
Über 1.000 Menschen ohne Krankenversicherung
Auf Basis durchgeführter Behandlungen wird die Zahl an Menschen ohne Krankenversicherung in München von sozialen Hilfsorganisationen auf über 1.000 Betroffene geschätzt. Arbeitssuchende EU-Bürger*innen ohne Anspruch auf Sozialleistungen sind dabei die größte Gruppe. Doch auch Deutsche Staatsbürger*innen und Menschen aus Drittstaaten – oft mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus – sind betroffen.
Clearingstelle vermittelt Zugang zum Gesundheitssystem
Viele, so ihre Einschätzung, könnten einen Krankenversicherungsschutz oder anderweitige Leistungsansprüche geltend machen. Doch komplexe Rechtskonstellationen und die fehlende Kenntnis über das Gesundheitssystem in Deutschland stehen dem oft im Weg. Die Condrobs Clearingstelle in der Konradstraße setzt sich zum Ziel, für jeden Menschen ohne Krankenversicherung eine Lösung zu finden. Das geschieht mit einer Kombination aus Beratung, Vermittlung, Vernetzung mit Behörden in Deutschland und in Herkunftsländern und Gesprächen mit behandelnden Ärzt*innen. Geplant ist auch, aufsuchend tätig zu sein und in Kooperation mit den Anlaufstellen für die Behandlung von Menschen ohne Krankenversicherungsschutz nach Bedarf feste Beratungszeiten in deren Behandlungszentren anzubieten.
Gesundheitsfond sichert Versorgung
Auch Menschen, die nicht ins Krankenversicherungssystem integriert werden können, sind nicht von medizinischer Versorgung ausgeschlossen. Ein Gesundheitsfonds der Landeshauptstadt München über jährlich € 500.000,– schafft in solchen Fällen Abhilfe. Zugang zum Gesundheitsfond haben Deutsche Staatsbürger*innen, EU-Bürger*innen und Menschen mit geklärtem und ungeklärtem Aufenthaltsstatus aus Drittstaaten. Voraussetzungen dafür, dass eine Behandlung über den Gesundheitsfond bezahlt wird, sind neben der Anbindung an die Clearingstelle, dass die Notwendigkeit der Behandlung medizinisch festgestellt wurde und keine alternativen Finanzierungsmöglichkeiten bestehen.
Testphase auf drei Jahre
Zunächst ist das Projekt auf drei Jahre befristet, danach wird das Hilfsangebot evaluiert. „Besonders in der Zeit von Corona werden sich vermehrt Menschen an uns wenden,“, berichtet Einrichtungsleiter Robert Limmer: „Anhand anderer Clearingstellen in Deutschland sehen wir aber, dass es uns nicht nur in der Krise braucht. Wir freuen uns, dass wir Menschen nun diese absolut notwendigen Lösungen anbieten können!“