Pflegenotstand, aber die Bürokratiemühlen mahlen sehr langsam?!

Pflegenotstand, aber die Bürokratiemühlen mahlen sehr langsam?!
Symbolbild

Mehr als ein Dutzend tunesische Krankenpfleger warten seit Monaten um den tarifgebundenen Arbeitsvertrag, den Sie mit der AWO München-Stadt abgeschlossen haben, erfüllen zu können, aber die dafür benötigten Visa lassen auf sich warten.

Der bayerische Gesundheitsminister Holetschek sieht eine humanitäre Katastrophe angesichts des Pflegekräftemangels heraufziehen, allerdings Engagement, um die Katastrophe zu verhindern, wie in diesem Fall, wird nicht gerade gefördert.

Die Anwerbung von Pflegekräften im Ausland ist keine neue Idee und bei einer Jugendarbeitslosigkeit in Tunesien von 50% erscheint der Münchner AWO auch ethisch vertretbar. Die Fachpfleger*innen absolvierten ein Examen an tunesischen Universitäten und lernen derzeit Deutsch, um die Voraussetzung von mindestens B1-Sprachniveau zu erfüllen.

Für ihre Anwerbung hat der Gesetzgeber seit 1. März 2020 mit dem Fachkräfte-Einwanderungsgesetz für Unternehmen und Fachkräften aus Drittstaaten die Möglichkeit schaffen wollen, das Einreiseverfahren zu verkürzen und das sog. beschleunigte Fachkraftverfahren eingeführt. Statt Beschleunigung sieht die AWO München-Stadt aber eher langsam mahlende bürokratische Mühlen.

Nachdem die AWO die geforderten Unterlagen bei der örtlichen Ausländerbehörde eingereicht hatte, hat Bayern die Zuständigkeit auf eine zentrale Stelle verlagert. Schon dadurch wurden die vom Gesetz vorgesehenen Bearbeitungszeiten überschritten.

AWO Geschäftsführer Hans Kopp meint, dass man die Anwerbung insgesamt mit unnötig hohen Anforderungen überfrachte. Für ein Arbeitsvisum müsste eigentlich ausreichend sein, die Echtheit des Berufsexamens und das Sprachzertifikat zu prüfen, wenn Arbeitsvertrag und Wohnungsbestätigung des Arbeitgebers vorliegen. Stattdessen werde zugleich auch noch der fachliche Nachholbedarf im Anwerbeverfahren festgestellt. „Es geht doch darum den Bewerbern einen passablen Start zu ermöglichen, die fachliche und sprachliche Anpassung muss doch durch die Träger erfolgen.“ Auch weitere Regularien, wie Originalunterlagen auf dem Postweg zu versenden, dienen der Sache eher nicht.

Die tunesischen Bewerber sind zunehmend frustriert angesichts langer Wartezeiten und dem zunehmenden Bürokratieaufwand und die Münchner AWO befürchtet, dass die gut motivierten Fachpfleger wieder abspringen könnten.