Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ – neuer Standort in München

Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ – neuer Standort in München
Symbolbild

Das Bayerische Staatsministerium der Justiz finanziert die von Prof. Dr. Kolja Schiltz geleitete Präventionsambulanz am LMU Klinikum.

Ab sofort bietet das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU Klinikum) als assoziierter Standort des Präventionsnetzwerks „Kein Täter werden“ Menschen mit pädophiler Neigung therapeutische Hilfe unter Schweigepflicht. Das Bayerische Staatsministerium der Justiz finanziert die von Prof. Dr. Kolja Schiltz geleitete Präventionsambulanz am LMU Klinikum. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich: „Der Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch hat im Freistaat höchste Priorität. Deshalb haben wir unsere Strafverfolgungsstrukturen optimiert. Prävention ist ein wichtiger Baustein in unserem Maßnahmenpaket. Hinter jedem Missbrauchsfall und jedem kinderpornografischen Bild oder Video steht das unfassbare Leid eines Kindes. Wir wollen sexuellen Missbrauch von vornherein bestmöglich verhindern.“

Ziel des Hilfsangebotes ist es, Sexualstraftaten an Kindern sowie den Konsum von Missbrauchsabbildungen (sog. „Kinderpornografie“) zu verhindern und Menschen, die unter ihrer pädophilen Neigung leiden, ein straffreies und gesellschaftlich integriertes Leben zu ermöglichen. Es orientiert sich an dem gleichnamigen Pilotprojekt, das es seit 2005 an der Charité – Universitätsmedizin Berlin gibt. Mit dem neuen Standort in München arbeiten nun bundesweit dreizehn Standorte im Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ nach gemeinsamen Qualitätsstandards. Unterstützt wird das Netzwerk seit seiner Gründung auch durch die Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel: „Vorbeugende Maßnahmen sind Kinderschutz. Jede verhinderte Tat schützt ein Kind“, so der Geschäftsführer Jerome Braun.

Personen, die auf Kinder gerichtete sexuelle Fantasien bei sich feststellen, aber keinesfalls Übergriffe begehen wollen, können sich ab sofort unter der Telefonnummer +49 89 4400 55055 (Mo 9-11 Uhr, Mi 17-19 Uhr, Fr 12-14 Uhr) oder per E-Mail unter praevention@med.uni-muenchen.de in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am LMU Klinikum München melden. Hier erhalten sie Informationen zur Behandlung und können persönliche Termine vereinbaren.

Für Betroffene ist die Neigung und einhergehende Stigmatisierung häufig Grund für eine schwere psychische Belastung, wie Prof. Dr. Kolja Schiltz, Leiter des Standorts München, aus der Praxis berichtet: „Allein schon, dass die Personen die Möglichkeit haben, sich zu melden und mit jemandem zu reden, entlastet die Menschen“.

„Die Häufigkeit einer pädophilen Neigung wird – bislang erhobenen Daten zufolge – auf bis zu ein Prozent der männlichen Bevölkerung geschätzt“, erklärt Prof. Dr. Dr. Klaus M. Beier, Sprecher und Initiator des Präventionsnetzwerks. Bei den bisher zwölf deutschlandweiten Anlaufstellen konnten seit der Gründung im Jahr 2005 über 1.000 Patienten eine Therapie beginnen.

In Bayern gibt es nun mit Bamberg und München zwei Anlaufstellen für Menschen mit Pädophilie: „Zahlreiche Interessierte aus dem südbayerischen Raum suchen zwar Kontakt bei uns, eine Therapie war aber aufgrund der Entfernung oft nicht möglich – umso mehr freuen wir uns über die neue Anlaufstelle in München“, sagt Dr. Ralf Bergner-Köther, Leiter der Präventionsambulanz in Bamberg. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich: „Der Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch hat im Freistaat höchste Priorität. Deshalb haben wir unsere Strafverfolgungsstrukturen optimiert. Prävention ist ein wichtiger Baustein in unserem Maßnahmenpaket. Hinter jedem Missbrauchsfall und jedem kinderpornografischen Bild oder Video steht das unfassbare Leid eines Kindes. Wir wollen sexuellen Missbrauch von vornherein bestmöglich verhindern. Ich freue mich, dass es nun neben Bamberg einen zweiten Standort in München gibt. Die bayerische Justiz plant die Errichtung eines dritten Standorts. Dadurch verbessern wir für die Hilfesuchenden die Erreichbarkeit und die therapeutische Versorgung.“

Auf der Internetseite des Präventionsnetzwerks www.kein-taeter-werden.de erhalten Interessierte weitere Informationen und Kontaktdaten zu den Ambulanzen des Angebots in Deutschland.