Neue Therapie – einmalig in München: Schluckstörungen schonend behandeln

Symbolbild

München, 26. Monat 2017. Achalasie-Patienten haben eine seltene chronische Erkrankung, bei der Nahrung aufgrund eines unzureichend öffnenden Schließmuskels am unteren Ende der Speiseröhre nicht reibungslos in den Magen transportiert wird.

Symptome

Betroffene leiden unter schmerzhaften Schluckbeschwerden und dem Gefühl, dass die Nahrung in der Speiseröhre steckenbleibt. Es kann zu anfallsartigen Krämpfen der Speiseröhrenmuskeln kommen, die versuchen die Nahrung mittels verstärkter Aktivität weiterzubefördern. Patienten, die lange unter einer nicht erkannten Achalasie leiden, verlieren Gewicht, zeigen Mangelerscheinungen, haben Probleme mit Hustenattacken und besitzen ein erhöhtes Risiko, an einem Tumor in der unteren Speiseröhre zu erkranken. Viele Patienten ziehen sich aus ihrem sozialen Alltag zurück, weil gemeinsames Essen fast nicht mehr möglich ist. Da Achalasie-Patienten oftmals eine Odyssee hinter sich haben, um die Ursache für ihre Beschwerden zu finden, ist eine zielgerichtete Diagnostik bei einem Verdacht auf Achalasie besonders wichtig.

Bisherige Behandlung

Zur Behandlung gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten: Bisheriger Standard war die wiederholte endoskopische Aufdehnung des verengten Schließmuskels mit einem Ballon. Ein Eingriff, der im Rahmen einer Magenspiegelung durchgeführt wird. Teilweise wird eine Achalasie auch durch einen minimal-invasiven Eingriff operativ therapiert, mit erhöhtem Verletzungsrisiko für die empfindliche Speiseröhrenschleimhaut.

Neue Methode

Das Städtische Klinikum München Bogenhausen setzt als erste Klinik in München seit Jahresbeginn die innovative „perorale endoskopische Myotomie“, kurz POEM ein. Hierbei sind keine Schnitte von außen erforderlich und den Patienten bleiben Schmerzen und Narben erspart. Wie bei einer Magenspiegelung wird ein schlauchförmiges Gastroskop durch den Mund in die Speiseröhre eingeführt. Eine Kamera an der Spitze des Gastroskops liefert hochauflösende Bilder auf einen Monitor, die dem Arzt die präzise Steuerung des Eingriffs ermöglichen. Mit einem speziell geformten elektrischen Schneidekatheter, der durch den Arbeitskanal des Endoskops eingeführt wird, öffnet der Arzt auf mittlerer Höhe der Speiseröhre die Schleimhaut und präpariert sorgfältig einen Tunnel zwischen Schleimhaut und Außenwand des Organs. Hierdurch führt er das Instrument bis zur verkrampften Muskulatur des Mageneingangs und der unteren Speiseröhre. Diese wird auf sieben bis zehn cm Länge präzise in Längsrichtung aufgespalten. Anschließend wird der Zugang in den Schleimhauttunnel durch winzige Titanclips wieder verschlossen.

Mit diesem Verfahren wird das Zusammenkrampfen des Schließmuskels dauerhaftbehoben, schmerzfreies Schlucken ist wieder möglich – ein klarer Vorteil gegenüber der Ballondehnung, die bisher als Standard galt, jedoch meist in regelmäßigen Abständen wiederholt werden musste.

Die perorale endoskopische Myotomie gilt als aktuell technisch anspruchsvollstes Verfahren der gastroenterologischen Endoskopie. Prof. Dr. Thomas Rösch vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gilt als Pionier dieser Therapie-Methode in ganz Europa und hat das Ärzte- und Pflegeteam der Endoskopie im Klinikum Bogenhausen in dieser neuen Technik insgesamt sechs Monate geschult, die ersten Eingriffe persönlich angeleitet und berät die Bogenhausener Gastroenterologen auch künftig, um die Technik weiterentwickeln zu können.