Personenunfall am Südbahnhof

Personenunfall am Südbahnhof
Foto: Bundespolizei

Ein offener Schnürsenkel brachte einen 19-Jährigen am frühen Samstagmorgen (30. März) am Südbahnhof beim illegalen Überqueren eines Gleises ins Stolpern. Nachdem er ins Gleis stürzte wurde er von einem im Gegengleis verkehrenden ICE am Rücken verletzt. Bevor er von der Bundespolizei aufgefunden wurde, hatte der junge Mann sich in ein an nahes Gebäude geflüchtet.

Gegen 01:20 Uhr vernahm ein Fahrdienstleiter am Südbahnhof – kurz nachdem der ICE 78855 vorbeigefahren war, lautstarke Schreie. Wenig später nahm er eine im Gleis liegende Person wahr und stoppte geistesgegenwärtig sofort den Zugverkehr.

Als eine alarmierte Streife der Bundespolizei nach der Person suchte, fanden die Beamten im Bereich des Gleiskörpers zunächst einen Schuh, ein Halstuch und eine Bauchtasche sowie zwei Smartphones, eines davon stark beschädigt. Während der Suche nahmen sie Geräusche auf einem Supermarktdach wahr. Kurz darauf erkannten sie frische Blutspuren, die ins das Haus nahe des Bahnhofes führten. Die Menge des Blutes legte den Schluss nahe, dass sich eine Person erheblich verletzt hatte. Absuchen, auch unter Einsatz eines Helikopters der Bundespolizei-Fliegerstaffel Oberschleißheim, erbrachten zunächst keine Anhaltspunkte, wo sich die verletzte Person befindet. Erst nachdem versucht wurde, den Weg der, teils über Kreuz führenden Blutspuren zu rekonstruieren, wurde ein 19-jähriger Vietnamese, der sich unter einer Klimaüberdachung im Bereich des Notaufstieges zum Dach versteckt hatte, ausfindig gemacht.

Der junge, in Sendling wohnende Mann wies eine etwa 20 cm lange, stark blutende Schnitt- bzw. Risswunde am Rücken auf. Zudem hatte er augenscheinlich eine Sprunggelenksfraktur erlitten. Zur Erstversorgung und Rettung des in Fürstenfeldbruck geborenen Vietnamesen waren u.a. der Notarzt und Rettungsdienst sowie die Berufsfeuerwehr München mit Drehleiter im Einsatz.

Weitere Ermittlungen ergaben, dass der 19-Jährige nach dem Sturz nah am Nebengleis zum Liegen kam und dort vermutlich von einer Achse des vorbefahrenden ICE gestreift worden war. Eine weitere Person, die der Bahnmitarbeiter flüchten sah, und die dem Verunfallten Erste Hilfe leisten wollte, war nicht mehr auffindbar. Der Vietnamese berichtete gegenüber Beamten der Bayerischen Landespolizei im Krankenhaus, dass er die „Gleise abkürzen“ wollte und „wegen eines offenen Schnursenkels ins Straucheln geraten“ war. Zuvor war er mit Bekannten in einem nahen Techno-Club.

Das Verletzungsbild war mit den Angaben in Einklang zu bringen, wodurch von einem eigenständigen und selbstverschuldeten Sturz ausgegangen und von weiteren polizeilichen Maßnahmen abgesehen wird. Der 19-Jährige befindet sich noch in stationärer Behandlung in einer Münchner Klinik, wo noch die genaueren Verletzungen diagnostiziert werden. Wegen der bestätigten Fraktur am Bein wird er um eine Operation wohl nicht herumkommen. Insgesamt hatte der junge Mann großes Glück.

Die Bundespolizei warnt in diesem Zusammenhang – wieder einmal – vor dem Betreten der Bahnanlagen und vor dem Abkürzen des Weges durch unerlaubtes Gleisüberschreiten. Der Vorfall zeigt augenscheinlich, selbst wenn man glaubt, man hat die Gefahren im Griff, dass unter Umständen auch Unzulänglichkeiten wie ein offener Schnürsenkel katastrophale Folgen für die Gesundheit oder gar das Leben haben können.