit drei bis fünf automatisierten Fahrzeugen im On-Demand-Betrieb auf. Die Beschaffung der Fahrzeuge für den automatisierten On-Demand-Betrieb im Mischverkehr wird im Projekt öffentlich ausgeschrieben.

Dr. Michael Barillère-Scholz, Mitgründer und Geschäftsführer des DB-Technologieunternehmens ioki: „Autonomes Ridepooling ist eines der Schlüsselkonzepte auf dem Weg in einen bedarfsorientierten und damit attraktiven ÖPNV. Wir werden im MINGA-Projekt unsere Erfahrungen im Routing- und Pooling im Nahverkehr sowie unsere ioki Plattform einbringen und in enger Zusammenarbeit mit den Partnern weiterausbauen. Die Erkenntnisse aus dem Projekt können einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, den ÖPNV in Deutschland nachhaltig zu beeinflussen.“ 

Die Vorbereitung des Fahrbetriebs ist in mehreren Phasen vorgesehen. Zunächst findet ein Probebetrieb ohne Fahrgäste mit Sicherheitsfahrern statt und in der Endphase sind Testfahrten mit Fahrgästen unter technischer Aufsicht in Abstimmung mit den Genehmigungsbehörden geplant. 

Die Untersuchung soll neben der technischen Umsetzung auch Daten zu Fahrleistung und Wartung liefern, um Prozesse optimieren zu können. Außerdem entstehen konkrete Vorschläge zur Ausgestaltung der Technischen Aufsicht von autonomen Fahrzeugen im Personennahverkehr. In diesem Zusammenhang soll auch ein Leitfaden für die Branche erarbeitet werden.

Automatisierte Busse im Linienbetrieb
Außerdem testen die SWM gemeinsam mit Forscherinnen und Forschern der Universität Stuttgart, vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem FZI Forschungszentrum Informatik sowie dem Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München verschiedene Systeme für den Linienbetrieb mit automatisierten Bussen. Dabei werden auch mit Blick auf mobilitätseingeschränkte Personen barrierefreie Angebote erarbeitet.

Für die Automatisierung eines Solobusses wird gemeinsam mit dem Hersteller MAN Truck & Bus ein 12 Meter langer Elektrobus mit einem Self Driving System (SDS) ausgestattet (siehe Meldung von MAN vom 17.05.2023). Im Fokus steht die Sicherstellung eines ordnungsgemäßen und verkehrssicheren Linienbetriebs in Abstimmung mit den Genehmigungsbehörden.

Barbaros Oktay, Head of Bus bei MAN Truck & Bus: „Nachhaltigkeit ist ein zentraler Bestandteil der MAN-Unternehmensstrategie. Darum stellen wir einerseits unsere Produkte konsequent auf elektrische Antriebe um. Andererseits treiben wir die Automatisierung und Digitalisierung voran. Das Projekt MINGA ist für uns ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Mobilitätswende.“

Für die Entwicklung von zwei Bus-Platoons ist der Hersteller Ebusco Partner im Projekt. Dabei wird ein Verband von zwei mit einer virtuellen Deichsel verbundenen Busse gebildet. Der hintere Bus folgt dabei dem ersten Fahrzeug automatisch. Damit können kapazitätsstarke Einheiten im Busverkehr angeboten werden, die dann auch die dieselbetriebenen Buszüge ersetzen können.

Wolfgang Hackauf, Sales Director Germany bei Ebusco: „Vor zehn Jahren mit der festen Überzeugung gegründet, dass dem elektrischen Verkehr die Zukunft gehört, liegt Innovation in unserer DNA. Bereits vor Jahren haben wir unsere ersten Elektrobusse an die SWM ausgeliefert, die heute noch in der Stadt München unterwegs sind. Wir sind stolz darauf, nun im Rahmen des MINGA-Projekts gemeinsam den nächsten Sprung in die Zukunft des elektrischen Fahrens zu wagen. Wir glauben, dass Platooning ein weiterer Schritt in Richtung Flexibilität, Effizienz und Kostenminimierung sein wird, und freuen uns darauf, diese ‚Buszüge‘ mit unserem innovativen und leichten Ebusco 3.0 auf den deutschen Straßen weiter zu testen.“

Partnerschaft in den übrigen Arbeitspaketen
SWM und MVG arbeiten bei allen sechs Arbeitspaketen aktiv im Projekt mit. Im Rahmen der vier Arbeitspakete, bei denen sie nicht die Federführung haben, beteiligen sich SWM und MVG unter anderem auch an der Integration des On-Demand-Angebots zur Anzeige in Auskunftsmedien der MVG, der Bevorrechtigung von automatisierten Bussen im Straßenverkehr, der Evaluierung der Akzeptanz autonomer Fahrangebote und der Skalierung automatisierter ÖPNV-Systeme.

Weitere Informationen zu MINGA

Weitere Informationen zu den Arbeitspaketen der SWM und MVG sowie zum Gesamtprojekt MINGA gibt es auf den Sonderseiten mvg.de/minga beziehungsweise muenchenunterwegs.de/minga.