Organisierter Callcenterbetrug- sogenannter Schockanruf

Symbolbild

Am Freitag, 16.09.2022, zwischen 14:00 Uhr und 14:50 Uhr, erhielt eine über 80-Jährige mit Wohnsitz in München einen Anruf in englischer Sprache. Der männliche Anrufer gab vor, von der Polizei in Los Angeles/USA zu sein. Die Tochter der Rentnerin hätte einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht und müsse jetzt eine Kaution in Höhe von 300.000 US-Dollar hinterlegen.

Die Gesprächsführung seitens der unbekannten Täter wechselte sodann auf eine unbekannte Täterin und die über 80-Jährige glaubte tatsächlich mit ihrer Tochter zu sprechen, welche den Sachverhalt und das Erfordernis der Kautionsstellung bestätigte. Tatsächlich lebt die Tochter der über 80-Jährigen in den USA, so dass die ältere Dame zwar Zweifel hatte, insgesamt aber von einer tatsächlichen Notlage ihrer Tochter ausging.

Als erneut die Gesprächsführung wechselte, erklärte ihr ein vermeintlicher Staatsanwalt die Dringlichkeit der Bereitstellung der Geldsumme und dass die Kaution an ihrer Wohnanschrift abgeholt würde.

Etwa eine Stunde nach dem ersten telefonischen Kontakt übergab die über 80-Jährige vor ihrem Wohnanwesen Bargeld und Schmuck im Gesamtwert von mehr als Hunderttausend Euro an einen unbekannten Abholer.

Kurz darauf konnte sie ihre Tochter in den USA telefonisch erreichen und der Betrug wurde hierbei bekannt. Mit zeitlichem Verzug brachte die über 80-Jährige den Betrugsfall bei einer Polizeiinspektion zur Anzeige.

Die weiteren Ermittlungen, vor allem auf welche Art und Weise, die Täter Kenntnisse zu den persönlichen Verhältnissen erlangen konnten, um diese zur Täuschung einzusetzen, werden durch die AG Phänomene des Polizeipräsidiums München geführt.

Den Abholer beschrieb die Rentnerin wie folgt:
Männlich, 35-40 Jahre alt, 175 cm groß, dünn, helle blasse Haut, blonde kurze Haare, keine Handschuhe, hat kein Wort gesprochen; war bekleidet mit einem dunkelblauen Oberteil, ähnlich einer Strickjacke mit gelblichem Schriftzug „Polizei“ am Oberteil.

Zeugenaufruf:
Wer hat im angegebenen Zeitraum im Bereich des Galileiplatzes, der Scheinerstraße und der Laplacestraße (Bogenhausen) Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit diesem Vorfall stehen könnten?
Personen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich mit dem Polizeipräsidium München, Kriminalfachdezernat 3 -AG Phänomene- Tel. 089/2910-0, oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.

Hinweis Ihrer Münchner Polizei:
Falsche Polizei- oder Kriminalbeamte und auch andere angebliche Amtspersonen (z. B. Richter, Staatsanwalt, etc.) verwenden häufig den Trick, dass ein Familienmitglied bzw. ein Angehöriger einen schweren Unfall verursacht hat und nun zur Abwendung einer Haft oder sonstigen Festhaltung eine entsprechende Kaution fällig sei.

Vergewissern Sie sich bitte durch einen selbstständigen Anruf beim Polizeinotruf 110, ob es sich tatsächlich um einen echten Anruf handeln könnte. Wenn Sie den Polizeinotruf 110 anrufen, vergewissern Sie sich bitte, dass ein vorheriger Anruf auch definitiv beendet wurde, indem der Hörer aufgelegt oder eine entsprechende Taste eines Mobiltelefons gedrückt wurde.

Dieser Hinweis gilt außerdem für Betrugsmaschen ähnlicher Art. Wenn Sie Anrufe von vermeintlichen Personen anderer Behörden erhalten, vergewissern Sie sich über einen unabhängigen Anruf bei dieser Behörde oder beim Polizeinotruf 110, ob der Anrufer tatsächlich in deren Auftrag bei Ihnen angerufen hat.